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Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Titel: Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Maria saßen, beide in
Schwarz, auf dem breiten Sofa. Rosas rundliches, aber immer noch hübsches
Gesicht, war vom Weinen aufgeschwollen. Maria winkte mir beinahe heiter zu, und
ich sah, daß Robert ihr einen wütenden Blick zuwarf. Rosa stand stöhnend auf.
Dann stürzte sie durch das Zimmer auf mich zu und warf mir schluchzend die Arme
um den Hals. Ich klopfte ihr auf den Rücken und murmelte Worte des Beileids.
Die Szene erinnerte mich an die emotionsgeladenen Beerdigungen meiner Kindheit,
wo die Verwandten ihren Schmerz herausgeschrien hatten — und mit uns nach Hause
gekommen waren, um sich zwei Stunden später am kalten Buffet vollzustopfen.
    Maria ließ einen Laut der Ungeduld
hören und kam zu uns herüber. Sie befreite mich aus Rosas Umklammerung und führte
ihre Tante zum Sofa zurück. Durch einen Torbogen im hinteren Teil des Zimmers
trat Jesse mit einem Kaffeetablett ein. Ich starrte ihn verdutzt an.
    Jesse grinste leicht verlegen und
stellte das Tablett auf den Couchtisch.
    »Ja, so werde ich zur Hausfrau
erzogen.«
    Rosa schneuzte sich. »Das hätte doch
Maria tun können.«
    »Maria tut schon zuviel.«
    »Arbeit kann dem Mädchen nicht
schaden.«
    Jesse zuckte nur die Achseln und machte
sich daran, den Kaffee einzuschenken. Ich ließ mich auf einem Sitzkissen nieder
und nahm eine Tasse an. Robert blieb am Kamin stehen, einen Ellbogen auf den
Sims gestützt. Als Jesse ihm Kaffee anbot, lehnte er mit einem Kopfschütteln
ab.
    »So, Elena«, sagte Rosa, »Sie
übernehmen jetzt also Franks Posten.«
    »Ich bin geschäftsführende Direktorin,
ja.«
    »Das ist gut. Das Museum muß bleiben.
Es war der Traum meines Mannes, seine inspiración.«.
    Lieber Gott, glaubte die Frau das
wirklich? Sie stellte ihren heuchlerischen Mann als eine Art Visionär dar. Ich
sah zu Jesse hinüber, der wie gebannt in seine Kaffeetasse starrte. Von Maria
kam ein schwaches Geräusch, das wie ein Prusten klang. Selbst Robert trat
unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Als ich Rosa wieder ansah, trafen
sich unsere Blicke. Ihre Augen waren hart, eine stumme Warnung, ihr ja nicht zu
widersprechen.
    Sie weiß Bescheid, dachte ich. Sie
weiß, was für ein Mensch er war, aber sie wird es niemals zugeben. Rosa de
Palma war aus dem Stoff gemacht, der Chicano-Familien zusammenhielt, die ihren
Stolz und ihre Würde bewahrten, ganz gleich, was geschah. Ich bewunderte — und
bemitleidete — sie.
    Ich wandte mich Jesse zu.
    »Es tut mir leid, daß ich jetzt vom
Geschäft sprechen muß, aber wir brauchen Sie heute im Museum. Wir möchten gern,
daß Sie noch einige Ihrer camaleónes bei uns ausstellen.«
    »Ah ja, natürlich.«
    Ich hatte befürchtet, er würde fragen,
wo. Aus naheliegenden Gründen wollte ich den Volkskunstsaal nicht erwähnen.
Doch der árbol de la vida war ruiniert, und irgend etwas mußte vor der
Eröffnung seinen Platz einnehmen. Ich hatte beschlossen, dann wenigstens Jesses
farbenfreudige Fabelwesen zu fördern.
    »Können Sie das heute noch schaffen?«
fragte ich.
    Er nickte. »Ich habe ein paar camaleónes in meinem Atelier, die sich mit den schon ausgestellten gut ergänzen.
Vielleicht ist es am besten, wenn ich gleich anfange?«
    Er schien erleichtert, einen Vorwand zu
haben, sich aus dem Staub zu machen.
    »Ja, das wäre gut. Für den Fall, daß es
Probleme geben sollte.«
    Jesse stand auf. Er gab Rosa die Hand.
Sie dankte ihm überschwenglich für alles, was er getan hatte. Maria begleitete
ihn hinaus. Als die beiden an Robert vorüberkamen, nickte der Jesse nur kurz
zu.
    Sobald die beiden hinausgegangen waren,
verließ Robert seinen Platz am Kamin und setzte sich neben Rosa.
    »Wurde langsam Zeit, daß der Kerl
geht«, murmelte er mit zusammengekniffenen Augen.
    Rosa tätschelte seine Hand. »Reg dich
nicht auf, Roberto. Das legt sich wieder. Das ist nur eine infatuación.«.
    Er knurrte etwas Unverständliches.
    »Wenn ich nicht irre«, bemerkte ich,
»mögen Sie Jesse nicht besonders.«
    »Er ist ja ein ganz netter Junge, aber
für Maria ist er nicht der Richtige. Ein flatterhaftes Ding wie sie braucht
einen älteren, gesetzteren Mann.« Wieder tätschelte sie Robert die Hand.
    Robert sah sie zornig an.
    »Wie kannst du behaupten, er wäre ein
netter Junge. Nach dem, was er meinem Bruder angetan hat!«
    »Schon gut. Sei still.«
    Jesse hatte Frank etwas angetan? »Was
ist denn passiert?« Sie tauschten einen Blick. »Ach, das ist längst vorbei«,
sagte Rosa.
    »Vorbei ja«, warf Robert ein, »aber

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