Der teuflische Lord (German Edition)
umbringen wollte, und wurde nun auch noch bis zur Besinnungslosigkeit geküsst.
Hatte sie vielleicht irgendetwas falsch verstanden? Bestand das Vergnügen dieses Teufels darin, eine Frau durch einen Kuss zu ersticken? Ihr die Luft zum Atmen auf eine Weise zu entziehen, die eigentlich Freude schenken sollte? War das sein perfider Plan? Ein Kuss zur Befriedigung seiner männlichen Bedürfnisse und ein Mord zur Befriedigung seines teuflischen Wesens?
Wenn das seine Absicht war, dann musste sie so schnell wie möglich darauf reagieren. Aber wie konnte sie sein krankes Verhalten sabotieren? Was würde ihn so wütend machen, dass er das Vergnügen des Tötens zur Seite schob? Eine schnelle Lösung war dringend erforderlich, da sie diesem Angriff nicht länger standhalten konnte. Ihr Geist verwirrte sich bereits aus Mangel an Sauerstoff; das nahm Anouk jedenfalls an.
Die einzige Lösung, wie sie sich von seiner überwältigenden Gegenwart befreien konnte, bestand darin, den Ritter wütend zu machen. Wütend wurde der Mann, wenn sie nicht so reagierte, wie er das erwartete. Sich zu wehren kam also schon einmal nicht in Frage. Die gegenteilige Reaktion konnte nur sein, bei seinem Tun mitzumachen.
Anouk zwang sich also dazu, ihre Arme um die kräftigen Schultern des Mannes zu legen, der sie mit seinem Kuss schon fast erstickte. Trotz mangelnder Erfahrung in dieser Richtung war es nicht einmal so schwierig, den Druck seiner Lippen zu erwidern. Sobald er merkte, dass sie sich nicht gegen ihn wehrte, würde er seine Lippen von ihren nehmen, und dann konnte sie ihn mit Worten zur Weißglut bringen.
Zum Glück folgte der Ritter Anouks Vorstellungen genau nach Plan. Auch wenn er sich zuvor noch erlaubte, außer ihrem Mund über ihr Gesicht zu streichen. Was er damit bezweckte war der Maid allerdings nicht klar. Aber sie hatte auch nicht vor, dieser Frage auf den Grund zu gehen. Immerhin konnte sie jetzt ein paar Beleidigungen von sich geben, die ihren Kerkermeister erzürnen würden.
„Wenn Ihr nicht so eine piksende Gesichtsbehaarung hättet, dann könnte man die Sache ja ganz nett finden“, flüsterte Anouk betont einschmeichelnd in Waldos Ohr.
„Ihr werdet Euch daran gewöhnen!“ Er hatte einfach nicht erkannt, dass das eine Beleidigung sein sollte.
Anouk musste also noch einen Schritt weitergehen. Wenn diese Kritik nicht reichte, so wären eine paar offenere Worte vielleicht hilfreicher.
„Gut, dass ich das nicht muss, mich an einen Bart gewöhnen, meine ich“, blieb die Maid freundlich. „Unter meinen Bewerbern sind etliche Männer ohne Gesichtsbehaarung. Ich denke, ich werde einen von ihnen nehmen. Aber vielleicht sollte ich die Sache erst einmal testen. Schließlich ist ein bartloser Mann nicht unbedingt auch einer, der gut küssen kann.“
Oh ja, die Fähigkeiten eines Mannes damit abzuwerten, dass sich ein anderer Kandidat für die gleiche Tätigkeit besser eignen würde, hatte Erfolg! Die Wut des Teufels kam zurück, stärker als zum vorherigen Zeitpunkt. Und diese Wut hatte genau den Erfolg, den sich Anouk vorgestellt hatte. Fluchend ließ der Ritter sie los, stürmte aus der Kammer und knallte die Tür hinter sich zu.
8
In Nikolas wirre Fieberträume mischte sich das Gefühl umsorgt und behütet zu werden. Die sanften Berührungen, die über seine Brust strichen, waren kühl und versprachen Erleichterung von der Hitze, der sein ganzer Körper ausgesetzt war. Nur ein Engel konnte so eine zarte Berührung zur Linderung seiner Schmerzen zustande bringen und ihm so das Paradies versprechen.
Vielleicht hatte der Himmel seine Gebete ja erhört und ihn von der immerwährenden Qual befreit, die der grausame Tod seiner Lieben für ihn bedeutete. Sicherlich würden auch noch die Erinnerungen an die hingemetzelten Körper verblassen, wenn er sich darauf einließ, der Sanftheit zu folgen, die ihn in ihren Bann zog.
Im Himmel würde sich sicher ein ebenso bezaubernder Engel um ihn kümmern wie der, der jetzt neben ihm saß. Nur an einem Ort, der absolute Erlösung versprach, würden die Engel in strahlend helle Gewänder gehüllt sein. Licht würde sich in ihrem Haar fangen, und eine Aura vollkommener Reinheit sie umgeben.
Sein Engel hatte diesen Status wohl noch nicht erreicht. Auch wenn ihr unermüdliches Tun ihm Wohltat verschaffte, musste sie sich noch in dunkle Gewänder hüllen und ihr Haar verstecken. Aus seiner Sicht hätte sie es aber durchaus verdient, für ihre Tat belohnt zu werden und zu
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