Der Teufel und die Lady
warten, bis Eure Braut sich erholt hat, und einen Tag später abreisen?«
Cullens Antwort darauf bestand darin, Evelinde mit einem Schwung aufzuheben und in Richtung Treppe zu schreiten.
Evelinde sagte sich, dass sie eigentlich entsetzt sein sollte über die Aussicht auf das, was ihr bevorstand, aber sie war sich nicht einmal sicher darüber, was ihr bevorstand. Alles war so schnell geschehen, dass Mildrede gar keine Gelegenheit gehabt hatte, sie darüber aufzuklären, was sie von ihrer Hochzeitsnacht zu erwarten haben würde, und zuvor hatte dazu keine Notwendigkeit bestanden. Doch selbst wenn sie gewusst hätte, was nun kommen würde, so nahm sie an, wäre sie nicht verängstigt gewesen. Der Mann hatte sie bislang ausschließlich zuvorkommend behandelt, und Evelinde fürchtete sich nicht vor ihm. Überhaupt stand sie im Moment allem herzlich gleichgültig gegenüber. Und sie hätte darauf vorbereitet sein sollen, dass Edda die Angelegenheit so demütigend und unerfreulich wie möglich für sie machen würde.
Evelinde sagte sich, dass sie sich noch ein letztes Mal würde zusammenreißen müssen. Was sie natürlich nicht wörtlich meinte; sie war körperlich gar nicht in der Lage, sich zusammenzureißen.
Cullen trug sie die Treppe hinauf und den Gang entlang zu ihrem Gemach, wobei er die ganze Zeit über vor sich hinmurmelte. Es schien so, als wäre Evelinde nicht die einzige Person, die Edda als ein Ärgernis empfand.
Vor der Tür hielt er an, wollte mit dem Arm, mit dem er Evelindes Beine hielt, die Tür öffnen, fuhr dann aber herum, als Edda hinter ihnen die Treppe heraufgekeucht kam.
»Das Beilager …«, sagte sie.
»Ich hoffe doch, Mylady«, schnitt Cullen ihr in warnendem Ton das Wort ab, »dass Ihr nicht etwa beabsichtigt, darauf zu bestehen, beim Vollzug unserer Ehe zugegen zu sein.«
Evelinde bezweifelte nicht, dass Edda genau das wollte. Es würde für sie eine weitere Demütigung ihrer Stieftochter bedeuten, die sie genießen konnte.
»Ich …«, setzte Edda an, aber Cullen sprach einfach weiter.
»Denn um meine Beherrschung steht es nicht zum Besten, und ich würde mir ungern meinen Hochzeitstag damit verderben, dass ich eine Frau niederschlage«, grollte er.
Evelinde wünschte aus vollstem Herzen, sie könnte das Gesicht ihrer Stiefmutter sehen. Sie hätte schwören können, dass sie Edda laut schlucken hörte, und ihre Stimme klang deutlich unsicher, als sie sagte: »Wie Ihr wünscht, Mylord.«
Cullen wartete, und Evelinde sah den Rock von Eddas Kleid aus ihrem Blickfeld verschwinden. Als dieser außer Sichtweite war, wandte Cullen sich an seine Männer, die offenbar Edda gefolgt waren, und sagte: »Sattelt die Pferde, wir werden gleich unten sein.«
Gleich? Evelinde war empört. Er würde doch nicht wirklich nur ihren Rock heben und …?
Cullen drehte sich um, betrat die Kammer und schloss die Tür dann offenbar mit dem Stiefel, denn Evelinde hörte sie mit einem Knall zuschlagen. Dann trug er sie zum Bett. Dort stand er einen Augenblick lang, und Evelinde wünschte, sie könnte sein Gesicht sehen, damit sie vielleicht erahnen könnte, was er dachte. Schließlich wandte er sich um und trug sie quer durch den Raum zum Fell vor dem Kamin, wo er sie behutsam niederlegte und das Ende des Fells zu einem Kissen zusammenrollte. Sein Blick traf kurz den Evelindes, und er nickte ihr zu, bevor er sich aufrichtete und abwandte.
Evelinde blieb mit der Frage zurück, was das Nicken bedeutet haben mochte. Hatte es sie beruhigen wollen?, fragte sie sich, während sie Cullen mit den Augen folgte.
Der Laird ging zum Bett zurück, griff nach den Decken und Fellen und zog sie beiseite. Dann tat er etwas, das Evelinde zutiefst verwirrte: Er zog sein Messer aus dem Gürtel, schnitt sich in den Arm und rieb sein Blut auf das Laken. Im nächsten Moment richtete er sich auf und kam wieder zu Evelinde herüber. Sie sah ihm entgegen, unsicher, was er vorhatte. Sie war nicht beunruhigt – bis er eine Entschuldigung murmelte und nach dem Saum ihres Kleides griff.
Evelindes Augen weiteten sich, als Cullen sanft ihre Schenkel spreizte. Sie spürte kurz einen schwachen Druck an ihrem Bein, dann zog er ihr Unterkleid wieder zurecht und beugte sich vor, um sie wieder aufzuheben.
Cullen trug Evelinde zum Bett zurück, setzte sie unmittelbar über dem Blutfleck ab und schritt einen Moment lang durch die Kammer. Evelinde folgte ihm mit dem Blick, so weit sie konnte, doch er ging in den Winkel, in dem ihre offenen
Weitere Kostenlose Bücher