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Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Titel: Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Sullivan
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Lebens aus den Flammen gerettet hattest, denen die Königinmutter zum Opfer fiel? Und dass du vom König eine Belobigung wegen besonderer Tapferkeit erhieltest? Sind das nicht alles Tatsachen?«
    »Doch, Herr.«
    »Ich spüre bei dir ein gewisses Widerstreben, hier zu stehen. Ist das richtig, Reuben?«
    »Ja, Herr.«
    »Der Grund ist, dass du deiner Prinzessin treu ergeben bist und nichts tun möchtest, was ihr schaden könnte. Das ist eine respektable Einstellung. Aber du bist auch ein ehrenhafter Mann, und als solcher musst du vor diesem Gericht wahrheitsgemäß aussagen. Also, Reuben, was geschah in der Nacht, in der der König ermordet wurde?«
    Hilfred trat unbehaglich von einem Bein aufs andere, holte dann tief Luft und berichtete: »Es war schon spät, und die Prinzessin lag im Bett und schlief. Ich stand auf meinem Posten an der Turmtreppe, als man den König fand. Hauptmann Wylin befahl mir, nach Prinzessin Arista zu sehen. Ehe ich an ihrer Tür war, kam sie schon heraus, weil der Lärm sie aufgeschreckt hatte.«
    »Was hatte sie an?«, fragte der Rechtsgelehrte.
    »Ein Kleid, welches, weiß ich nicht mehr.«
    »Aber sie war angekleidet, richtig? Nicht im Morgenmantel oder Nachthemd?«
    »Nein, sie war angekleidet.«
    »Du bewachst Arista seit Jahren. Hast du je erlebt, dass sie im Kleid schlief?«
    »Nein.«
    »Niemals?«
    »Nie.«
    »Aber du hast doch sicher schon vor ihrer Tür gestanden, wenn sie in ihr Zimmer ging, um sich für eine Mahlzeit oder nach einer Reise umzukleiden? Hat sie Dienerinnen, die ihr dabei helfen?«
    »Ja.«
    »Wie viele?«
    »Drei.«
    »Und wenn es ganz besonders schnell ging, wie lange brauchte sie zum Ankleiden?«
    »Weiß ich nicht genau.«
    »Schätze die Zeit, das Gericht wird dich nicht darauf festnageln.«
    »Vielleicht zwanzig Minuten.«
    »Zwanzig Minuten mit drei Dienerinnen. Das ist wirklich relativ kurz, wenn man bedenkt, wie viele Bändel und Ösen Frauenkleidung in der Regel hat. Und wie viel Zeit, würdest du sagen, lag zwischen dem Moment, als die Leiche des Königs gefunden wurde, und dem, als die Prinzessin aus ihrem Zimmer kam?«
    Hilfred zögerte.
    »Nun?«, hakte der Rechtsgelehrte nach.
    »Vielleicht zehn Minuten.«
    »Zehn Minuten, sagst du? Und als sie aus ihrem Zimmerkam, wie viele Dienerinnen waren da bei ihr?«
    »Ich habe keine gesehen.«
    »Erstaunlich! Die Prinzessin wacht plötzlich im Dunkeln auf und schafft es, sich in zehn Minuten ein aufwendiges Kleid anzuziehen, ohne dass ihr auch nur eine einzige Dienerin hilft!«
    Der Rechtsgelehrte ging wieder auf und ab, den Kopf nachdenklich gesenkt; er klopfte sich mit dem Zeigefinger auf die Lippen. Schließlich blieb er mit dem Rücken zu Hilfred stehen. Dann, als sei ihm gerade noch ein Gedanke gekommen, drehte er sich abrupt um.
    »Sag, wie hat sie die Nachricht vom Tod des Königs aufgenommen?«
    »Es war ein Schock für sie.«
    »Hat sie geweint?«
    »Bestimmt.«
    »Aber hast du sie weinen sehen ?«
    »Nein.«
    »Was geschah dann?«
    »Sie ging zu Prinz Alrics Gemächern, auf der Suche nach ihm, aber er war nicht da. Danach –«
    »Einen Augenblick bitte. Sie ging zu Alrics Gemächern? Sie erfährt, dass ihr Vater ermordet worden ist, und ihr erster Impuls ist es, zum Zimmer ihres Bruders zu gehen? Fandest du es nicht seltsam, dass sie nicht sofort zu ihrem Vater eilte? Schließlich war doch nichts gesagt worden, was darauf schließen ließ, dass ihrem Bruder etwas widerfahren war, oder?«
    »Nein.«
    »Was war dann?«
    »Sie ging zum aufgebahrten Leichnam ihres Vaters, und Alric kam auch.«
    »Nachdem der Prinz die Gefangenen zum Tode verurteilthatte, was machte die Prinzessin da?«
    »Ich weiß nicht, was Ihr meint«, antwortete Hilfred.
    »Stimmt es, dass sie zu den Gefangenen ging?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Und warst du da dabei?«
    »Ich sollte vor der Zelle warten.«
    »Warum?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Hat sie dich oft vor der Tür warten lassen, wenn sie mit Leuten sprach?«
    »Manchmal.«
    »Oft?«
    »Nein, nicht unbedingt oft.«
    »Was geschah dann?«
    »Sie hat nach Mönchen schicken lassen, die den Mördern die letzten Riten zukommen lassen sollten.«
    »Sie hat nach Mönchen schicken lassen?«, wiederholte der Rechtsgelehrte hörbar skeptisch. »Ihr Vater wird ermordet, und sie sorgt sich um die Seelen der Mörder ? Warum hat sie zwei Mönche kommen lassen? Hätte nicht einer für beide Gefangene gereicht? Und überhaupt, warum hat sie nicht den Hofpriester gerufen?«
    »Auch das

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