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Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Titel: Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Feier an?«
    Lieber Gott, sie redete von Kleidern,
während ich praktisch schon mit einem Fuß im Gefängnis stand.
    »Ich weiß noch nicht, Mama, ich muß
Schluß machen. Ich —«
    »Ja, ich weiß, du hast viel zu tun. Bis
später dann. Ich komme natürlich mit Nick zur Eröffnung. Und morgen — «
    »Ja, ja, morgen gehe ich zum Arzt.«
    Mit einem Stoßseufzer der Erleichterung
legte ich auf, erwartete eigentlich, daß das Telefon gleich wieder zu läuten
anfangen würde. Als nichts geschah, setzte ich mich in meinen Schaukelstuhl und
schmiedete weiter meine Pläne. Wenn das so weiterging, hatte ich, bis Kirk
anrief, den ganzen Plan beisammen.
    Ich ging zu dem Regal, wo ich meine
Sammlung von silbernen milagros aufbewahrte. Diese Opfergaben, die in
vielen Kirchen Mexikos verkauft werden, sind Ausdruck der Beziehung unseres
Volkes zu unseren Heiligen und ihrer Wundertätigkeit. Man kauft ein milagro, das jenen Teil des Körpers symbolisiert, an dem eine Heilung stattgefunden hat,
und hängt es auf ein Samttuch in der Kirche.
    Das erste milagro, das ich
herunternahm, war eine stilisierte Darstellung eines Frauenkopfes. Mit einem
Lächeln über die Ironie berührte ich flüchtig die Schrammen an meiner Stirn.
Ich holte eine Schachtel für die milagros, packte jedes einzelne in sein
Filzetui und verstaute es in der Schachtel. Als das erledigt war, konnte ich
nur noch warten.
    Wieder läutete das Telefon. Diesmal war
es meine Schwester Carlota aus Minneapolis. Sie machte sich Sorgen um mich.
»Mama hat mir erzählt, daß du niedergeschlagen worden bist«, begann sie ohne
Umschweife, »und daß die Polizei dich verdächtigt, Frank de Palma umgebracht zu
haben. Ist das wahr, oder übertreibt sie?«
    »Nein, nein, es ist schon wahr.«
    »Ich soll dir sagen, du sollst zum Arzt
gehen.«
    Ich stöhnte nur.
    »Ich weiß. Ich geb’s nur weiter. Wie
geht’s dir sonst?«
    »Gut. Sei mir nicht böse, Carlota, aber
ich hab noch einen Haufen zu tun. Kann ich dich morgen zurückrufen?«
    »Natürlich. Viel Glück, Elena. Und gib
auf dich acht.«
    »Ja. Bis morgen.«
    Ich kehrte zu meinem Schaukelstuhl
zurück. Die Minuten krochen dahin. Kirk rührte sich nicht. Nun, ich brauchte
ihn ja nicht unbedingt, um meinen Plan anzuleiern. Er hatte gesagt, er würde
zur Eröffnung kommen, da konnte ich ja dann mit ihm sprechen.
    Ich duschte, nahm eine Tablette, da die
Kopfschmerzen wieder angefangen hatten, und schlüpfte in das weiße
Baumwollkleid, das ich mir extra für die Feier gekauft hatte. Sah ganz gut aus.
    Ehe ich ging, versuchte ich noch
einmal, Kirk zu erreichen, aber er war immer noch nicht da. Ich klemmte die
Schachtel mit den milagros unter den Arm, sperrte ab und fuhr ins Museum
zurück.
     
    Die Vorbereitungen liefen auf vollen
Touren. Über dem Portal flatterten Fähnchen in Rot, Grün und Weiß, den
mexikanischen Nationalfarben. Ehrenamtliche Helfer eilten mit Klapptischen und
Klappstühlen hin und her. Auf dem Parkplatz stand ein Lieferwagen, aus dem zwei
Männer Musikinstrumente abluden.
    Ich stellte meinen Wagen in der
gegenüberliegenden Ecke des Platzes ab, sperrte das Hoftor auf und ging auf
diesem Weg hinein. Ich ging sofort in den Keller und stellte die Schachtel mit
den silbernen milagros hinter einige Kartons neben einem der Regale. Ich
sah mich nach der Taschenlampe um, die ich die anderen Male, als ich hier unten
gewesen war, vorgefunden hatte, und entdeckte sie am Fuß der Treppe. Alles war
bereit.
    Rasch lief ich wieder nach oben und
steckte den Kellerschlüssel ein, nachdem ich abgesperrt hatte. Dann ging ich zu
unserer Besprechung in den Bürotrakt hinüber.
    Marias Büro war schon voller Menschen.
Sie standen um den Schreibtisch herum oder hockten auf dem Boden. Alle waren
noch in Arbeitskleidung und wirkten müde und erhitzt. Ich beschloß, die
Besprechung kurz zu machen, damit ihnen noch Zeit blieb, ein wenig auszuspannen
und sich in Ruhe umzuziehen, ehe die ersten Gäste eintrafen.
    Maria entdeckte mich sofort, als ich
kam, und winkte mir. Sie bot mir einen Sessel an, aber ich lehnte ab und lehnte
mich statt dessen an die Schreibtischkante. Ich klopfte mit dem Brieföffner an
Marias Kaffeetasse. Gleich wurde es still.
    »So weit ich sehen kann, ist alles zum
Start bereit«, sagte ich. »Aber ich werde nach der Besprechung auf jeden Fall
noch einen Rundgang machen und Einzelheiten überprüfen.«
    »Und danach jede Viertelstunde bis zum
Eintreffen der Gäste wieder einen«, bemerkte Jesse aus dem

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