Der Teufel und die Lady
zeigen könnt?“
Brenna sah sich um. Sie waren ganz allein im Seitenschiff. Sollte tatsächlich jemand die Kirche betreten, blieb ihr immer noch genug Zeit, die Miniatur wieder zu verstecken. Trotzdem konnte man nicht vorsichtig genug sein. Wenn man sie jemals dabei ertappte, dass sie verbotene Kunstwerke verkauften, würden sie beide als Teufelsanbeter auf dem Scheiterhaufen enden.
Aber nun waren sie allein, Damien stand draußen vor der Tür, und so öffnete Brenna den Beutel, um das kleine Pergament daraus hervorzuziehen. Die Kutte des Mönchs raschelte leise, als er die Hand danach ausstreckte. In einer Ecke war die Farbe leicht verschmiert, weil Brenna die Miniatur so rasch hatte verstecken müssen, aber sonst war das Selbstbildnis in keinem beklagenswerten Zustand.
„Es ist ziemlich gut“, stellte er mit kritischem Blick fest.
„Glaubt Ihr, es erzielt einen hohen Preis?“, erkundigte sie sich gereizt. Sie war es gewohnt, dass er ihre Miniaturen stets äußerst interessiert und bis ins letzte Detail betrachtete. Das ärgerte sie immer noch, machte sie jedoch nicht mehr verlegen.
Er zuckte die Achseln. „Schwer zu sagen. Es sind gefährliche Zeiten, denn der Vollstrecker beobachtet jeden einzelnen Schritt von uns. Die Leute haben Angst, uns Angebote dafür zu machen.“
Ihr wurde das Herz schwer. Ein Grund mehr, ihren Gemahl zu hassen.
„Vielleicht kann ich es schaffen, wenn Ihr mir die beiden anderen Miniaturen aus dem Zyklus ‚Die Mätressen des Königs‘ überlassen würdet?“
Brenna schüttelte den Kopf.
Meistens drückten Kirche und Krone bei vereinzelten allgemeinen erotischen Werken ein Auge zu, aber so dumm würde sie nicht sein, den König direkt zu provozieren.
„Nun gut.“ Bruder Giffard versteckte die Miniatur in seiner Kutte. „Seid guten Mutes, Kind. Eure Kunstwerke sind wirklich erlesen. Ich werde auch für dieses hier einen Käufer finden. Aber ich muss wahrscheinlich etwas weiter nach Norden gehen, um mich außer Gefahr zu begeben.“
„Glaubt Ihr, es bringt genug Gold für eine Schiffspassage ein?“
Giffard schüttelte bedächtig den Kopf. „Mit diesem kleinen Bildnis allein nicht, mein Kind.“
„Aber Ihr könnt doch eine Passage arrangieren?“
Seine Lippen wurden ganz schmal. „Das dürfte beinahe unmöglich sein. Kein Kapitän wird das Risiko eingehen wollen, ausgerechnet die Gemahlin des Vollstreckers an Bord zu nehmen.“
Gemahlin. Ein Wort, das einem Todesurteil gleichkam. Wieder schien sich ein eisernes Band um ihre Brust zu legen. „Dann könnt Ihr vielleicht eine Nachricht für meinen Bruder Nathan übermitteln?“ Sie zog eine versiegelte Schriftrolle hervor, die sie schon vor Tagen vorbereitet hatte, und hielt sie ihm hin.
Er hielt den Atem an, nahm ihr die Rolle aber nicht ab. „Das ist zu gefährlich.“
„Bitte, Bruder Giffard. Ich habe niemanden außer Euch.“
„Wenn man mich erwischt, werde ich als Verräter zum Tode verurteilt.“
„Wenn Nathan durch Euch einen Weg zu mir findet, werde ich dafür sorgen, dass man Euch großzügig belohnt und Euch überall in Italien willkommen heißt.“ Das war eine ziemlich leere Versprechung, und sie wussten es beide. „Bruder Giffard, Ihr müsst mir helfen!“
Er sah sie eine Weile stirnrunzelnd an, dann nahm er endlich die Rolle. „Ich werde mein Bestes tun, aber ich kann Euch nichts versprechen.“
„Danke.“ Erleichterung durchströmte sie. Zumindest hatte sie jetzt eine Chance.
12. KAPITEL
Regen, Regen und noch einmal Regen. Durchnässt und erschöpft kehrte James nach über einem Monat nach Windrose Castle zurück. Seine schlechte Laune hüllte ihn ein wie sein klammer Umhang. Er hatte den Baron nicht gefasst. Zur Hölle mit dem Mann, aber er hatte zu viel Verantwortung, um noch länger durch die Lande streifen zu können.
Gleich am nächsten Morgen wollte er Gabriel losschicken, um den alten Mann zu suchen. Gabriel hatte ein geradezu unheimliches Talent, die ausfindig zu machen, die sonst unauffindbar waren. Es war einfach nur Pech gewesen, dass James ihn am Tag ihres Aufbruchs nirgends hatte entdecken können.
James seufzte schwer, als er und seine Männer niedergeschlagen über den Burghof ritten. Sobald er den Maler des Zyklus „Die Mätressen des Königs“ aufgedeckt und die Burg und den Hafen gesichert hatte, würde er sich eine lange Seereise gönnen. Er sehnte sich nach Sonnenschein und Freiheit, nach der salzigen Meerluft und der Gischt, die ihm ins Gesicht sprühte. Hier
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