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Der Tiger im Brunnen

Der Tiger im Brunnen

Titel: Der Tiger im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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einen legendären Ruf, und jene, die damals nicht mit von der Partie waren, bereuten es heftig und verdrehten die Legende zu ihren Gunsten … Es gab lange Zeit nichts Vergleichbares, bis der große Pat Hooligan auf den Plan trat, der einer neuen Truppe seinen Namen gab.
    Goldberg teilte die Gruppe in drei Teile. Bill und Liam, beide erfahrene Einbrecher, sollten in den Hinterhof eindringen, auf das Schuppendach klettern und dort warten, bis die anderen für Ablenkung sorgten. Dann sollten sie durchs Fenster in die Wohnung einsteigen.
    Allerdings nützte die Ablenkung nichts, wenn die Tür nicht offen war, denn das war der einzige Weg, wie sie Harriet aus dem Haus bringen konnten. Goldbergs Plan sah daher so aus, dass er, Bridie bei sich, an der Haustür klopfte und das Mädchen eine Ohnmacht simulierte.
    Sobald die Tür dann aufging, wollte Goldberg laut rufen. Das war das Signal für zwei Jungen, so laut wie möglich an die Hintertür zu hämmern. Im Schutz des Lärms sollten Bill und Liam oben an die Arbeit gehen, während Goldberg und die verbleibenden zwei Jungen von vorn ins Haus eindringen würden. Goldberg und Bridie hatten den Hausflur frei zu halten, während die Jungen nach oben stürmen und mögliche Gegner in ein Handgemenge verwickeln sollten. So hatten Bill und Liam freie Hand, durch das Fenster einzusteigen und nach Harriet zu suchen.
    Goldberg, Bridie und die Jungen, die von vorn angreifen sollten, warteten, bis die anderen, lautlos durch den Regen huschend, im Dunkeln verschwunden waren. Einige Minuten vergingen, dann sagte Goldberg: »Es ist so weit.«
    Die Jungen liefen los und duckten sich hinter der niedrigen Vorgartenmauer. Goldberg und Bridie postierten sich vor der Haustür.
    »Fertig?«
    Sie nickte. Er klopfte an die Tür und Bridie lehnte sich an ihn, als hätte sie einen Schwächeanfall erlitten.
    Die Vorhänge des Erkerfensters bewegten sich und ein Gesicht blickte nach draußen. Goldberg machte eine Hilfe suchende Geste und Bridie sackte an seiner Seite zusammen.
    Man hörte, wie innen eine Tür geöffnet wurde. »Er kommt«, murmelte Goldberg.
    Der Vorhang fiel wieder zurück, als die Haustür aufging. Sofort ließ sich Bridie auf die Türschwelle fallen und der Mann, der geöffnet hatte, trat schnell einen Schritt zurück. Goldberg kniete neben ihr nieder, den Kopf nach unten gebeugt, und tat so, als wollte er sie aufheben.
    »Meine Frau hat einen Schwächeanfall – schnell, helfen Sie mir doch, sie hineinzubringen.«
    Der Mann zögerte und sah nach hinten in den Flur – und da kam Arthur Parrish aus dem Wohnzimmer. Sein Blick traf auf Goldberg und im gleichen Augenblick erkannte er ihn.
    »Schrei, Mädchen«, sagte Goldberg. Bridie schrie wie eine irische Moorhexe und Goldberg brüllte: »Los!«
    Dann passierten gleich mehrere Dinge auf einmal. Goldberg machte einen Satz nach vorn und stieß den ersten Mann gegen die Wand; Bridie sprang ihm mit gezückter Klinge nach. Ein wildes Hämmern kam von der Rückseite des Hauses, während die beiden vorn lauernden Jungen wie Aale durch die Haustür schlüpften.
    Nach Parrish kam ein weiterer Mann aus dem Wohnzimmer. Der erste Junge stieß ihm mit voller Wucht den Kopf in die Magengrube. Goldbergs Rechte traf seinen Gegner am Kinn und der Mann fiel ohnmächtig über einen Schirmständer.
    »Nach oben!«, rief Goldberg dem anderen Jungen zu. Jubelnd vor Kampfeslust stürmten sie die Treppe hinauf, drei Stufen auf einmal nehmend.
    Doch plötzlich hatte Parrish einen Revolver in der Hand.
    Er stand, mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt, ruhig da und beobachtete Goldberg mit einer derart selbstzufriedenen Miene, dass dieser Lust bekam, ihm das Gesicht auf die Tapete zu kleistern. Aber der Hahn des Revolvers war gespannt. Bridie lauerte mit zusammengekniffenen Augen auf eine Chance, näher an Parrish heranzukommen.
    Der Mann am Boden bewegte sich wieder; Goldberg trat einen Schritt vor und versetzte ihm einen Tritt.
    »Oh, Mr Goldberg«, sagte Parrish. »Sie können es nicht lassen. So werden Sie einer Auslieferung kaum entgehen, das ist Ihnen wohl klar …«
    Da ertönte von oben ein Schrei – der Angstschrei eines Kindes. Blitzschnell griff Goldberg nach einem Mantel an der Garderobe und warf ihn über den Revolver in Parrishs Hand. Dann sprang er wie ein Tiger auf seinen Gegner. Bridie wollte es ihm gleichtun, aber der Mann am Boden erwischte ihren Rocksaum und zerrte sie zu sich herunter.
    Oben waren Schreie zu hören, Türen schlugen –

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