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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Ihr habt ihr das nicht geglaubt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Eines Tages bin ich ihr doch nachgegangen. An der hinteren Seite der Burgmauer gibt es einen Durchlass. Die Pforte lässt sich nur durch einen Trick öffnen, und damals kannte ich diesen Trick noch nicht, doch auf den Baum an der Mauer konnte ich klettern, und das tat ich auch …« Wieder zeigte er sein lausbübisches Grinsen. »Sie war nicht allein, und viel nachgedacht dürfte sie auch nicht haben.«
    Evelinde riss die Augen auf. »Wer war bei ihr?«
    »Ich weiß es nicht«, gab Tavis zu. »Ich konnte ihn nicht erkennen. Alles, was ich sah, waren seine Beine, die mit den ihren verschlungen waren, während die beiden auf dem Boden lagen. Die Zweige des Baums nahmen mir die Sicht. Ich habe kaum einen kurzen Blick auf die beiden erhaschen können, ehe ich herunterpurzelte, weil ich mich zu weit nach vorn gelehnt hatte.« Er lächelte spöttisch. »Ich wollte sie nicht wissen lassen, dass ich ihr nachspioniert hatte. Sie sollte nicht böse auf mich sein. Also bin ich zur Burg zurück und habe mich und meine Kratzer in die Obhut meiner Mutter begeben.«
    Sie schwiegen einen Moment, bis Tavis schließlich sagte: »Nicht lange darauf verließ Jenny uns. Schon ein paar Tage später, glaube ich. Meine Mutter war auf Hasenjagd, weil sie Eintopf machen und der Köchin ein wenig Arbeit abnehmen wollte, und Jenny war wieder einmal zu den Klippen verschwunden. Plötzlich kam sie zurückgerannt und heulte sich die Augen aus dem Kopf. Ich dachte zuerst, sie hätte sich verletzt, aber sie machte nicht den Eindruck, als würde ihr etwas wehtun. Ich fragte sie, was mit ihr los sei, doch sie schrie mich nur an, ich solle sie in Ruhe lassen, und warf mich aus ihrer Kammer. Wenige Augenblicke später kam sie mit einem kleinen Reisebeutel heraus, in den sie nur das Nötigste gepackt hatte, und hastete zu den Stallungen.« Tavis zuckte die Schultern. »Und dann ist sie einfach fortgeritten, ohne mir oder Mutter oder sonst irgendwem Lebewohl zu sagen.«
    »Sie ist ganz allein fortgeritten?«, fragte Evelinde verwundert.
    »Nay, drei Männer haben sie begleitet.«
    »Wer?«, erkundigte sich Evelinde. Vielleicht, überlegte sie, war Jennys Liebhaber unter ihnen gewesen.
    Tavis dachte nach und schüttelte dann den Kopf. »Ich weiß es nicht mehr. Ich stand auf der Treppe vor dem Wohnturm und konnte aus dieser Entfernung nur erkennen, dass insgesamt vier Menschen fortritten.«
    »Nun, irgendwer muss doch dafür gesorgt haben, dass Jenny eine Eskorte hatte«, stellte Evelinde fest. »Euer Vater vielleicht?«
    Nach kurzem Zögern schüttelte Tavis erneut den Kopf. »Ich erinnere mich nicht, ihn gesehen zu haben. Er war ausgeritten, noch bevor Jenny zu ihrem täglichen Spaziergang zu den Klippen aufgebrochen war.«
    Evelinde dachte noch stirnrunzelnd über all das nach, als Mildrede eintrat. Die Magd war mit allen möglichen Dingen bepackt: Besen, Wassereimer, Lappen und anderen Putzutensilien. Evelinde eilte ihr entgegen, um ihr den Besen und das Bündel Lappen abzunehmen, während Tavis sie von dem Eimer mit Wasser befreite, ehe alles ihren Händen entgleiten konnte.
    Der blonde Krieger stellte den Eimer ab, richtete sich dann auf und schritt auf die Tür zu. »Nun, ich mache mich wohl am besten davon, damit ich Euch nicht im Wege bin«, sagte er. »Wir sind in der großen Halle, falls Ihr uns braucht.«
    Ehe Evelinde ihn noch eine weitere Frage stellen konnte, war er verschwunden. Wahrscheinlich fürchtete er, zum Saubermachen abkommandiert zu werden, dachte Evelinde. Das war eine Sache, welche die Männer inzwischen zwar auf sich nahmen, aber nur, wenn Bezahlung in Form von Pasteten erfolgte, und Evelinde hatte gerade keine zur Hand. Sie hätte natürlich nach einigen der Dienerinnen schicken können, doch der Raum war nicht so groß, dass sie nicht auch zu zweit damit fertig werden würden. Also widmete sie sich dem Kampf gegen die Spinnweben, die von der Decke hingen, während Mildrede die Binsen zusammenfegte und in Richtung Tür schob.
    Wie befürchtet, hatte sich in der Streu Getier eingenistet. Evelinde und Mildrede quietschten immer wieder erschrocken auf, wenn sie Mäuse aufstörten und die Tierchen flohen. Jeder Aufschrei brachte umgehend Tavis und Fergus auf den Plan, bis Evelinde die beiden schließlich dazu heranzog, ihnen beim Entfernen der Binsen zu helfen, die nun zu einem großen Haufen zusammengekehrt neben der Tür lagen. Beide protestierten, doch nach einiger

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