Der Teufel vom Schefflerhof
geworden?
Sie wusste nur einen Weg – den zur Mutter. Doch was sollte diese tun? Sie war mit ihm verheiratet, und womö glich würde sie ihr nicht einmal glauben. Sie, Paola, war ganz allein auf der Welt.
Warum war sie überhaupt noch hier? Ja, sie würde fort gehen von hier, in die Stadt, würde sich eine A rbeit suchen und gutes Geld verdienen, von dem sie leben konnte. Sie brauchte die Almosen des Vaters nicht, für die sie auf einmal teuer bezahlen sollte.
War er denn total übergeschnappt ? Womöglich war er krank im Kopf und somit gar nicht verantwortlich für das, was er tat. Warum streckte er sonst seine Hände nach ihr aus, wollte die Liebe einer Frau zu einem Mann von ihr, dabei war sie sein eigen Fleisch und Blut. Ihr graute so sehr, dass sie auf einmal das Gefühl hatte, sich übergeben zu müssen. Sie schaffte es gerade noch ins Badezimmer.
10. Kapitel
Bedrückt starrte Dagmar vor sich hin. Ganz deutlich fühlte sie die Spannung, die in der Luft lag, wenn Karl und Paola zusammentrafen. Es musste etwas geschehen sein, von dem sie nichts wusste. Sie hatte Paola gefragt, doch die Tochter war nur schluchzend davongelaufen. Und als sie Karl um eine Erklärung gebeten hatte, war er ausgerastet und hatte ihr sogar mit Prügel gedroht.
Dagmar wusste keinen Rat mehr. Wen sollte sie noch fr agen? Wer konnte ihr helfen in ihrer Not?
"Was hast du denn, Dagmar?" Martin trat hinter ihren Stuhl und legte beide Hände auf ihre Schultern. "Gibt es wieder Ärger mit Karl?"
Dagmar legte den Kopf nach hinten und schaute zu ihm auf. "Ich weiß nicht mehr weiter. Meine ganze Welt ist am Zerbrechen. Irgendetwas ist zwischen Paola und Karl. Sie meiden sich, als würde nur noch Hass zwischen ihnen bestehen. Dabei ist nichts vorgefallen, zumindest weiß ich von nichts. Was soll ich nur tun, Martin?"
"Triff endlich eine Entscheidung. So kann es jede nfalls nicht mehr weitergehen", antwortete Martin einfach. "Sag Karl, dass du dich von ihm trennst. Vielleicht sollte ich mit deiner Tochter reden und ihr alles erklären."
"Das geht nicht", wehrte Dagmar sofort ab. "Danke, dass du mir helfen willst. Aber Dagmar hat ein Recht darauf, dass sie alles, wenn es denn schon sein muss, von mir erfährt. Ich hab einmal einen großen Fehler gemacht in meinem Leben, und jetzt werde ich wohl zahlen müssen dafür. Paola wird die Höhe der Rechnung bestimmen. Nur – nicht jetzt, nicht heute und nicht morgen. Bitte Martin, lass mir Zeit. Ich kann nicht einfach Paolas Welt zerstören. Ich hab unendlich Angst, sie zu verlieren."
"Und ich hab Angst, dich zu verlieren." Martin l ächelte gequält, wollte stark sein, obwohl er sich in diesem Augenblick völlig hilflos fühlte. "Du bist mit einem Mann verheiratet, der dir Angst macht, der dich behandelt, als wärest du seine Leibeigene. Kannst du denn nicht verstehen, dass ich die Frau, die ich liebe, beschützen und für sie sorgen möchte?" Erregt lief er im Zimmer auf und ab. "Ich kann nur warten, wie du entscheidest, kann mich nur dem fügen, was du für richtig ansiehst, selbst wenn ich anderer Meinung bin. Warum, Dagmar... warum kannst du mich nicht so lieben wie ich dich?"
"Das tu ich doch, und ich weiß, dass ich den Mut finden we rde, meiner Tochter alles zu erzählen. Nur jetzt kann ich noch nicht. Ich weiß selbst nicht, weshalb ich es nicht wage, denn in ein paar Wochen hat sich weder die Geschichte noch meine gegenwärtige Situation verändert."
"Deshalb triff endlich eine Entscheidung. Ich liebe dich und ich will dich für mich haben. Lass dich en dlich scheiden. Der Scheffler weiß dich nicht zu schätzen, und Paola leidet ebenfalls unter seiner grausamen Art."
"Ich muss heim, Martin." Dagmar entwand sich se inem Griff. "Heute bin ich keine gute Gesellschafterin für dich. Ich werde noch die Wirtsstube abschließen, und dann mach ich mich auf den Heimweg."
"Soll ich dich bringen?"
"Nein, danke, ich muss noch nachdenken."
Martin zog sich enttäuscht zurück. Beinahe jeden Tag versuchte er, Dagmar dazu zu bewegen, sich endlich von diesem Grobian zu trennen. Immer mei nte sie nur, der richtige Zeitpunkt sei noch nicht gekommen. Langsam begann er, an der Aufrichtigkeit ihrer Liebe zu zweifeln. Das machte ihn nicht nur traurig sondern regelrecht verzweifelt, weil er keine Möglichkeit hatte, etwas zu unternehmen. "Wie du meinst", sagte er nur. Er wandte sich zum Fenster und starrte in die
Weitere Kostenlose Bücher