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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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sie zu sich winkte. Er hatte mehrere schwere Beutel von seinem Gürtel gelöst und begonnen, Goldmünzen auf einen Tisch zu zählen. »Ich brauche ein Schreiben mit Eurem Siegel«, sagte er. »Damit der Kauf von niemandem angezweifelt werden kann.« Da Zehra zögerte, blaffte er sie an: »Hast du nicht gehört?« Dieser ärgerliche Ausruf veranlasste den Fürsten, nun ebenfalls in Zehras Richtung zu sehen. Und sobald sie auf unsicheren Beinen vortrat, um Michels Befehl auszuführen, bohrten sich durchdringend grüne Augen in die ihren.
    ****
    Als Vlads Blick auf die junge Zigeunerin fiel, wollte er sich zuerst desinteressiert wieder abwenden. Doch dann trafen seine Augen auf die ihren, die sich erstaunt weiteten. In dem kaum wahrnehmbaren Moment, den es dauerte, bis sie das erste Mal blinzelte, schien sie bis tief auf den Grund seiner Seele zu blicken. Ein Ausdruck, den er nicht zu deuten vermochte, huschte über ihr Gesicht. Ohne Vorwarnung schoss ihm ein gänzlich absonderlicher Gedanke durch den Kopf. Ich muss sie haben! Befremdet über die Stärke des Gefühls, das ihn so unerwartet überfiel, legte er die Stirn in Falten und versuchte, sich von ihrem Anblick loszureißen. Doch es war ihm schier unmöglich. Nichts an ihrem Aussehen war außergewöhnlich.
    Das dunkle Haar war unter einem züchtigen Kopftuch zu einem dicken Zopf geflochten; die olivfarbene Haut zwar glatt und makellos, aber nicht so hell wie bei den Schönheiten, auf die Vlad am Hof des Sultans hie und da einen Blick geworfen hatte. Nein, es waren einzig und allein die dunklen Augen, in denen etwas lag, das Vlad frösteln ließ. Es war die Art und Weise, wie sie ihn ansah, als ob sie das in ihm sehen würde, was er schon lange selbst nicht mehr finden konnte. Einige peinliche Augenblicke lang starrten sie sich an, dann senkte die junge Frau den Kopf und trat hinter den Herzog. Erst jetzt fiel Vlad auf, dass sie Papier und eine Feder in der Hand hielt.
    War sie die Schreiberin des Zigeuners? Die Frage beantwortete sich von selbst, als das Mädchen begann, die Worte festzuhalten, welche der Herzog ihr diktierte. Als sie das Geschriebene mit Sand ablöschen wollte, hob Vlad die Hand und stieß rau hervor: »Ihr könnt den Betrag auf 250 Gulden senken. Ich möchte etwas anderes von Euch.« Der Zigeuner hob erstaunt die Brauen. »Was könnte ich haben, das Ihr begehrt?«, fragte er ehrlich überrascht. Vlad schluckte trocken.
    »Sie«, sagte er tonlos und wies auf Zehra. Ihre Reaktion traf ihn bis ins Mark. »Was?«, rief sie und sprang auf, wobei sie das Tintenfass zu Boden fegte. »Nein!« Der Ausruf war noch nicht verklungen, als der Zigeuner zu ihr herumwirbelte und sie links und rechts ohrfeigte. Bevor Vlad begriff, was er tat, war er bei ihm und zwang ihm den Arm zurück an die Seite.
    »Noch ein Schlag und Ihr könnt Eurer Sippe die Totenmesse lesen lassen!«, knurrte er.
    Der Herzog erbleichte. Einige Lidschläge lang sah es so aus, als wolle er sich zur Wehr setzten, aber dann murmelte er: »Ihr könnt sie haben! Nehmt sie Euch.« »Nein!« Der Schrei war so durchdringend, dass er mehrfach von den Wänden widerhallte. Das Mädchen, das sich in der Zwischenzeit von den Hieben erholt hatte, wich vor Vlad zurück und sah sich angsterfüllt in der Halle um. »Bitte, lasst mich gehen«, flehte sie, als vier osmanische Soldaten hinter sie traten und ihr den Fluchtweg abschnitten. Und wenngleich ihre Furcht Vlads Herz berührte, befahl er den Männern, sie fortzubringen. »Krümmt ihr kein Haar«, warnte er und kehrte ihr brüsk den Rücken, damit ihn ihr totenblasses Gesicht nicht erweichen konnte. Er musste sie einfach haben! Ihr Schluchzen war wie eine Klinge in seiner Brust, aber er verschloss seine Ohren, bis die Tür der Halle ins Schloss fiel. Er konnte sie nicht gehen lassen! Das stand einfach vollkommen außer Frage! »Ändert den Betrag und fügt das Mädchen ein«, brummte er und ließ ein neues Tintenfass herbeischaffen. Dann setzte er seine Unterschrift unter das Dokument und drückte sein Siegel in das heiße Wachs. »Seht zu, dass Ihr so schnell wie möglich mit Euren Leuten verschwindet.« Je früher die Zigeuner das Land verließen, desto eher würde sich die junge Frau damit abfinden, dass eine Rückkehr zu ihnen unmöglich war. Und dann würde sie sich in ihr Schicksal fügen! Sobald die Abordnung der Sinti den Palast verlassen hatte, zog Vlad sich aus der Halle zurück und tigerte in seinem Gemach auf und ab. Obwohl es keinerlei

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