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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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durch,
insgesamt fast zwanzig Stück, alle gerahmt. Sanne hier, Sanne dort, Männer,
Frauen, Katzen, Hunde, Berge, Meer und Seen. Aber keine Pferde.
    Sein Handy läutete.
    Sebastian schloss die Augen. Mit zitternden Fingern tastete er nach
dem Gerät in seiner Jackentasche.
    »Unbekannter Teilnehmer«, informierte ihn das Display. Wortlos nahm
er das Gespräch an.
    »Sebastian, was machst du da?«, fragte die Stimme.
    Er war zu keiner Antwort fähig.
    »Hatte ich dir nicht gesagt, du sollst mich nicht verärgern? Auch
nicht ein bisschen?«
    Sebastian schwieg, aber er zitterte am ganzen Körper.
    »Du weißt nicht, was du tust, Milli. Du hast keine Ahnung.«
    »Ich … ich werd sofort wieder gehen«, sagte Sebastian.
    »Dazu ist es zu spät. Ich war ja drauf und dran, die Polizei zu
rufen. Aber dann hatte ich eine bessere Idee. Lustiger, denke ich. Also: für mich lustiger. Apropos: Die Duschhaube steht dir ganz
ausgezeichnet. Viel Spaß noch.«
    Die Verbindung wurde unterbrochen.
    Eine lustigere Idee? Was konnte das bedeuten? Er hatte keine Ahnung.
Nur eines war sicher: Es war nichts Gutes.
    Als er das Gerät wieder einsteckte, schrillte die Türklingel durch
das Haus. Er fuhr herum. Das Licht über der Stiege brannte noch, man konnte es
von draußen sehen. Erneut läutete die Klingel. Sebastian blieb starr stehen.
Einen Moment später schloss jemand die Haustür auf.
    »Frau Berghofer?«, rief eine Frauenstimme. »Frau Berghofer? San S’
dahoam?«
    Sebastian tastete sich langsam rückwärts von der Tür weg.
    »Frau Berghofer? I bin’s, d’ Wagmüllerin. San S’
dahoam?«
    Harte Sohlen schritten durchs Erdgeschoss, schließlich hörte er sie
die Stiege heraufkommen.
    Sebastians Blick hetzte durch den Raum auf der Suche nach einem
Versteck, aber da war keines. Der einzige, der letzte Ausweg, der ihm blieb,
war das Schlafzimmer. Das Zimmer, in dem die tote Sanne lag.
    Mit drei Schritten war er an der Tür. Er öffnete sie schnell,
schlüpfte in das dunkle Zimmer und schloss sie lautlos wieder.
    Mit weit aufgerissenen Augen stand er in der Dunkelheit und wagte
kaum zu atmen. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte.
    Wer war die Frau? Eine Nachbarin? Wahrscheinlich. Warum war sie
hier?
    »Frau Berghofer?«, hörte er sie rufen, gedämpft durch die
geschlossene Tür.
    Natürlich. Sie war hier, weil die Stimme sie hergeschickt hatte.
Irgendeine Geschichte. Frau Berghofer ist nicht erreichbar. Haben Sie
vielleicht einen Schlüssel? Könnten Sie nicht einmal nach ihr schauen?
    Es klopfte.
    »Frau Berghofer? San S’ dahoam? I bin’s, d’ Wagmüllerin.«
Die Stimme klang atemlos, von der Anstrengung des Treppensteigens
wahrscheinlich. Noch einmal klopfte es an der Tür. »I kimm eini, wann’s
recht is.«
    Sebastian drängte sich an der Wand entlang von der Tür weg. Sie
öffnete sich, und ein Lichtstreifen fiel in den Raum. Sebastian fluchte
innerlich. Er war in die falsche Richtung ausgewichen. Er hätte hinter der Tür
sein sollen. Nun stand er direkt im Blickfeld der Frau, wenn sie hereintrat. Er
wollte weiter zurückweichen, aber eine Kommode versperrte ihm den Weg.
    Die Frau öffnete die Tür und schaltete das Licht an. Die Wagmüllerin
war eine große Frau von mächtigen Ausmaßen. Ihr erster Blick fiel auf das blutverschmierte
Gesicht der toten Susanne Berghofer in ihrem Bett. Ihr Kinn klappte nach unten,
und sie rang um Atem.
    Sebastian versuchte, um die Kommode herum auszuweichen, dabei stieß
er gegen etwas, das auf dem Möbel stand. Eine große Ziervase, die nun polternd
zur Seite kippte.
    Die Wagmüllerin fuhr herum und starrte ihn an.
    Sebastian griff zu, um die Vase aufzufangen. Sie war erstaunlich
schwer, sodass es ihm nicht gelang, sie richtig zu fassen. Reflexhaft
schleuderte er sie wieder ein wenig hoch, in dem Versuch, sie doch noch in den
Griff zu bekommen.
    Was die Wagmüllerin zu sehen bekam, war eine bebrillte, Handschuhe
und eine Duschhaube tragende Gestalt, die mit einer großen Vase rang – und das,
während ihr gesamtes vegetatives Nervensystem damit beschäftigt war, die
Information zu verarbeiten, dass jemand ihrer Nachbarin beide Augen
ausgeschossen und ihr Gehirn über die Wand ihres Schlafzimmers verteilt hatte.
    Das alles entlockte ihr einen schrillen Schrei schieren Entsetzens,
während die Vase den Händen des Bebrillten entglitt und zu Boden stürzte, wo
sie mit einem markerschütternden Klirren in Tausende Splitter zerbrach.
    Die Wagmüllerin war weit in ihren Achtzigern

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