Der teuflische Lord (German Edition)
solchen Mann jedoch liebte, würde ihm das keinen Pluspunkt einbringen. Darum war Vorsicht angebracht, bis er wusste, ob er einen Anspruch auf diese Lady anmelden konnte.
„Schlaft süß, meine Schöne!“, flüsterte Waldo der Dame zu, nachdem er sich einen langen Blick auf ihr schlafendes Gesicht gegönnt hatte. Dann wandte er sich um und erfreute sich erneut an dem veränderten Aussehen seiner Kammer. Sein ganzes Heim könnte die sanfte Hand dieser Maid gebrauchen, um ebenso wohnlich und einladend zu wirken. Auch wäre es schön, diese weiblichen Dinge herumliegen zu sehen, wie den Fellumhang der Lady, der seine Sachen verdrängt hatte.
Überhaupt war der Umhang der Lady ihm ein Rätsel. Die edle Ausführung dieses Kleidungsstückes passte nicht ganz zu der weniger edlen Gewandung der Maid. Denn die ausgezeichnete Qualität der Felle setzte sich nicht im Tuch ihres Kleides fort. Während das eine Kleidungsstück sie als eine hochgestellte Edelfrau auswies, zeigte ihm das andere, dass ihre Stellung eine Stufe tiefer angesetzt werden musste. Ein Rätsel, das Waldo Danber aber nicht wirklich kümmerte. Da er schon beschlossen hatte, sie zu behalten, wenn sie noch keinem anderen Mann angehörte, interessierte ihn ihr weiterer Stand nicht.
Ein Mann konnte durch seine Ausbildung zum Ritter werden. Ein Edelfräulein erreichte diesen Status allein durch ihre Geburt. Doch das bedeutete nicht zwingend, dass sie sich ihrer Stellung gemäß benahm. Eine Lady wurde zur Lady durch ihr Verhalten. Ob sie dabei in Seide oder Sackleinen ging spielte keine Rolle.
Für Waldo zählte erst einmal ihr Familienstand und warum sie alleine in freier Natur herumgeirrt war. Ansonsten hatte er für die Zukunft schon ganz konkrete Vorstellungen. Allerdings könnte es sein, dass sich diese Vorstellungen nicht unbedingt mit denen seines Gastes deckten. So etwas jedoch wäre für einen Danber nicht wirklich ein Problem!
Er musste nur versuchen, das Interesse an seiner Person bei ihr zu schüren. Seine körperlichen Vorzüge betonen und seinen Status als Herr einer großen Burg herausstreichen. Gut, er hatte einen bereits vermählten Sohn, sogar fast schon ein Enkelkind, aber er war noch immer im besten Mannesalter. Er ging noch genauso geschickt mit seinem Schwert um wie vor zwanzig Jahren, und er konnte es mit jedem jüngeren Ritter an Ausdauer und Durchhaltevermögen aufnehmen. Für eine Lady in ihren frühen Dreißigern war er genau das passende Gegenstück. Vielleicht sollte man nur nicht gleich zu Beginn ihrer Bekanntschaft darauf hinweisen, dass er sein Danber-Temperament bei ihr einsetzen würde.
Überlegungen, die gegenstandslos waren, solange er nicht mehr über den Familienstand der Frau wusste, die so selig in seinem Bett schlummerte. Darum gönnte er der Maid das, was jedem Gast gewährt werden sollte, eine ungestörte Nachtruhe ohne seine Gesellschaft.
Ein durchaus nobler Gedanke, den Waldo Danber jedoch nicht auf die Spitze treiben wollte. Ruhe und Abgeschiedenheit waren gut und schön. Da er aber nicht so dumm war, den Preis, den er vielleicht behalten wollte, unbeaufsichtigt zu lassen, verbrachte er die Nacht im Gang vor seiner Kammertür.
* * *
Eine verdammt unbequeme Entscheidung, höllisch ungemütlich und bei dieser Jahreszeit auch nicht zu empfehlen! Waldo gab es bald nach Mitternacht auf, sich nobel verhalten zu wollen. Er war ein Danber, zum Teufel noch mal! Und ein Danber kümmerte sich nicht um ein nobles oder anständiges Verhalten. Warum also sollte er sich im zugigen Gang vor seiner Kammertür ein paar wichtige Körperteile abfrieren, wenn nur wenige Schritte weiter ein wärmendes Feuer brannte?
Die wohlgeformte, kleine Lady schlief doch sowieso, sie konnte sich durch seine Anwesenheit in seiner eigenen Kammer also gar nicht gestört fühlen. Sein Eindringen würde sie im Schlaf gar nicht mitbekommen. Und die Kälte zwang ihn ja geradezu, diese Option für sich in Anspruch zu nehmen.
Es war ja nicht so, dass er nun eine bequemere Nacht vor sich hätte, sondern nur eine wärmere. Auch auf dem Boden vor dem Kamin hatte er keine weichere Unterlage als ein Fell. Trotzdem konnte er sich nicht ganz entspannen. Er lag also vor dem Kamin und nur wenige Schritte entfernt befand sich nicht nur ein weiches Bett, sondern auch eine anschmiegsame Maid; und dieses Wissen raubte ihm weiterhin seine Ruhe und seinen erholsamen Schlaf.
Unablässig kreisten seine Gedanken um die Frage, ob sie einem anderen Mann gehörte. Hatte
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