Der Teufel und die Lady
Leben gemalt hatte?
„Unerträglicher Schuft“, fluchte sie erneut.
„Mylady?“, fragte Damien.
Sie verstaute die Miniatur in einem kleinen Beutel, ging zur Tür und öffnete sie. „Ich würde gern zum Beten gehen“, sagte sie schroff. Bruder Giffards Rückkehr war für diesen Morgen erwartet worden, vielleicht wusste er ja eine Lösung für ihr Dilemma. Und vielleicht konnte sie diese Miniatur für Gold verkaufen.
Damien schien ihren hilflosen Zorn zu spüren, denn er sah sie mitfühlend an. „Ich kann Gabriel, der James hier vertritt, bitten, etwas Nachsicht walten zu lassen, damit Ihr wenigstens unter Aufsicht mit Euren Schwestern reden könnt. Ich weiß nicht, was er davon halten wird, aber versuchen kann ich es einmal.“
Brenna presste die Lippen aufeinander und nickte. „Danke, Damien.“ Er war ein guter Junge, wirklich. Zweifellos war seine Aufgabe, sie zu bewachen, für ihn genauso langweilig und lästig wie für sie selbst.
„In die Kirche also?“, fragte er nach.
„Ja.“
Wenig später kniete sie mit gesenktem Kopf auf einer Gebetsbank vor einem Altarbild im Seitenschiff der Kirche. Damien war wie immer draußen vor der Tür stehen geblieben. Und wie immer wünschte Brenna sich, sie hätte das Altarbild überarbeiten und die Proportionen der abgebildeten Gestalten korrigieren können. Es ärgerte sie, dass man sie nicht mit dieser Aufgabe betraut hatte. Ein Mann hatte den Auftrag für das Gemälde erhalten. Nicht etwa, weil er ein besserer Maler war, nein, sondern einfach nur, weil er ein Mann war. Wäre es ihr möglich, an ihre Malutensilien heranzukommen, hätte sie heute das minderwertige Bild kühn mit weißer Farbe übergestrichen und anschließend ein völlig neues Altarbild angefangen. Da sowohl ihr Vater als auch ihr Gemahl fort waren, hätte sie niemand daran hindern können.
Bruder Giffard kam mit raschelnder Kutte auf sie zu. Wie für Benediktinermönche üblich, ging er barfuß. Auf seinen Zehen kräuselten sich Haare. Brenna hob den Kopf, um nicht länger seine hässlichen Füße sehen zu müssen. Er war ein großer Mann mit freundlichen Augen und federndem Gang. Sein Auftreten war ungezwungen und locker, was ihn zu einem beliebten und gern gesehenen Gast in vielen Häusern Englands machte. Allerdings passte sein Verhalten eher zu einem Unterhaltungskünstler bei Hof als zu einem Mönch. Daher gab es einige Bischöfe im Land, die ihn ganz offen verachteten. Auch Bischof Humphrey hatte ihn schon mehrfach unter Arrest gestellt, aber Bruder Giffard war es irgendwie immer wieder gelungen, die Freiheit zu erlangen.
„Brenna, mein Kind, ich habe gehört, was geschehen ist, und bin so schnell wie möglich gekommen.“ Er sah unverblümt auf ihre Ketten, danach bedachte er sie mit einem mitleidigen Blick, während er sich neben sie kniete. „Warum habt Ihr nicht die Reise angetreten, die wir für Euch arrangiert hatten?“
Sie seufzte. Mutter Isabella hatte sie erwartet, ja, sogar ausdrücklich ermutigt zu kommen, weil das Kloster dringend einen Maler benötigte. Die Äbtissin von La Signora del Lago hatte sogar versprochen, so viel Leinwand und Farben zur Verfügung zu stellen, wie Brenna brauchte. Sie selbst hatte die ältere Nonne vor Jahren kennengelernt, seitdem hatten sie sich regelmäßig geschrieben. „Ich kann mich nicht von diesen Ketten befreien. Ist das ganze Gold weg? Die Schiffspassage verfallen?“
„Zu meinem Bedauern …“, begann Bruder Giffard, doch Brenna winkte ab.
„Die Vergangenheit kann man nicht zurückholen. Aber ich brauche Hilfe.“
Ein Funkeln trat in seine Augen. „Was kann ich tun?“
Sie betastete ihre Handfesseln. „Ich werde noch wahnsinnig, den ganzen Tag lang angekettet zu sein, während mein Gemahl durch die Lande streift, um meinen Vater aufzuspüren. Mit meinen Schwestern darf ich nicht reden, und Nathan kann ich keine Nachricht zukommen lassen. Ich habe versucht, mich an Egmont, den Schmied, zu wenden, aber ich werde Tag und Nacht strengstens bewacht.“
Giffard legte ihr mitfühlend die Hand auf die Schulter. „Habt Ihr wenigstens gemalt? Die Farben haben Euch in schwierigen Zeiten oft Trost gespendet.“
„Mein Gemahl hat mir meine Farben weggenommen“, erwiderte sie verzweifelt.
„Mein Kind.“
Sie lehnte sich zurück und warf einen wachsamen Blick auf die massive Kirchentür. „Wo ist Pater Peter?“, flüsterte sie.
„In der Stadt, um sich mit Bischof Humphrey zu unterhalten. Habt Ihr Bilder dabei, die Ihr mir
Weitere Kostenlose Bücher