Der Teufel und die Lady
beraten sein, sich nicht vom Liebreiz ihres Gesichts täuschen zu lassen.
„Wo steckt Damien? Warum war meine Gemahlin allein?“, schnauzte er Gabriel an, als er Brenna auf seine Arme hob. Die alte Stichwunde an seiner Schulter schmerzte bei der Bewegung und erinnerte ihn daran, dass diese Frau kein Erbarmen verdiente.
„Sie lag schon hier, als ich kam“, erwiderte Gabriel. „Ich weiß genauso wenig wie Ihr.“
Brennas Kopf fiel nach hinten, und sie stöhnte leise auf. Fackelschein fiel auf ihr Gesicht, ihre Narbe auf der Wange wurde deutlich sichtbar. James drängte sich mit seiner Gemahlin durch die Menge. „Was ist geschehen?“, fragte er die Bediensteten.
Das Stimmengewirr erhob sich wieder, alle meldeten sich gleichzeitig zu Wort.
„Sie ist gestürzt“, antwortete einer.
„Ich habe sie in Begleitung eines Mannes gesehen.“
„Man sollte eine Frau nicht in Ketten allein zurücklassen.“
„Sie wurde hinuntergestoßen, Mylord“, rief eine große, hagere Frau in einem zerknitterten Bauerngewand.
Jede Hoffnung auf einen geruhsamen Abend zerschlug sich. Ungeachtet ihres Streits musste er sich jetzt um sie kümmern und den genauen Sachverhalt klären. Er musste sie säubern, den Umfang ihrer Verletzungen herausfinden und danach beurteilen, ob sie gestoßen worden war, versucht hatte zu fliehen oder einfach nur gestürzt war.
Gabriel und die anderen Männer folgten ihm durch das Labyrinth der Flure bis zur Treppe, die zum Turm und zu ihrer Kammer führte.
Damien lag schlafend vor Brennas Tür. James trat dem Jungen unsanft in die Seite, ehe er über ihn hinwegstieg und in die Kammer eilte, wo er seine Frau auf das Bett legte.
Der Junge stöhnte auf und blinzelte benommen.
James befahl den Männern und den Bediensteten, einen Badezuber und Wasser zu bringen. Er fasste unter seine Tunika und zog den Schlüssel für ihre Ketten hervor. Wieder unterdrückte er den Anflug von schlechtem Gewissen, weil sie so lange gefesselt gewesen war. Hastig öffnete er die Schlösser, während die Bediensteten davoneilten, um seine Befehle auszuführen.
Er hob ihren Arm an und begutachtete ihr Handgelenk. Es war rot, aber weder geschürft noch gebrochen. Dann drückte er auf ihre Fingernägel und beobachtete, wie sie weiß und sofort wieder rosa wurden.
Keine Verletzungen. Wenigstens keine, die von den Fesseln herrührten. Er ließ die Ketten klirrend zu Boden fallen. Ärger und Enttäuschung machten sich in ihm breit. Seit der Hochzeit hatte eine Krise nach der anderen sein wohlgeordnetes Leben vollkommen auf den Kopf gestellt.
Er sah sich um und überlegte, was er als Erstes tun sollte. Die Bediensteten füllten bereits den Zuber mit dampfendem Wasser. Damien hatte sich an der Tür aufgesetzt und hielt sich die Seite, in die James ihn getreten hatte.
„Damien, Junge! Wo bist du gewesen? Warum war meine Gemahlin unbewacht?“
Damien blinzelte verschlafen.
James stürmte zu ihm, packte ihn an den Schultern und zog ihn auf die Füße. „Ich habe dich gefragt, wo du zum Teufel gewesen bist!“
„Ich war genau hier.“ Der Junge fing an zu zittern, als sein Blick auf die auf dem Bett liegende Frau fiel. „O mein Gott.“
„Du solltest sie doch bewachen!“
Daniels Augen weiteten sich. „A…aber ich war doch hier.“
James hätte ihm am liebsten jedes Barthaar einzeln ausgerupft. Er schüttelte ihn noch einmal kräftig, ehe er ihn losließ. „Wenn du nicht Meirionas Bruder wärst …“
„Und der bin ich in der Tat.“ Damien nickte energisch.
„Trotzdem verdienst du eine ordentliche Tracht Prügel.“
Der Jüngling verneigte sich tief vor ihm. „Ich entschuldige mich demütigst für alles, was ich falsch gemacht habe. Die Herrin war über alle Maßen freundlich zu mir, ich würde meine rechte Hand für sie opfern.“
James sah ihn finster an. „Du sollst nicht deine Hand opfern, du sollst Befehle befolgen.“
„Aber Mylord, ich war hier – ich habe den ganzen Abend vor der Tür gelegen. Und davor habe ich Eure Gemahlin auf Schritt und Tritt begleitet, ganz wie Ihr befohlen hattet. Ich habe meinen Posten nicht verlassen, so etwas würde ich nie tun.“ Er klopfte sich leidenschaftlich auf die Brust.
Noch ehe James weiter mit dem Jungen schimpfen konnte, vernahm er vom Bett her ein Geräusch. Beide drehten sich um und eilten zur Schlafstätte.
Brenna saß hellwach da und sah gesund und munter aus, längst nicht so schwach, wie James vermutet hatte. Ihr Haar umgab ihren Kopf wie eine
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