Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Titel: Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
nach Franks Ermordung würde uns jedoch ruinieren.
    Was sollte ich tun?
    Unter anderen Umständen hätte ich es
von meinen Kollegen ausgesprochen dumm gefunden, sich des Reisebüros zu
bedienen, mit dem das Museum zusammenarbeitete, und dann auch noch mit den
Schecks des Museums zu bezahlen. Aber da sie ja alle miteinander unter einer
Decke gesteckt hatten — möglicherweise gehörte auch Maria zu ihnen — , war das
für sie kein allzu großes Risiko gewesen. Der Verwaltungsrat prüfte die Bücher
einmal im Jahr. Ich sah sie mir niemals an; ich verstand sie nicht. Außerdem
wurden die Bücher im Safe aufbewahrt, wo kein unbefugtes Auge Einblick nehmen
konnte. Ich hatte ja selbst gesehen, wie Vic sie am vergangenen Abend
eingeschlossen hatte. Er hatte wahrscheinlich nur so lange gearbeitet, um die
Bücher zu frisieren. Er wußte, daß sie nach Franks Tod geprüft werden würden.
    Wäre Frank nicht gerade in einer Zeit
ermordet worden, als Tony in Peru gewesen war, hätte ich vermutlich niemals
etwas gemerkt. Und der Verwaltungsrat ebensowenig, weil Vic alle Diskrepanzen
vertuscht hätte.
    Meine Überlegungen kehrten zu der Frage
des zweiten Schlüssels zurück. Bis alles aufgeklärt war, mußte er an einem
sicheren Ort verwahrt werden. Ich ging in Franks Büro. Der Schlüsselbund hing
immer noch an seinem Haken. Ich nahm ihn herunter und streifte dabei mit der
anderen Hand einen Schmutzfleck an der Wand. Wir waren noch keinen Monat im
Haus, und schon zeigten sich die ersten Spuren von Schlamperei und
Achtlosigkeit. Spiegelung der Charakterlosigkeit der Benutzer des Hauses?
    Schluß mit den finsteren Gedanken,
Elena, sagte ich mir streng. Es war Zeit nachzusehen, wie Jesse drüben im
Volkskunstsaal vorankam.
    Er spannte gerade einen Draht, an dem
er eines seiner camaleónes aufhängen wollte. Vic, der letzte, den ich
jetzt sehen wollte, war bei ihm. Als die beiden sich nach mir umdrehten, wich
ich Vics Blick aus. Erst als ich spürte, daß er mich ansah, erwiderte ich
seinen Blick. Sein Gesicht war grau und angestrengt, seine Hose war
zerknittert, die Strickjacke war falsch geknöpft.
    Vic war offenbar auch nicht erpicht
darauf, mich zu sehen. Er entschuldigte sich ziemlich abrupt, murmelte etwas
davon, daß er noch verschiedene Rechnungen zu zahlen hätte, und ging. Ich
wandte mich Jesse zu.
    Er hob ein leuchtendes camaleón hoch und befestigte es an dem Draht. Es war eine Art Pegasus. In seinen Flügeln
fing sich der leichte Luftzug, der aus dem Ventilationssystem in die Höhe
stieg, und es begann sich langsam zu drehen, während Jesse zurücktrat. Wie
gewöhnlich lag ein Ausdruck von Ehrfurcht und Bewunderung in seinem Blick, und
ich war plötzlich angewidert. Hielt er sich denn für einen so großartigen
Künstler? Die camaleónes waren hübsch, aber zum Picasso machten sie ihn
noch lange nicht.
    Jesse mußte mein Gesicht gesehen haben.
»Was ist denn?« fragte er.
    Ich zuckte die Achseln. Am besten, ich
packte den Stier gleich bei den Hörnern.
    »Ich hab bei den de Palmas ein paar
schlimme Dinge gehört, nachdem Sie gegangen waren.«
    »Ach was?«
    »Ja. Über Sie. Und über Maria.«
    »Sie meinen, daß wir uns verlobt haben?
Eine Verlobung würde ich nicht unbedingt als etwas Schlimmes bezeichnen.«
    »Nein, um die Verlobung handelt es sich
nicht. Es geht um Franks blaues Auge. Das Sie ihm verpaßt haben.«
    Sein Gesicht verschloß sich
augenblicklich, und er wandte sich wieder dem camaleón zu. »Wer hat das
denn aufs Tapet gebracht?«
    »Robert.«
    »Typisch. Er würde selbst gern Maria
heiraten.«
    »Darum geht es nicht, Jesse. Das
Entscheidende ist, daß Ihre Auseinandersetzungen mit Frank viel ernster waren,
als von Ihnen dargestellt.«
    »Und?«
    »Und wenn man einmal zuschlägt, wird
man vielleicht auch — «
    Er fuhr herum. Die dunklen Augen waren
eisig vor Zorn. »Wollen Sie damit vielleicht sagen, ich hätte Frank
umgebracht?«
    »Ich will Ihnen damit nur sagen, wie
die Polizei das sehen wird.«
    »Und wie soll sie davon erfahren?«
    »Wenn ich es erfahren habe, wird sie es
früher oder später auch erfahren.«
    »Besonders, wenn Sie es ihr erzählen.«
    »Habe ich gesagt, daß ich das tun
werde?«
    »Das brauchen Sie gar nicht. Die
Polizei verdächtigt Sie, und Sie werden zweifellos alles tun, um Ihre Haut zu
retten.« Zweifellos. »Das nächste, was ich zu hören bekam, waren einige Details
aus Marias bunter Vergangenheit. Wissen Sie davon?«
    »Wir haben keine Geheimnisse
voreinander. Sicher, sie

Weitere Kostenlose Bücher