Der Tod bin ich
Büchlein. Die Waffe ziehen und sich das Ding sichern, dachte er. Aber das Lächeln von Fridge verlor nichts von seiner freundlichen Souveränität.
– Wie kommen wir dazu?
Fridge nahm einen Schluck aus der Tasse.
– Es ist der besondere Wunsch unseres Premierministers.
– Müssen Sie mir erklären!
– Die Ergebnisse der Genfer Atomkonferenz sind ja nun allgemein bekannt.
Joe nickte.
– Die drei Atommächte Russland, USA und das Empire haben sich auf die Einstellung aller weiteren Kernwaffenversuche geeinigt.
– Ist mir bekannt.
– Dem sind zähe Verhandlungen vorausgegangen, die größtenteils von Eisenhower und Macmillan geführt wurden. Ein zu frühes Moratorium hätte uns in die unangenehme Situation gebracht, auf ausreichende nukleare Bewaffnung verzichten zu müssen. Und Eisenhower hätte im Konfliktfall mit Russland auf keinen kompetenten Verbündeten zählen können.
– Wir haben ein Gesetz, das jede Weitergabe von Geheimnissen aus der Atomforschung an Ausländer verbietet.
– Die Teilhabe am nuklearen Potenzial steht uns zu. Der entscheidende wissenschaftliche Verweis auf die Möglichkeit einer Superbombe kam aus Birmingham. Wir haben das Memorandum andie amerikanische Regierung weitergereicht. Dass man uns dennoch die Ergebnisse des Manhattan-Projekts vorenthalten hat, war nicht fair!
– Ansichtssache!
Er zeichnete mit seinem Finger einen weitschweifigen Bogen in die Luft.
– Aber Petri und sein Notizbuch wird kaum in Genf zur Sprache gekommen sein. Kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen.
– Einen kleinen Moment, ich erkläre das gleich, sagte Fred. Eisenhower und Macmillan haben sich auf einen Kompromiss verständigt: Wir verzichten darauf, unser Waffenarsenal selbständig auszubauen, wenn wir das Nötige von Amerika bekommen. So, und damit haben wir zwei westliche Atommächte, die sich im Großen und Ganzen einig sind und als Verbündete den Sowjets auf die Finger schauen können.
Joe nickte.
– Dann sind wir uns ja einig. Gut, kommen wir zum Schluss: Aus den genannten Gründen ist es unserem Premierminister angelegen, dass wir auch im geheimdienstlichen Feld bei diesem Thema jedem nur möglichen Konflikt aus dem Wege gehen. Mit anderen Worten: Man möchte, dass wir kooperieren, und damit wären wir beim Notizbuch.
Joe überlegte, er fand jedoch keinen Haken.
– Gute Idee. Dann haben Ihre Leute den Russen um die Ecke gebracht?
Fred Fridge lächelte.
– Das Notizbuch haben Sie längst kopiert und ausgewertet?
– Aber sicher, antwortete Fred.
– Sicher haben Sie in Zürich einen Informanten, der Ihnen bei der Sache geholfen hat?
– Hören Sie zu, Joe! Wir stimmen uns künftig ab und arbeiten sogut wie möglich zusammen. Aber die Weitergabe von operativen Geheimnissen aus früheren Aktionen ist nicht geplant. Okay?
Joe nickte. Dass er nicht herausbekam, wie die Sache bewerkstelligt worden war, verdross ihn. Alles andere, entschied er, müsse man von der rosigen Seite her sehen.
– Dann wäre ja wohl ein Cognac fällig, oder?
– Ich sage nicht Nein!
TEIL III
1965
Wir spüren durchaus, wenn da eine falsche Note in einer unserer Theorien ist. Natürlich sind wir nicht immer einer Meinung. Wir streiten uns, wie Sie sich darüber streiten können, ob ein Musikstück nicht anders hätte geschrieben werden sollen. Aber letztlich ist es die Unausweichlichkeit, die eine Note oder eine Gleichung schön macht. Wenn eine Melodie auf die ursprüngliche Phrase, auf die Tonika zurückkehrt, dann spüren Sie: Das läßt sich nicht mehr verbessern.
S TEVEN W EINBERG
Die moderne Mikrophysik setzt den Beobachter wieder ein als einen kleinen Herrn der Schöpfung in seinem Mikrokosmos, mit der Fähigkeit zu (wenigstens teilweise) freier Wahl und prinzipiell unkontrollierbaren Wirkungen auf das Beobachtete. Wenn aber diese Phänomene davon abhängen, wie (mit welcher Versuchsanordnung) sie beobachtet werden, gibt es dann nicht vielleicht auch Phänomene (extra corpus), die davon abhängen, wer sie beobachtet (d.h. von der Beschaffenheit der Psyche des Beobachters)?
W OLFGANG P AULI an C.G. Jung
1.
Der Wind, der durch das offene Fenster hereinblies, blähte den leichten Vorhang wie ein Segel. Das Telefon läutete. Malikow konnte sich dem Schlaf kaum entwinden und fühlte sich unfähig, seine Gliedmaßen zu bewegen. Auf vielerlei Weise hatten seine Träume den schrillen Ton maskiert, um ihn vor dem zu bewahren, was er gleich tun musste. Er zählte. Fünf Mal ertönte das
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