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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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einer Arbeitskollegin auf: «Was grinst du denn so?»
    «Och... nichts...» lüge ich dann. Nun muß ich aber mal was tun. Und während irgendwelche uninteressanten Goethe-Zitate aufs Papier fliegen, sind meine Gedanken schon wieder bei meinem Märchenprinzen. Freue ich mich auf den Abend.
    Wenn ich mit Arne am Frühstückstisch sitze, fühle ich mich wohl, Auch wenn er seine taz liest. Aber ich will sie nicht lesen. Ich habe noch nie taz gelesen. Ich fang doch nicht wegen einem Typen an, die taz zu lesen. Ich laß mich doch nicht von einem Typen politisch beeinflussen! Ich schenke dieser Zeitung keinen Blick. Aber es stört mich nicht, wenn er liest. Andere Typen haben nicht beim Frühstück Zeitung gelesen und mir trotzdem das Gefühl einer unheimlichen Fremdheit beim Frühstück gegeben. Wenn ich mit Jochen Heiratsschwindler über den Kaffeetassen hing, dann brauchte der keine Zeitung, um mir zu vermitteln, daß er nicht von mir gefragt werden will, wann er denn wieder Zeit hat. Ein beklemmendes Tauziehen über französischem Streichkäse und belgischen Fleischtomaten: Ich, die versucht, unseren Tagesablauf zu koordinieren. (Schließlich sehen wir uns nur alle paar Wochen für ein paar Tage.) Und er, der möglichst unkonkrete Antworten gibt, um sich nicht festzulegen. Um dann, wenn er Bock hat, plötzlich bei mir in der Tür zu stehen. Jeden Morgen beim Frühstück das gleiche Tauziehen: Ihn nicht unter Druck setzen... ich will doch, daß er sich freiwillig mit mir trifft. Nicht fragen. Warten, bis er...
    Nein. Nicht wieder in weiblicher Passivität verharren. Auch wenn ich Angst habe.
    Meine Frage, zaghaft und mutig quer über den Frühstückstisch: «Wann hast du denn wieder Zeit?» Arne überlegt kurz: «Heute abend . Nach ’m Termin.»
    Schon wieder? Wieso will der sich jeden Tag mit mir treffen? Wieso erzählt der mir nicht wie andere Männer was von «Freiraum in der Beziehung» und daß man sich nicht so oft treffen sollte? Wieso will der mich heute abend schon wieder sehen?
    Ich schlucke meine Verwunderung mit dem Brotbissen zusammen still herunter und verabrede mich natürlich für den Abend mit ihm. Nach ’m Termin.

    Arne strahlt für mich Selbständigkeit und Ausgeglichenheit aus. Ich finde das unheimlich beruhigend. Früher hatte ich immer Freunde, die zehn Jahre älter waren als ich. Und als ich dann geschnallt hatte, daß die Typen die zehn Jahre Lebenserfahrung, die sie mir voraus hatten, fleißig genutzt haben, um mich unterzubuttern, da bin ich erst mal auf jüngere «umgestiegen». Hatte mir gedacht, daß das die normale Mann-Frau-Hierarchie wenigstens etwas ausgleicht, wenn ich älter bin als der Typ.
    Verhängnisvolle Illusion. Wenn mann an meinen Mutterinstinkt appelliert, macht mich das genauso unfrei. Kann ich mich noch schlechter gegen diesen verkappten Chauvinismus wehren, weil «er» doch im Grunde noch kleiner und schwächer als ich ist.
    Als ich feststelle, daß Arne nicht diesen mystischen Bemutterungstrieb in mir erweckt, atme ich auf. Endlich heißt Beziehung mal nicht, sich mitverantwortlich fühlen für jemannden, der mit sich selber noch weniger klarkommt als ich.
    An der Art, wie er einkauft oder kocht, merkt frau, daß er es gewohnt ist, seit Jahren seinen eigenen Haushalt zu führen. Alles mit einer ganz großen Selbstverständlichkeit macht. Nicht so unbeholfen wie andere Männer in Haushaltssachen. Manchmal muß ich echt weggucken, wenn Männer in der Küche rumwurschteln. Kann das gar nicht mit ansehen, wie tapsig mann mit so einfachen Gegenständen wie Bratpfannen oder Scheuerbürsten umgehen kann. — Arne kann ich in der Küche zugucken, ohne mich aufregen zu müssen. Manchmal gibt er mir sogar kleine Haushaltstips. Was man beim Kochen beachten muß und so. Zum Beispiel, was mann tun muß, damit die Milch nicht anbrennt. Ist ganz stolz, daß ich das noch nicht wußte. «Tja, das sind so die kleinen Hausmännertricks», meint er verschmitzt.
    Als ich eines Morgens vorm Kleiderschrank stehe und mich anziehe, meint Arne: «Oh. Mal ’n Rock.» Er hat mich die paar Tage, wo wir uns kennen, überwiegend in Hosen erlebt. Aber trotzdem wundere ich mich, daß er das registriert. Daß ihm diese Nebensächlichkeit eine Bemerkung wert ist. «Ja», sage ich. «Ich trage öfter Röcke. Magst du das leiden?» Ich will rauskriegen, was das für ihn für eine Bedeutung hat.
    «Das ist doch bestimmt ganz praktisch, so ’n Rock», antwortet Arne gezielt an meiner Frage vorbei.
    Ich

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