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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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erlaube als einen sehnsuchtsvollen Herzschlag lang. Mit meinem Sohn zusammenleben und ihn aufwachsen sehen zu dürfen, das ist eine Freude, die Gott mir nicht gewährt. Einen Mann aus Liebe zu heiraten wäre nach zwei lieblosen Vereinigungen etwas Neues für mich. Leidenschaft zwischen Mann und Frau ist nicht für mich bestimmt. Gott verlangt von mir, meinem Sohn und meinem Haus in England zu dienen, dessen bin ich gewiss. Wie eine Zigeunerin zu den beiden in die Bretagne zu fliehen hieße, jede Chance auf Erbe und Titel meines Sohnes aufzugeben. Nie könnte er dann an seinen angestammten Platz in den höchsten Kreisen des Landes zurückkehren. Ich muss mich damit abfinden, dass Jasper Henrys Sache über Henrys Mutter gestellt hat.
    Selbst wenn der Rat meines sterbenden Gemahls sich als richtig erweisen wird und Henry keine Zukunft als König von England hat, muss ich Anspruch auf seine Grafschaft erheben und mich darum bemühen, dass er seine Ländereien zurückbekommt. Dies ist der Weg, den ich jetzt einschlagen muss. Wenn ich meiner Familie und meinem Sohn dienen will, muss ich mich an den Hof von York begeben, was auch immer ich von Edward und seiner bezaubernden Königin halte. Ich muss lernen, meine Feinde anzulächeln. Ich muss mir einen einflussreichen Gemahl suchen, der mich an die höchsten Stellen im Lande bringen kann und dabei genug Verstand besitzt, selbständig zu denken und seinem eigenen Ehrgeiz ebenso zu dienen wie dem meinen.

[zur Inhaltsübersicht]
    April 1472
    I ch nehme mir einen Monat Zeit, um gründlich über den Heckenrosen-Hof von York, den Hof des Thronräubers, nachzudenken. Ich muss mir überlegen, welcher der Männer in des Königs Gunst mich und meine Ländereien am besten schützen und meinen Sohn am ehesten nach Hause bringen könnte. William, jetzt als Lord Hastings geadelt, der beste Freund und Gefährte des Königs, ist bereits verheiratet und ohnehin mit Leib und Seele Edwards Mann. Niemals würde er die Interessen eines Stiefsohns gegen die seines geliebten Königs vertreten. Niemals würde er gegen York intrigieren. Ich brauche einen Gemahl, der bereit ist, sich ganz hinter meine Sache zu stellen. Im günstigsten Fall will ich einen Gemahl, der bereit ist, zum Verräter zu werden. Der Bruder der Königin, Sir Anthony Woodville, der neue Earl Rivers, wäre eigentlich ein guter Kandidat, doch es ist allbekannt, wie treu er seine Schwester liebt. Selbst wenn ich es über mich bringen würde, in diese Familie von Emporkömmlingen einzuheiraten, in die Familie einer Königin, die ihren Gemahl wie eine Hure am Straßenrand auflas, könnte ich niemanden aus ihrer Familie gegen sie und ihren Sohn, den allgemeinen Liebling, aufbringen. Sie halten zusammen wie die Briganten, die sie sind. Diese Rivers sind wie Wasser, und Wasser läuft immer zusammen. Bergab, natürlich, immer bergab.
    Ich ziehe den Bruder des Königs in Erwägung. Ich glaube nicht, dass ich damit zu hoch trachte. Schließlich bin ich die Erbin des Hauses Lancaster, es wäre nicht unklug von York, an mich heranzutreten, um die Wunden des Krieges durch Vermählung zu heilen. George, der nächste Bruder des Königs, der geübte Renegat, ist bereits mit Warwicks ältester Tochter Isabel verheiratet, die jeden Morgen erneut untröstlich sein muss, aufgrund des väterlichen Ehrgeizes diesen eitlen Narren geheiratet zu haben. Aber Richard, der jüngere Bruder, ist noch frei. Er ist fast zwanzig, sodass zwischen uns acht Jahre liegen würden, doch es sind schon unpassendere Verbindungen geschlossen worden. Soweit ich weiß, ist er seinem Bruder treu ergeben, doch wenn er erst einmal mit mir verheiratet wäre und einen Thronerben zum Stiefsohn hätte … Wie könnte ein junger Mann einem Verrat widerstehen, noch dazu ein York?
    Während ich darüber nachdenke, welchen Mann ich heiraten könnte, nagt doch Tag für Tag an mir, dass ich König Edward nicht haben kann. Wenn die schöne Elizabeth Woodville Edward nicht in die Falle gelockt hätte, wäre er jetzt die perfekte Partie für mich. Der Sohn Yorks und die Erbin des Hauses Lancaster! Zusammen hätten wir die Wunden unseres Landes heilen und meinen Sohn zum nächsten König machen können. Durch unsere Heirat hätten wir unsere Häuser vereinigt und Rivalitäten und Kriegen ein Ende bereiten können. An seinem guten Aussehen liegt mir nichts, denn ich bin bar jeder Eitelkeit und jeglicher Lust, doch rechtmäßig müsste ich seine Gemahlin sein und Königin von England werden.

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