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Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition)

Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition)

Titel: Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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nicht für die Bewaffnete Volkspolizei, so viel ist sicher.«
    »Das heißt dann wohl, dass die Bewaffnete Volkspolizei dir erzählt hat, dass ich bei dem Kloster gewesen bin«, erwiderte Shan. Er erinnerte sich besorgt daran, dass Liang einen der oliv uniformierten Beamten am Tor postiert hatte. Dieser Mann hatte beobachten können, wie Shan die Toten untersuchte.
    Lung Tso ließ den Dolch in der Luft herumwirbeln und fing ihn am Griff wieder auf, ohne seinen Blick von Shan abzuwenden.
    »Meine Ernennungsurkunde wurde vom Kommandanten des Bezirks unterzeichnet. Oberst Tan. Du hast doch sicherlich seine Bekanntschaft gemacht.« Shan konnte sich nicht vorstellen, dass Tan derartige Einwanderer in seinem Bezirk zulassen würde, ohne sich einen persönlichen Eindruck von den Neubürgern zu verschaffen und ihnen zu demonstrieren, dass er hier mit harter Hand regierte.
    Lung verzog das Gesicht. »Eisenfaust Tan haben die ihn genannt. Der Wichser ist in die Stadt gekommen und hat uns auf dem Platz antreten lassen, als wären wir neue Rekruten. Er sah alt aus. Eher wie eine rostige Faust.«
    »Er könnte dich immer noch ungespitzt in den Boden rammen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.«
    Lung nickte kaum merklich. Shan sah den Stock nicht kommen, der ihm von hinten auf die Wange schlug. Er keuchte auf, weil der stechende Schmerz ihn unvorbereitet erwischte. Als er den Kopf wandte, sah er den jungen Mann, der ihn aus der Stadt hergebracht hatte, mit einem dünnen Bambusrohr in der Hand. Nun nahm er einen mit Leder umwickelten Knüppel von einem Wandhaken. Aus dem Ende ragten zahlreiche verbogene Drahtstücke. Pionieren war normalerweise nur wenig Gepäck gestattet, aber die Siedler aus Kunming hatten es geschafft, ihr Handwerkszeug mitzubringen.
    »Dschingis kennst du ja bereits«, sagte Lung mit schmalem Lächeln und deutete auf den jungen Mann.
    Shan bemühte sich, möglichst ruhig zu klingen. »Er kommt mir gar nicht wie ein Mongole vor.«
    »Ihm gefällt bloß der Name. Ein blutrünstiger Bastard, der dafür gesorgt hat, dass die ganze bekannte Welt seinen Clan respektieren musste.«
    Wie aufs Stichwort hieb Dschingis mit dem Ende des Schlagstocks gegen eine Stuhllehne. Das Holz zersplitterte. Shan ignorierte das Blut, das von seiner Wange tropfte. Er behielt die Drahtstücke des Knüppels im Blick. Falls die sein Gesicht trafen, konnte es ihn ein Auge kosten.
    Lung murmelte eine knappe Silbe, und plötzlich wurde Shan von mehreren Händen gepackt, die ihn auf die Beine zogen, seine Taschen durchsuchten, seine Socken herunterschoben und dann die Funde auf den Tisch warfen. Sein Wagenschlüssel. Sein Taschenmesser. Ein blauer Stein, den er während seiner Haftjahre glatt gerieben hatte. Kurze Weihrauchstäbchen. Die verbliebene Tongottheit, die er in Baiyun gekauft hatte. Lung Tso nahm die kleine Figur, dann den Stein und musterte beides einen Moment lang, bevor er es wieder hinlegte. Es war, als wüsste der Bandenführer nicht genau, wonach er suchte. »Wenn du mir vielleicht sagen würdest, was du willst …«, sagte Shan.
    Lung ohrfeigte ihn. »Wer, zum Teufel, bist du?«, herrschte er ihn an. Er hieb mit der Faust auf die kleine Gottheit und zertrümmerte sie. Dann gab er den Männern hinter Shan ein Zeichen, und starke Arme drückten ihn zurück auf den Stuhl. Dschingis zog Shans Hemd auf, hielt dann inne und holte das kleine gau hervor, das Shan um den Hals trug. Das brachte die Bande vorübergehend zum Verstummen. Viele Chinesen bezeichneten ein solches Amulett als Geisterkapsel. Die Leute aus Yunnan waren für ihren Aberglauben bekannt.
    »In dem Kühlraum haben drei Leichen gelegen«, sagte Shan und versuchte, im Hinblick auf das gau unbekümmert zu wirken.Der Zettel, den er Lung Ma abgenommen hatte, steckte darin.
    »Ich weiß nur von zweien. Und ich will zurück, was uns gehört«, wiederholte Lung.
    Er wusste nur von zweien. Meng war angegriffen worden, und die Polizisten waren zu ihr gerannt und hatten die Leichen unbewacht gelassen. Falls Shan etwas gesucht hätte, das einem Mordopfer gehört hat, würde er als Erstes bei dem Leichnam nachsehen. Doch Lung wusste, dass es nicht dort zu finden war.
    »Es spielt keine Rolle, welche Vereinbarung ihr mit der Bewaffneten Volkspolizei getroffen habt. Diese Toten fallen in die Zuständigkeit eines Sonderbevollmächtigten der Öffentlichen Sicherheit und seiner Leute. Falls die glauben, dass ihr die Leichen habt, werden sie den Jadekrähen den Krieg

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