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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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muß lachen. Umarme ihn. Und als ich nachbohre, gibt er dann auch zu, daß er es leiden mag und nicht bloß «praktisch» findet (für wen eigentlich?).
    «Dann sag das doch auch und komm nicht damit, daß es praktisch ist. Dann steh doch dazu, daß du’s einfach gerne leiden magst.» Arne grinst auch. Und dann erzählt er, daß die Mini-Mode aufkam, als er vierzehn war. «Fand ich natürlich gut, damals.» Das Blitzen in seinen Augen ist mit ein bißchen Verlegenheit gekoppelt. Es ist ihm doch etwas unangenehm, das zuzugeben. Weil er früher gerne den Frauen unter die Miniröcke geschielt hat, denkt er heute, es sei frauenfeindlich, Röcke überhaupt leiden zu mögen. Und daß das etwas ist, was mann nicht so ohne weiteres «zugeben» darf.

    Die Wochenenden ist Arne immer weg. Immer für die Revolution unterwegs. Wenn ich abends alleine im Bett liege, geht meine Phantasie mit mir durch. Ich möchte ein Kind mit ihm machen. Möchte mit ihm schlafen und wissen: Jetzt passiert es. Möchte seine sanften Hände auf meinem schwangeren Bauch spüren. Ich möchte ein Kind von ihm haben.
    Ich male mir die dramatischsten Situationen aus, unter denen wir dieses Kind machen. Arne im Knast und so. Weil wir da neulich mal drüber gesprochen haben, daß man eben immer mal wegen politischer Sachen eingelocht werden kann. Und was das für ’ne Beziehung bedeutet.
    Seit vier Jahren habe ich keine konkreten Kinderwünsche mehr gehabt. Nur nie ausgeschlossen, daß ich vielleicht mal später... und so... seit vier Jahren. Ich kenne Arne seit ein paar Tagen und will ein Kind mit ihm machen. «Wenn das meine Freundinnen aus der Frauenbewegung wüßten!» würde Susanne sicher sagen.
    Jan und Uschi kommen aus dem Urlaub wieder. Rufen mich von Uschi aus an, daß sie wieder in Hamburg sind und heute abend noch kommen. «Hier ist in der Zwischenzeit einer vorbeigeritten gekommen», sage ich zu Uschi am Telefon. Erst versteht sie nicht, aber dann fällt der Groschen. Was es denn für einer ist und so...? «Regina und Barbara sagen, er sieht aus wie Prinz Eisenherz. Aber das stimmt gar nicht.» Uschi lacht. «Bis heute abend dann.»
    Ich stelle in Jans Wohnung die Heizung an. Warte. Als die beiden nachher da sind, kommt Arne auch schon. Uschi winkt mich ins Nebenzimmer: «Der sieht ja wirklich aus wie Prinz Eisenherz.»
    Als wir später allein sind, fragt Arne: «Was hat sie dir denn da im anderen Zimmer gesagt?» Mir ist es peinlich. Ich sage ihm, daß er mich das jetzt nicht fragen soll. Weil ich nicht lügen kann und es ihm jetzt nicht sagen will. Er bleibt hartnäckig. Also sage ich es ihm doch. Er findet es gar nicht schlimm. Sagt, daß das früher schon Leute zu ihm gesagt haben. Auch, als er noch nicht diese typische Prinz Eisenherz-Frisur hatte. Also muß es wohl an seinem eisernen Gesichtsausdruck liegen. Ich wundere mich.

    Antifa-Termin in der Frauenkneipe. Mindestens zweimal läuft die Platte «I know I don’t take you to heaven anymore» von Bonny Tyler. Ich singe mit. Das Lied kenn ich gut. Zu gut. Ich hab’s immer gehört, als die Beziehung mit Jochen schon total kaputt war.

    «in the middle of a sleepless night
    got a feeling and it just ain’t right
    the feeling it grows in my mind
    something’s missin’ in the way we kiss
    never had so many nights like this
    feels like dream
    but it’s true
    I know I don’t take you to heaven anymore
    can tell by the way you touch me
    it’s nothin’ like before
    can tell by the way you love me
    it’s nothin’ like before
    in the middle of a lonely day
    though you’re with me you’re so far away...»

    Erinnere mich, daß ich dieses Stück einmal aufgelegt hatte, nachdem wir zusammen geschlafen hatten. Daß ich nicht in der Lage war, was zu tun. Aber das ich gespürt habe, daß es mit uns so war wie in dem Lied. Scheiße. Ich sitze in der Frauenkneipe und singe dieses schön-traurige Lied mit. Zweimal. Danach bin ich auch wieder ansprechbar. Der Termin bringt Spaß. Ich freue mich drauf, daß ich hinterher mit Arne verabredet bin. Daß ich zu ihm fahren werde. Weil ich nicht weiß, wann mein Termin zu Ende ist und er keinen Termin hat heute abend. Und daß es mir eigentlich gar nicht so lieb war, weil ich morgen früh 8 Uhr 15 einen Termin bei der Frauenärztin habe und nicht abschätzen kann, wie lange ich von Altona dahin brauche.
    Erinnere mich an die Szene bei mir am Küchentisch, als wir überlegt haben, bei wem wir uns den Abend denn nun treffen wollen. Und daß ich

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