Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Titel: Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Sullivan
Vom Netzwerk:
gern mit einem herzhaften Frühstück, da sie dafür die Chance witterte, als Erste an den neuesten Klatsch und Tratsch zu kommen. Das Essen in Drondilsfeld schlug das, was man ihnen in der SILBERNEN KANNE aufgetischt hatte, um Längen. Ella brachte ihnen Eier, mit Puderzucker bestreutes Gebäck, frische Süßrahmbutter, Steaks, Speck, Brötchen, Pfefferkartoffeln und Bratensoße, einen Krug Apfelmost und schließlich zum Nachtisch in Ahornsirup gebackenen Apfelkuchen.
    Sie saßen in der vergleichsweise ruhigen Küche und aßen sich rundum satt. Hadrian erzählte Ella nicht viel mehr als das, was Alric schon im Burghof gesagt hatte, erwähnte aber, dass Myron sein ganzes Leben in der Abgeschiedenheit des Klosters verbracht hatte. Das schien Ella zu faszinieren: Sie quetschte den Mönch gnadenlos aus. »Dann hast du also bisher nie eine Frau gesehen, Herzchen?«, fragte sie Myron, der gerade den letzten Happen von seinem Apfelkuchen aß. Er hatte herzhaft zugelangt, und um seinen Mund klebten Kuchenkrümel.
    »Du bist die erste, mit der ich rede«, erwiderte Myron, als brüste er sich mit einer großen Leistung.
    »Wirklich?«, sagte Ella mit einem gespielt-schüchternen Lächeln. »Ich fühle mich sehr geehrt. Ich war schon lange für keinen Mann mehr die erste.« Sie lachte, aber Myron sah sie nur verwundert an.
    »Ein hübsches Heim hast du hier«, erklärte Myron. »Es wirkt sehr … solide.«
    Sie lachte wieder. »Ist doch nicht meins, Herzchen, ich arbeite hier nur. Gehören tut es den Adligen, wie all die schönenBurgen und Schlösser und Häuser. Wir gewöhnlichen Menschen wohnen in Schuppen und Elendshütten und zanken uns um das, was die wegwerfen. Darin sind wir wie Hunde, was? Aber ich beschwere mich nicht. Die Pickerings sind gar nicht so übel. Nicht so hochnäsig wie manch andere Adlige, die meinen, die Sonne geht nur ihnen zu Gefallen auf und unter. Der Graf will noch nicht mal ein Stubenmädchen. Er lässt sich auch von keinem beim Anziehen helfen. Ich hab ihn sogar schon mehr wie einmal sein Waschwasser selbst holen sehen. In solchen Dingen ist er richtig komisch. Die Jungen schlagen da nach ihm. Das sieht man da dran, dass sie ihre Pferde selbst satteln. Dieser Fanen hat doch neulich sogar einen Schmiedehammer geschwungen. Wollte unbedingt, dass Vern ihm zeigt, wie man eine Klinge ausbessert. Also, sagt doch selbst, wie viele Adlige gibt’s, die das Schmiedehandwerk lernen wollen? Mag jemand noch mehr Apfelmost?«
    Sie schüttelten alle drei den Kopf und gähnten reihum.
    »Lenare, also, die kommt nach ihrer Mutter. Die sind mir ein Paar, die zwei. Eine wie die andere so hübsch und so duftend wie eine Rose, aber sie haben ihre Dornen, das kann ich euch sagen, ein Temperament, das ist wirklich zum Fürchten. Die Tochter ist noch schlimmer wie die Mutter. Sie hat immer mit ihren Brüdern kämpfen geübt und den armen Fanen nach Strich und Faden verdroschen, bis sie dann gemerkt hat, dass sie ein Edelfräulein ist und die so was nicht machen.«
    Myron fielen die Augen zu, das Kinn sank ihm auf die Brust, und plötzlich kippte er vom Stuhl. Erschrocken rappelte er sich auf die Knie hoch. »Oh, ich bitte vielmals um Verzeihung, ich wollte nicht –«
    Ella konnte vor Lachen nichts sagen und wedelte nur beruhigend mit der Hand. »Du hattest eine lange Nacht, Herzchen«,brachte sie schließlich heraus. »Ich mach dir hinten ein Lager, eh dieser Stuhl dich noch mal abwirft.«
    Myron ließ den Kopf hängen und sagte leise: »Mit Pferden habe ich das Problem auch.«
    Alric erzählte den Pickerings alles beim gemeinsamen Frühstück. Kaum dass er am Ende seiner Geschichte angelangt war, scheuchte der Graf seine Söhne hinaus, ließ seine Offiziere rufen und ordnete eine allgemeine Mobilmachung für ganz Galilin an. Während Pickering Anweisungen erteilte, verließ Alric die große Halle und wanderte durch die Gänge der Burg. Es war das erste Mal seit dem Tod seines Vaters, dass er allein war. Bisher hatte er sich von den Geschehnissen mitgerissen gefühlt wie von der Strömung eines Flusses. Jetzt war es Zeit, dass er sein Schicksal selbst in die Hand nahm.
    In den Gängen begegnete Alric kaum jemandem. Bis auf die eine oder andere Ritterrüstung und ab und zu ein Gemälde an der Wand gab es nichts, was ihn ablenken konnte. Drondilsfeld war zwar kleiner als Schloss Essendon, fühlte sich aber seiner horizontalen Ausdehnung wegen größer an. Während Schloss Essendon mehrere Türme und hochaufragende

Weitere Kostenlose Bücher