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Der Tierarzt kommt

Der Tierarzt kommt

Titel: Der Tierarzt kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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in den Pferch gehen, aber kurz davor blieb er stehen, schaute kurz hinein und lief davon. Ich rannte ihm einige Male rund um den Hof nach und versuchte es noch einmal, aber immer mit dem gleichen Ergebnis. Nach dem sechsten Lauf spürte ich die Kälte nicht mehr. Nichts ist schweißtreibender, als wenn man jungem Vieh nachjagt, und ich war so dabei, daß ich die ungastliche Welt vergaß. Und ich wußte auch, daß mir bald noch wärmer werden würde, denn dem Ochsen schien das Spiel zu gefallen.
    Ich hielt mir die Seiten und wartete, bis ich wieder Luft bekam. Dann sagte ich zu dem Farmer: »Hoffnungslos. Wir kriegen ihn da nie hinein. Vielleicht sollten wir versuchen, ihm einen Strick umzulegen.«
    »Nein, mein Junge, das ist nicht nötig. Wir kriegen ihn auch so in den Pferch.« Der alte Mann holte einen Armvoll sauberes Stroh. Er verstreute es am Gatter und im Pferch, und dann wandte er sich an mich. »Jetzt treiben Sie ihn los.«
    Ich stieß dem Ochsen die Finger in die Rippen, und er trottete los und ging schnurstracks in den Pferch.
    Mr. Stokill muß mein Erstaunen bemerkt haben.
    »Tja, er mag halt diese Pflastersteine nicht. Wenn sie mal zugedeckt sind, macht’s ihm nichts mehr aus.«
    »Ja... ja... ich sehe.« Ich folgte dem Ochsen in den Pferch.
    Es war wirklich Klauenfäule, die man so nennt, weil die Nekrose zwischen den Hufen entsetzlich stinkt, aber ich hatte damals weder Antibiotika noch Sulfonamide, die schnell heilen. Heute ist es einfach: eine Spritze, und in ein bis zwei Tagen ist das Tier gesund. Aber damals mußte ich mich mit dem infizierten Huf abplagen, hatte nichts als eine Mischung von Kupfersulfat und Teersalbe, preßte noch einen Wattebausch hinein und legte einen festen Verband an. Als ich fertig war, zog ich mir den Mantel aus und hängte ihn an einen Nagel. Ich brauchte ihn nicht mehr.
    Mr. Stokill war zufrieden. »Gut gemacht«, brummte er. »Und da drüben habe ich ein paar Ferkel mit Durchfall. Denen sollten Sie ‘ne Spritze geben.«
    Wir hatten Impfstoffe, die in solchen Fällen meistens halfen, und ich stieg zuversichtlich in die Box. Aber ich mußte mich eiligst wieder entfernen, denn die Mutter der Kleinen sah es gar nicht gern, daß ein Fremder sich an ihren Ferkeln zu schaffen machte. Als die große Schnauze mit den scharfen, gelblichen Zähnen meine Hose streifte, wußte ich, daß es Zeit zum Gehen war. Ich sprang rasch hinaus und schloß die Tür hinter mir.
    »Solange die Sau da drin ist, kann ich nichts machen, Mr. Stokill.«
    »Tja, da haben Sie recht, junger Mann. Dann hol ich die Sau mal da raus.«
    Ich hob die Hand. »Nein, lassen Sie nur, ich tue es schon.«
    Ich konnte den schmächtigen alten Mann nicht da hineingehen lassen, wo die Sau ihn sicher umgeworfen und verletzt hätte, und jetzt sah ich mich nach einer Waffe um. Eine zerbeulte Schaufel stand an der Wand, und die ergriff ich.
    »Jetzt öffnen Sie bitte die Tür«, sagte ich, »ich habe sie gleich draußen.«
    Ich hielt die Schaufel vor mir her und versuchte, die riesige Sau zur Tür zu treiben. Aber all meine Bemühungen waren vergebens; sie wandte mir stets den Kopf zu, riß die Schnauze auf und knurrte, wenn ich um sie herumtänzelte. Als sie das Schaufelblatt zwischen die Zähne nahm, machte ich Schluß.
    Ich trat aus dem Stall und sah, wie Mr. Stokill einen großen Gegenstand über die Pflastersteine zerrte.
    »Was ist das?« fragte ich.
    »Mülltonne«, brummte der alte Mann.
    »Mülltonne? Was um Himmels willen, wollen Sie damit...?«
    Er gab keine weitere Erklärung ab und ging in den Stall. Als die Sau auf ihn zukam, stülpte er ihr die Tonne über den Kopf und stieß sie dann mit dem Rücken gegen die offene Tür. Die Sau war sichtlich verwirrt über die unbekannte Finsternis, die sie umgab. Vor Schreck ging sie rückwärts, und der Farmer brauchte sie nur noch zu führen.
    Bevor sie wußte, wie ihr geschah, war sie draußen im Hof. Der alte Mann nahm ihr die Mülltonne ab. »So, Mr. Herriot, jetzt können Sie rein.«
    Er hatte es in zwanzig Sekunden geschafft.
    Das war eine Erleichterung. Ich nahm ein großes Stück Wellblech, das der Bauer bereitgelegt hatte und ging zu den Ferkeln. Ich mußte sie nur in eine Ecke pferchen, und dann war die Arbeit im Nu getan.
    Aber die Kleinen waren von der Gereiztheit ihrer Mutter angesteckt. Es war ein großer Wurf, und sechzehn Ferkel rasten wie kleine rosa Rennpferde von einer Ecke in die andere. Ich bemühte mich verzweifelt, sie einzufangen, pferchte ein

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