Der teuflische Lord (German Edition)
sie sonst eine Familie, die sich über die Ernsthaftigkeit seiner Absichten einen Überblick verschaffen wollen würde? Würde er sie für sich gewinnen können, oder war ihre Angst vor ihm durch schlechte Erfahrungen begründet?
Wie auch immer. Was sie wollte oder von ihm halten mochte spielte für ihn keine große Rolle. Die Hauptsache war, wenn sie frei für ihn war und keinen Gemahl hatte, dann würde er mit der Situation schon klarkommen. Schließlich war er ein Danber, der die Maid, die er sich ausgesucht hatte, mit allen Mitteln an sich binden würde.
Ein Gedanke, der ihm eigentlich Ruhe hätte gönnen sollen. Aber die Frage nach dem Familienstand der Maid machte ihn langsam wahnsinnig. War sie nun vermählt oder nicht? Darüber musste er so bald wie möglich Bescheid wissen. Eine Überlegung, die ihn den größten Teil der nächtlichen Stunden beschäftigte. So wurde die Nacht höllisch unbequem, höllisch nervenaufreibend und höllisch lang!
Für seinen Zustand konnte er nur einen Menschen verantwortlich machen, die Frau, die so unschuldig in seinem Bett schlummerte. Da er der Ansicht war, dass er nicht länger unter diesem Mangel an Information leiden sollte, stand bald sein Entschluss fest, hier mit einer konkreten Frage Abhilfe zu schaffen.
Seine eigenen Überlegungen hatten Waldo zutiefst unzufrieden gemacht, und da war es auch kein Wunder, dass er seine Wissenslücke auf äußerst ungebührliche und grobe Weise schließen wollte. Nur ein einziger Mensch würde ihm darüber Auskunft geben können, und das war die Frau in seinem Bett.
Also ging er zu ihr, packte sie an den Schultern und rüttelte sie wach. Das war zwar nicht die sanfteste Art, jemanden aufzuwecken. Erfolgreich war diese Methode aber allemal, wie sich schnell darin zeigte, dass ihn ihre veilchenblauen Augen erschrocken ansahen.
„Seid Ihr vermählt?“
Mit so einer Frage aus dem Schlaf gerissen zu werden war äußerst verwirrend. Deshalb antwortete Anouk auch nicht sofort. Ein erneutes Schütteln sollte die Dringlichkeit dieser Frage unterstreichen. Dadurch konnte die Maid aber nicht lang genug über ihre Antwort nachdenken. Ihr Nein entsprach zwar den Tatsachen, wollte ihr aber aus irgendeinem Grund nicht richtig erscheinen. Als sie sich daran erinnerte, dass der Mann, der sich über sie beugte, sie erwürgen wollte, bereute sie ihre Antwort sofort. Sicher war es nicht gut, ihm auch nur irgendeine Information über sich zukommen zu lassen.
Dieses eine Wort aber hatte Waldo Danbers Wissensdurst offensichtlich bereits befriedigt, denn ein erneutes Schütteln blieb aus. Auch die unterschwellige Wut, die Anouk bei ihrem Kerkermeister wahrgenommen hatte, war abgeflaut.
Für Anouk ein Alarmzeichen! Wenn der Teufel keine Wut mehr verspürte, dann konnte er sie gleich hier und jetzt erwürgen. Sie musste ihre vorher gegebene Antwort auf irgendeine Weise rückgängig machen, wenn es das war, was ihn aufgeregt hatte. Sich schnell eine Lüge auszudenken fiel vielleicht nicht ganz passend aus.
„Es ist nicht so, dass ich keine Bewerber hätte, aber ich kann mich jetzt einfach noch nicht entscheiden.“
Mit dieser Aussage hatte sie sich wohl doch für die richtige Richtung entschieden, da sich das Gesicht über ihr bedrohlich verdunkelte. Wenigstens der Teil, den man unter dem Gestrüpp, das andere einen Bart nannten, erkennen konnte.
„Ihr werdet Euch nicht entscheiden müssen, da die Entscheidung schon gefallen ist!“
Was das zu bedeuten hatte war unschwer zu erraten. Da ihr Ende schon beschlossene Sache war, spielten die erfundenen Bewerber auch keine Rolle mehr. Aber noch gab sich Anouk nicht geschlagen.
„Ich habe keine Entscheidung getroffen!“ So versuchte sie den Ritter zu provozieren, damit er seine schlechte Laune beibehielt. „Es sind so viele stattliche Männer, deren Bewerbung ich nicht einfach so abschmettern kann. Eine solche Sache sollte gut überlegt sein.“
Kam sie mit diesem Märchen weiter? Offensichtlich, da die Aussicht auf einen Beschützer nicht dazu beitrug, den Teufel von Thorn in seiner Absicht, sie zu erwürgen, zu unterstützen.
„Ihr werdet keine Möglichkeit mehr erhalten, eine Wahl zu treffen!“, erklärte Waldo erneut entschieden. Und um seine Worte zu unterstreichen, machte er sich in gewohnter Danber-Manier über die Maid her. Ein feuriger Kuss sollte ihr seinen Anspruch auf sie demonstrieren.
Anouk traf fast der Schlag. Sie lag in einem fremden Bett, stritt sich mit dem Mann, der sie
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