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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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urplötzlich an Nikolaus. Jetzt will er mich bestimmt nicht mehr!, schoss es ihr durch den Kopf. Auch wenn sein Verhalten schon vorher deutlich gemacht hatte, dass er sie ganz gewiss nicht mehr heiraten würde. »Seht her!«, posaunte eine Stimme hinter ihr und sie spürte die Berührung rauer Fingerkuppen an der Innenseite ihres linken Schenkels. »Das Hexenmal!« Ein Aufschrei ging durch die Reihen und der Bürgermeister dröhnte: »Ruhe!« Dann entstand hinter ihr Bewegung und weitere Hände betasteten ihr Bein. »Nun, Herr Prokurator«, hörte Zehra den Ammann über sich sagen, »ich denke, das untermauert die Aussagen der Zeugen.« Einige Augenblicke lang geschah gar nichts, dann wurde sie losgelassen.
    »Du kannst Dich wieder bedecken«, gestattete der Bürgermeister – die Anrede wechselnd, als sei sie plötzlich nicht mehr als eine Magd. Mit feuerrotem Kopf richtete Zehra sich auf und schob hastig die Röcke zurück über ihre Hüfte. Vor lauter Scham wagte sie nicht, etwas anderes anzusehen als den Fliesenboden zu ihren Füßen. So gewaltig war die Demütigung, dass sie die Gefahr, in der sie schwebte, erst begriff, als Jakob Löw neben ihr murmelte: »Das sieht nicht gut aus. Das sieht gar nicht gut aus.« Laut sagte er: »Ich bitte das Gericht darum, meine Werbung vorbringen zu dürfen.«

Kapitel 11
Ulm, Gerichtssaal, Februar 1447
    Wie versteinert verfolgte Utz von Katzenstein den Fortgang des Prozesses. Nun trat der Prokurator vor die Richterbank und deutete mit großer Geste auf Zehra. Diese stand regungslos da, die Augen niedergeschlagen, die Wangen hochrot. Zorn, wie er ihn noch nie empfunden hatte, stieg in Utz auf und ließ ihn so heftig die Hände ballen, dass seine Muskeln verkrampften. Hans Multscher, Bildhauer und ein alter Freund seines Vaters, legte ihm eine Hand auf die Schulter und drückte sie warnend. Sobald er von der Anklage gehört hatte, unter der Zehra stand, hatte er seine Arbeit liegen lassen und war ins Haus des Katzensteiners geeilt, um Beistand zu leisten.
    »Du musst Ruhe bewahren«, flüsterte er. »Es nützt niemandem, wenn du das Verfahren störst. Der Bursche da wird sie ganz gewiss reinwaschen.« Der Aufruhr in Utz’ Innerem verstärkte sich trotz der tröstenden Worte, da er Nikolaus Nidhards Schopf auf den Ausgang zusteuern sah. Offenbar war die Sache für diesen Feigling bereits entschieden. »Was bekomme ich dafür?«, hatte er Utz gefragt, als dieser ihn darum gebeten hatte, Fürbitte für Zehra zu leisten, sollte diese wider Erwarten verurteilt werden. »Du weißt doch, manus manum lavat – eine Hand wäscht die andere«, hatte er hämisch versetzt und Utz eine Mitgiftforderung genannt, die diesen hatte erbleichen lassen. »Für eine Frau, deren Ehre besudelt ist, muss man mehr bezahlen, das ist dir doch wohl klar?«, hatte er aalglatt versetzt und Utz stehen lassen. Utz’ Nasenflügel bebten, als er sich an das Gespräch erinnerte. So wie es aussah, war sich Nikolaus allerdings wohl selbst für alles Geld der Welt zu fein, für seine Verlobte einzustehen! Die Stimme des Anwalts brachte ihn in die Gegenwart zurück. »Dieser Prozess ist unzulässig«, behauptete Jakob Löw. »Dieser Richter dort«, er zeigte auf einen der Beisitzer, »ist in der Acht. Somit kann von diesem Gericht kein rechtskräftiges Urteil gefällt werden.«
    Der Bürgermeister verdrehte die Augen. »Etwas anderes fällt Euch nicht ein?«, fragte er schneidend. »Das ist alles, was ich im Moment zu sagen habe«, erwiderte der Prokurator. Der Bürgermeister seufzte, griff nach dem kleinen Hammer vor sich und ließ diesen dreimal gut vernehmlich auf den Tisch fallen. »Dann sind die Zeugen entlassen. Der nächste Gerichtstermin wird auf Mittwoch festgelegt. Bis dahin wird zweifelsfrei bewiesen sein, dass keiner der Richter in der Acht ist!« Er machte eine Pause und betrachtete Zehra mit zusammengekniffenen Augen. »Die Gefangene wird bis dahin in den Turm gebracht. Der Hausarrest erscheint mir in Anbetracht der Lage zu unsicher.«
    Utz stieß einen erschrockenen Laut aus. Das konnte doch nicht wahr sein? War es das, was Jakob Löw mit seiner Werbung erreicht hatte? »Das dürft Ihr nicht tun!«, rief er aus und schüttelte Hans Multschers Hand ab, da dieser ihn von einer Eselei abhalten wollte. Dann bahnte er sich grob einen Weg durch die Zuschauer und baute sich neben seiner mit einem Mal totenbleichen Schwester auf. »Ihr dürft sie nicht in den Turm werfen! Sie ist unschuldig!« Sowohl der

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