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Der Tod des Bunny Munro

Der Tod des Bunny Munro

Titel: Der Tod des Bunny Munro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Cave
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verzerrt ihre gebildete, kultivierte Stimme. »Haben Sie überhaupt eine Vorstellung davon, wie sehr ich Sie verachte?« Sie lässt den Rollstuhl los, ballt die Hände zu kleinen schwarzen Fäusten und schlägt sie mit Nachdruck auf die Brust. »Von ganzem Herzen«, stößt sie hervor.
    »Ich brauche Ihre Hilfe«, sagt Bunny und merkt sofort, dass er einen grundlegenden Fehler gemacht hat. Der Plan, den er sich am Abend zuvor auf dem Sofa überlegt hatte (er brachte es immer noch nicht über sich, im Schlafzimmer zu übernachten), war ihm in dem Moment geradezu genial vorgekommen, aber jetzt löst sich die ganze Genialität in Wohlgefallen auf. Das war keine gute Idee.
    »Mein kleines Mädchen liegt unter der Erde, und Sie erdreisten sich, mich um etwas zu bitten?«
    Aber Bunny lässt nicht locker.
    »Es geht um Ihren Enkel, Mrs. Pennington«, sagt er, und obwohl die Temperatur drastisch gefallen ist, rinnen ihm kleine Schweißbäche die Schläfen hinab, und in den Achseln seines Hemds bilden sich dunkle Flecke.
    Mrs. Pennington tritt auf die Bremse des Rollstuhls, geht auf Bunny zu, was wie ein irrer Dolly-Zoom im Kino aussieht, und springt ihm fast ins Gesicht.
    »Sie haben ihr das Herz rausgerissen. Das Leben aus ihr herausgequetscht. Mein süßes, strahlendes Mädchen … jeden Tag haben Sie sie ein Stück mehr getötet … Sie und Ihre Huren … Sie haben sie umgebracht, so als hätten Sie sie im Schlaf erdrosselt …«
    Bunny taumelt einen Schritt zurück, stößt mit dem Absatz gegen den Kantstein und stolpert rückwärts, und als die Welt kippt, denkt er: ›Das war eine richtige Scheißhausidee.‹
    »Wie oft hat sie mich angerufen und sich die Augen ausgeweint … mein fröhliches, sonniges Mädchen. Sehen Sie nur, was Sie ihr angetan haben!«, zischt Mrs. Pennington, und die Tränen laufen ihr nur so übers Gesicht.
    Überraschend flink streckt ihr Mann die Hand aus und schnappt Bunny mit seiner steifen, verkrampften Klaue beim Handgelenk. Die Haut seiner Hand ist rot und seidig, und Bunny starrt sie entsetzt an.
    »Sie waren ihr … kein … Ehemann«, sagt er, und sein einst schönes Gesicht wippt wie wild auf der müden Feder des kraftlosen, lappigen Halses.
    Bunny findet das Gleichgewicht wieder und beugt sich zu Mr. Pennington runter. »Sie können ja sprechen«, sagt er.
    »Wie bitte?«, kreischt Mrs. Pennington. »Was haben Sie gesagt?«
    »Es tut mir leid«, erwidert Bunny, hebt kapitulierend die Hand und schüttelt den Kopf. »Mrs. Pennington, ich dachte bloß, Sie könnten sich vielleicht um Ihren Enkel Bunny Junior kümmern, nur für eine Weile.« Er geht einen Schritt vor und sagt etwas, das schon seit Tagen in den entlegensten Gefilden seines Bewusstseins herumgeistert und ihn jetzt mit einer vagen Besorgnis erfüllt. »Ich kann es nicht. Ich bin nicht dazu in der Lage. Ich weiß nicht, wie.«
    Mrs. Pennington schüttelt den Kopf. »Der arme, arme Junge«, sagt sie mit echter Anteilnahme. »Er hat nur noch Sie … den großen Bunny Munro …«
    »Da haben Sie ja vielleicht recht, Mrs. Pennington, aber …«
    Mrs. Pennington nimmt ein kariertes Deckchen aus einer Ledertasche am Rollstuhl und breitet es auf dem Schoß ihres Mannes aus. Dann lässt sie ihre behandschuhten Finger leicht auf seiner Schulter ruhen, und Mr. Pennington legt seine zitternde, zuckende Hand darauf.
    »Das Problem ist, Bunny, dass ich immer nur Sie vor Augen habe, wenn ich ihn ansehe«, sagt Mrs. Pennington, wobei sie Bunnys Namen ausspuckt, als wäre er etwas Faules, Stinkendes.
    Genau über Bunnys rechtem Auge hat sich ein bohrender Kopfschmerz festgesetzt.
    »Mrs. Pennington, ich flehe Sie an«, sagt er, aber er weiß eigentlich, dass es zwecklos ist.
    Die Frau zeigt mit dem Finger auf Bunny, die Augen kalt und hart wie Stein, und sagt: »Sie Schwein … Sie widerliches, verfluchtes Schwein«, dann wendet sie das Gesicht ab, als könne sie seinen Anblick keine Sekunde länger ertragen.
    Bunny steht es plötzlich bis oben – die scheelen Seitenblicke, die vorwurfsvollen Gesichter, die unverhohlene Feindseligkeit – die riesige Flutwelle von Schuldzuweisungen, die ausgerechnet an diesem Tag über ihn hereinbricht, und er sagt stinksauer zu Mrs. Pennington: »Schönen Dank auch, Oma.« Dann sieht er Mr. Pennington in seinem Rollstuhl an, der gerade empört den Finger auf ihn richten will, und zischt: »Mach’s gut, Romeo.«
    »Sie sind eine Schande«, sagt Mr. Pennington aus dem Mundwinkel.
    »Wenigstens kann ich mir

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