Der Teufel und die Lady
beseitigten.
»Ich werde einen Besen und dergleichen holen«, sagte Mildrede.
Evelinde sah ihr nach und ließ ihren Blick dann wieder durch das Wohngemach schweifen. Es würde einige Arbeit kosten, hier sauber zu machen, doch es würde die Mühe wert sein – hoffte sie.
Sie verzog das Gesicht, als ihre Gedanken diese unerfreuliche Richtung einschlugen. Seufzend wandte sie sich zum Fenster um, lehnte sich so weit hinaus, wie sie konnte, blickte hinunter in den Burghof und genoss die frische Luft. Die Muffigkeit, die den Raum erfüllte, war wahrlich abstoßend. Evelinde argwöhnte, dass sie beim Entfernen der Binsen gewiss auf Mäuse stoßen würden, die sich in dem leeren Gemach häuslich eingerichtet hatten, möglicherweise auch auf ein, zwei Nester und vielleicht gar auf ein paar tote Tiere.
Evelinde versuchte gerade, dieses scheußliche Bild zu vertreiben, als ein leises Hüsteln sie herumfahren ließ.
»Tante Biddy«, sagte sie. Als sie die Frau im Türrahmen stehen sah, fühlte sie sich plötzlich schuldbewusst.
»Ihr wollt also das Wohngemach wieder nutzen«, sagte Cullens Tante tonlos. Sie hatte ihren Blick fest auf Evelinde geheftet, vermutlich um nicht den Rest des Raumes in Augenschein nehmen zu müssen.
»Ich hätte vorher noch mit Euch gesprochen, aber ja, ich hatte es vor«, gab Evelinde unbehaglich zu. »Sofern es Euch nicht allzu sehr betrübt. Ich dachte, dass man es hier recht heimelig haben könnte.«
»Natürlich sollt Ihr es nutzen«, murmelte Biddy. Sie blickte auf die Binsen und dann an ihrem Kleid hinab. »Es wäre Verschwendung, es nicht zu tun.«
Evelinde zögerte. »Als Cullen und ich gestern Abend von den Comyns zurückkamen, hat er mir die Klippen gezeigt, von denen Liam und die kleine Maggie in den Tod stürzten«, gestand sie dann.
Biddys Miene erstarrte kurz, wurde aber sofort wieder ausdruckslos. »Ja?«, war alles, was sie sagte.
»Ja«, erwiderte Evelinde, schwieg einen Moment, wagte sich dann aber vor. »Cullen hat mir von Jenny erzählt. Ihr habt mein Mitgefühl, Tante Biddy.«
Biddy nickte, blieb aber stumm.
Evelinde atmete leise durch. »Cullen sagte, sie habe sich selbst das Leben genommen, um nicht den Campbell heiraten zu müssen?«, fragte sie dann.
Biddy schwieg. Ihre Finger krampften sich in den Stoff ihres Kleides.
»Es tut mir leid«, sagte Evelinde leise. »Ich weiß, dass Euch dieses Thema bekümmert.« Es bedrückte auch sie selbst. Sie mochte Biddy und wollte sie gewiss nicht quälen, aber … »Glaubt Ihr, der Tod Eurer Schwester könne etwas mit dem Tod Eures Gemahls zu tun haben?«
Urplötzlich schlug Biddy mit der flachen Hand gegen den Türrahmen, so heftig, dass Evelinde zusammenzuckte und die ältere Frau mit weit aufgerissenen Augen anstarrte.
»Eine Spinne«, murmelte Biddy erklärend und wischte sich die Hand ab.
Evelinde nickte und wollte die Befragung schon abbrechen, als es doch aus ihr herausplatzte: »Ich frage mich nur, ob nicht ein Zusammenhang besteht.«
Biddy hob den Kopf. Ihre Miene war angespannt und der Blick, der Evelinde traf, fast stechend.
So streng sah sie aus, dass Evelinde sich auf die Lippe biss. »Es erscheint mir nur seltsam«, erklärte sie entschuldigend, »dass Eure Schwester mit allen Todesfällen in Verbindung steht. Sie starb zwei Wochen, ehe Euer Gemahl sein Leben verlor, und dann kamen Cullens Vater und erste Ehefrau ausgerechnet an den Klippen um, an denen sie begraben liegt. Ist es möglich, dass jemand Darach die Schuld an ihrem Tod gab, weil dieser ihr keine Zuflucht gewährt hat, damit sie nicht den Campbell heiraten musste?«
»Zuflucht?«, fragte Biddy überrascht.
Evelinde runzelte die Stirn. »Ja. War es etwa nicht das, worüber sie mit Darach reden wollte, als sie hierher zurückkam?«
»Hört zu, Evelinde«, setzte Biddy unwillig an, brach dann aber abrupt ab und wandte den Kopf. Wie aus dem Nichts stand plötzlich Tavis in der Tür. Die beiden starrten sich einen Augenblick lang an. Evelinde konnte Biddys Gesicht nicht sehen, doch die Miene von Tavis war ausdruckslos. Dann drehte Biddy sich wieder um. »Ihr könnt dieses Gemach sehr gerne wieder herrichten«, sagte sie an Evelinde gewandt. »Es ist höchste Zeit, dass jemand dies tut, auch wenn ich selbst es wohl eher nicht aufsuchen werde.«
Biddy ließ ihren Blick zu einer Ecke hinüberwandern, in der ein hölzerner Kronleuchter von der Decke hing. Er war sehr schlicht und bestand nur aus zwei sich kreuzenden Balken, an deren Enden jeweils
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