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Der Tod bin ich

Der Tod bin ich

Titel: Der Tod bin ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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Kurzem für uns angeworben. Er ist jung, gerade eben aus dem Osten gekommen und befindet sich logischerweise in einer Orientierungsphase. Ich möchte verhindern, dass er es sich anders überlegt. Hat Razor ihn denn überhaupt schon einmal kontaktiert?
    – Wenn du mich fragst: nein.
    – Ich hatte ihn doch schon vor zwei Wochen darum gebeten.
    Selma zuckte die Achseln. Razor war ein alter Hase und wollte seinem jungen Vorgesetzten zeigen, dass er einen eigenen Kopf hatte.
    Joe trommelte mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. Er spürte, dass das gegen ihn lief. Da hieß es, kühlen Kopf bewahren. Dabei half, wenn er vor seinem inneren Auge Reverend Jones auftauchen ließ. In der Sonntagsschule hatte sich der Reverend des Öfteren hinter ihn gestellt und ihm begütigend seine warmen Hände auf die verspannten Schultern gelegt, wenn Joe vor innerer Anspannung japste und durch sein Gestottere nicht herausbrachte, was ihm schon längst auf der Zunge lag.
    – Ich möchte Razor sprechen. Schaff ihn mir ans Telefon.
    Selma verließ mit hängenden Schultern den Raum.
    Joe hatte sich entschieden, ein Exempel zu statuieren. Sergeant Finkelstein, sein Ausbilder, im Gesicht und seelisch bereits so faltig wie ein Elefantenarsch, hatte gesagt, man dürfe keinen Moment langdie Zügel schleifen lassen. Sonst werde der Zusammenhalt der Truppe so mürbe wie ein feuchter Keks.
     
19.
    Sergej parkte den Wagen in einer Nebengasse. Nun galt es abzuwarten. Am Erfolg ihrer Aktion hatte er keinen Zweifel. Natürlich würde es Aaron Malikow gelingen, mit dem jungen Physiker in Kontakt zu kommen.
    Sergej schlenderte über den Münsterplatz. Einige Tische der kleinen Brasserie waren noch frei. Er wählte einen Platz unter einem der weiß gepunkteten Sonnenschirme, von dem aus er den Seiteneingang der Kathedrale im Blick hatte. Der Kellner brachte ein Bier.
    – Ihren Ausweis bitte.
    Sergej fuhr herum. Mit Mühe widerstand er dem eingeübten Reflex, sich zu Boden fallen zu lassen, abzurollen und dabei die Waffe zu ziehen. Ein Gendarm stand hinter ihm und streckte die Hand nach dem gewünschten Papier aus.
    – Hans Stelzing?
    Sergej nickte und atmete durch. Sorgen machte er sich keine, der Pass war gut. Der Polizist blätterte sich durch das Dokument.
    – Urlaub?
    Sergej hob lächelnd das Glas. Besser war es, den Mund zu halten. Der Beamte reichte ihm den Pass.
    – Vielen Dank, weiterhin schönen Aufenthalt.
    Über das Glas hinweg sah er, was ihm eigentlich schon vorher hätte auffallen müssen: Etwa zehn Uniformierte hatten sich über den Platz verteilt und kontrollierten die Passanten. Sergej spürte ein ungutes Kribbeln im Nacken. War da Gefahr im Verzug? Die Hierarchie sinnvoller Handlungsweisen, pflegte Oberst Chalimow zu sagen, ergebe sich aus der kaltblütigen Konfrontation mit dem schlimmsten Fall. Und derlautete, dass sie Malikow auf der Spur waren. Sergej klemmte einen Schein unter das leere Glas und erhob sich. Botschaften und Kirchen gehörten schon immer zu den sicheren Orten. Im Münster wurde niemand kontrolliert. Er musste dafür sorgen, dass Malikow die Kirche nicht verließ, solange hier draußen Gendarmerie patrouillierte.
    Beim Überqueren des Platzes bedachte er seine Möglichkeiten, ihn zu warnen, ohne ihre Mission zu gefährden. Bevor er die Treppen zum Seitenportal hochstieg, holte er sein Notizbuch aus der Brusttasche, schrieb eine kurze Nachricht hinein, riss die Seite heraus und faltete sie zusammen. Vor ihm betraten zwei Ehepaare die Kirche, er hielt sich hinter ihnen, als gehöre er zu dieser Gruppe.
    Schnell hatte er Malikow ausgemacht. Er stand mit dem Jungen vor der astronomischen Uhr. Offenbar hatte er ihn dazu gebracht, ihm den Mechanismus zu erläutern. Die beiden waren so in das Gespräch vertieft, dass sie ihn nicht bemerkten.
    Die Gruppe marschierte hinter den beiden vorbei zum Mittelschiff. Er gab Malikow einen Stoß in die Seite und steckte den Zettel in seine Jacketttasche.
    – Entschuldigung, sagte Sergej.
    Malikow fuhr herum und stutzte. Abgemacht war, dass Sergej draußen wartete. Schnell hatte er sich wieder im Griff und wandte sich dem Jungen zu. Sergej lief weiter hinter den beiden Ehepaaren her und sah, wie Malikow sich abtastete und aus seiner Tasche den Zettel zog. Beruhigt drehte Sergej ab, verließ die Kirche und bezog wieder Posten auf dem Münsterplatz.
     
20.
    – Man muss schon etwas ernsthafter ins Detail gehen, sagte ich, um den komplexen Mechanismus zu verstehen. Sehen Sie

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