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Der Tierarzt kommt

Der Tierarzt kommt

Titel: Der Tierarzt kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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Gemütlich, nicht wahr?«
    »Ja... allerdings... wirklich sehr nett.«
    »Gut.« Mein Kollege ging hinter die Theke. »Und was möchtest du trinken?«
    Helen und Zoe tranken Sherry, und ich entschloß mich rasch für ein verhältnismäßig harmloses Getränk.
    »Gin Tonic bitte, Granville.«
    Den Damen schenkte er ganz normal ein, aber als er mit meinem Glas zur Ginflasche ging, schien ihn ein unkontrollierbares Zittern zu überfallen. Die Flasche hing mit dem Hals nach unten und war mit einem jener Maßstöpsel versehen, den man zum Einschenken herunterdrückt.
    Aber Granville stieß den Flaschenhals in das Glas, und sein Arm zuckte dabei, als habe er einen Schüttelanfall. Das Ergebnis war natürlich, daß ich etwa das sechsfache einer normalen Dosis bekam, und ich wollte gerade protestieren, als er schnell das Glas fortnahm und es mit Tonic, Eis und einer Scheibe Zitrone auffüllte.
    Ich sah mir die Mischung besorgt an. »Das ist aber ganz schön stark, wie?«
    »Ach was, mein Junge. Fast nur Tonic. Also dann, Prost. Ich freue mich, daß ihr beiden gekommen seid.«
    Und ich freute mich auch. Sie waren großzügige und warmherzige Menschen und hatten sich stets als gute Freunde erwiesen, und ich war in dankbarer Stimmung, als ich den ersten Schluck nahm, der mir fast die Kehle zuschnürte.
    Granville streckte die Hand aus. »Trinke noch einen, mein Junge.«
    »Sollten wir uns nicht lieber auf den Weg machen? Es ist eine schreckliche Nacht – ich frage mich übrigens, wie wir bei diesem Nebel bis nach Newcastle kommen sollen.«
    »Ach Quatsch, alter Junge.« Er nahm mein Glas, ging zur Ginflasche und schüttelte aufs neue den Arm. »Gar kein Problem, Jim. Ich kenne den Weg auswendig.«
    Wir standen um das Kaminfeuer. Helen und Zoe hatten sich offensichtlich viel zu erzählen, und Granville und ich fachsimpelten wie alle Tierärzte. Wie schön und einfach ist doch unser Beruf, wenn man in einem gemütlich warmen Zimmer mit guten Freunden und ein bißchen Alkohol im Magen darüber plaudert.
    »Noch einen für den Weg, Jim«, sagte mein Kollege.
    »Lieber nicht, Granville. Ich habe genug«, antwortete ich bestimmt. »Wir müssen jetzt weg.«
    »Jim, Jim.« Er blickte mich verletzt an. »Wir sind doch nicht in Eile. Schau, wir trinken noch ein letztes Glas, während ich dir von diesem tollen Restaurant erzähle.«
    Er ging wieder zur Ginflasche, und dieses Mal dauerte das Schütteln so lange, daß ich mich fragte, ob er nicht vielleicht an Malaria litt.
    Mit dem Glas in der Hand erläuterte er: »Es ist nicht nur das Curry. Alles dort ist erstklassig.« Er warf eine Kußhand in die Luft. »Unglaublich schmackhaft. Alle Gewürze des Orients, Jim.«
    So redete er immer weiter, und ich wünschte, er würde aufhören, denn er machte mich ganz hungrig. Ich hatte einen schweren Tag hinter mir, hatte im Hinblick auf das Festmahl nur sehr wenig gegessen, und als nun mein Kollege mir in allen Einzelheiten ausmalte, wie man in diesem Restaurant Fleisch und Fisch mit den seltensten Kräutern würzte und dann mit Safranreis servierte, lief mir das Wasser fast aus dem Mund heraus.
    Ich atmete auf, als ich endlich das dritte Glas geleert hatte und Granville Anstalten zum Aufbruch machte. Wir waren schon an der Tür, als sie sich öffnete und ein großer, stämmiger Mann uns entgegentrat.
    »Raymond!« rief Granville entzückt. »Komm herein. Ich möchte, daß du Jim Herriot kennenlernst. Jim, Raymond ist einer meiner Nachbarn – der auch der Gärtnerei sehr zugetan ist. Stimmt’s, Raymond?«
    Er antwortete mit einem feisten Lachen. »Stimmt genau, alter Junge! Du hast dir einen tollen Garten angelegt!« Granville schien eine Menge rotgesichtige, lebensfrohe Freunde zu haben – hier war ein weiteres Beispiel dafür.
    Granville war wieder hinter der Theke. »Wir müssen noch einen mit Raymond trinken.«
    Ich fühlte mich in der Falle, als er mein Glas wieder in einem Schüttelkrampf an die Flasche drückte. Den Frauen schien nichts aufzufallen. Sie waren ins Gespräch vertieft, und es sah ganz so aus, als ob sie weder die vorgerückte Stunde noch die längst fällige Essenszeit bemerkt hatten.
    Raymond verabschiedete sich gerade, als Tubby Pinder erschien. Auch er war ein begeisterter Gartenfreund, und ich war nicht überrascht, daß er rotgesichtig und lebensfroh war.
    Wir mußten noch einen mit Tubby trinken, und dann sah ich mit einigem Entsetzen, daß Granville die Ginflasche nach dem letzten Veitstanz-ähnlichen Einschenken

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