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Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Titel: Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Kirk.
    »Ja, gut, ich hab mich falsch
verhalten. Aber ich hab so was noch nie erlebt. Ich wußte nicht, was ich tun
sollte.«
    »Das hätte Ihnen die Vernunft sagen
müssen.«
    »Dann bin ich eben nicht vernünftig.
Ich kann’s nicht ändern. — Also, wollen Sie jetzt meinen Wagen untersuchen,
oder was geschieht jetzt?«
    »Ja, das lasse ich sofort erledigen.«
Er griff zum Telefon. »Sie können ihn in einer Stunde wiederhaben.«
    Ich stand auf. »Gut, ich hole ihn heute
mittag ab.«
    Kirk blieb sitzen, den Hörer in der
Hand.
    »Miss Oliverez, ich habe das Gefühl,
Sie verschweigen mir etwas.«
    »Ich? Wieso? Keineswegs. Ich habe mich
bemüht, Ihnen zu helfen...«
    »Ja, das ist auch so etwas
Merkwürdiges. Sie haben sich in der Tat bemüht zu helfen. Die anderen
Beteiligten haben meine Fragen beantwortet und sich dann herausgehalten. Aber
Sie — Sie bringen mir täglich neue Informationen. Warum?«
    »Weil ich den Eindruck habe, daß Sie
überhaupt nichts tun!« Die Worte waren heraus, ehe ich überlegen konnte.
    Kirks Gesicht wurde kalt. Nach einem
Moment drückender Stille sagte er: »Spätestens nach Ihrer Eröffnung werden Sie
merken, daß Ihr Eindruck trügt, Miss Oliverez.«
    Ich retirierte zur Tür.
    »Wenn Ihr Museum in dieser Stadt nicht
eine gewisse Bedeutung hätte«, fügte er hinzu, »und wenn Sie nicht eine Menge
einflußreicher Befürworter hätten, würde ich Ihnen jetzt schon zeigen, daß Ihr
Eindruck trügt — und zum Teufel mit der Eröffnungsfeier.« Er hielt inne,
versuchte offenbar, seine professionelle Gelassenheit wiederzugewinnen. »Um die
Wahrheit zu sagen, ich freue mich auf die Feier.«
    »Sie kommen hin?«
    »Um nichts in der Welt würde ich sie
mir entgehen lassen.«
    Guter Gott, hatte er vor, mich auf der
Feier zu verhaften? Oder unmittelbar danach?
    Ich drehte mich um und floh.
     
     
     

13
     
    Um Viertel nach eins war ich wieder im
Museum. Maria sah von ihrer Schreibmaschine auf, als ich hereinkam.
    »Don Carlos erwartet Sie.« Sie wies zu
Franks Büro.
    Ich warf einen Blick hinein und sah den
Vorsitzenden unseres Verwaltungsrats am Schreibtisch sitzen. Dann wandte ich
mich wieder Maria zu.
    »Sie sehen heute sehr hübsch aus.«
    Ihre Wangen waren rosig, und das Haar
hatte sie sich in einer raffinierten neuen Frisur hochgesteckt.
    »Ich hab Grund dazu.« Sie streckte mir
ihre linke Hand hin. Am dritten Finger leuchtete ein kleiner Smaragd.
    Es war Jesse und ihr also ernst mit der
Verlobung. »Herzlichen Glückwunsch«, sagte ich. »Steht das Datum schon fest?«
    »Wir fahren nächste Woche nach der
Beerdigung nach Reno und heiraten dort in aller Stille.«
    »Ich freue mich für Sie.«
    In diesem Augenblick kam Vic aus Franks
Büro. Als er mich sah, lächelte er mir zu, doch ich wich seinem Blick aus und
ging an ihm vorüber zu Carlos Bautista, der den Schreibtischsessel zum Fenster
gedreht hatte und gedankenverloren in den Garten hinaussah.
    »Guten Tag, Mr. Bautista.«
    Er drehte sich um, ein gutaussehender,
grauhaariger Mann, der besorgt die Stirn runzelte, als er die Schrammen auf
meiner Stirn sah.
    »Elena, hatten Sie einen Unfall?«
    »Nur einen kleinen. Es ist nicht
schlimm.«
    »Gott sei Dank.« Dann wies er lächelnd
auf meine verblichenen Jeans. »In diesem Museum muß sogar der Direktor kräftig
mit zupacken, wie?«
    Ich nahm die dargebotene Hand und
spürte die Welle gegenseitiger Zuneigung zwischen uns. Carlos war Witwer, und
ich fühlte seit langem, daß sein Interesse an mir über das rein Berufliche
hinausging.
    »Ich muß beim gaucamole und den quesadillas helfen«, sagte ich.
    »Dann werden sie bestimmt köstlich
schmecken.« Sein Lächeln erlosch, und er deutete zum Garten hinaus. »Sind das
die Pflanzen, für die Frank Hunderte von Dollar unseres Geldes ausgegeben hat?«
    Die dem Fenster am nächsten stehende
Azalee hing immer noch krumm.
    »Hm, ja.«
    Er schüttelte nur den Kopf.
    »Entschuldigen Sie mich einen Moment.«
    Ich ging hinaus und sah mich nach dem
Pfahl um, an dem ich die Pflanze hochbinden konnte. Er war nirgends. Doch
schließlich entdeckte ich ihn in dem Schacht des Kellerfensters unter dem
Bürofenster. Er war durch das Gitter gefallen. Ich kam mit der Hand nicht
zwischen den Stäben hindurch und gab auf. Achselzuckend ging ich wieder hinein.
    »Ich werde vor der Feier schon etwas
finden, woran ich die Pflanze hochbinden kann«, sagte ich.
    »Bitte, ja. So sieht es wirklich nicht
schön aus.«
    Ich setzte mich Carlos gegenüber.

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