Der Tod des Maerchenprinzen
meinen Küssen überschütten möchte.
«Ich möcht mit dir schlafen.»
Endlich ist es raus. Harre der Reaktion. Küsse ihn noch zärtlich auf die Nasenspitze. Und damit sackt mein Mut in sich zusammen. Nichts mehr von Überschütten mit Zärtlichkeit. Angstvolles Abwarten.
«Es ist schön, daß du das sagst.» — Mehr sagt er nicht.
«Ja, was ist denn nun?» dränge ich zaghaft.
«Ich weiß nicht», kommt es von ihm zögernd.
«Ja, ich weiß nicht, ist keine Antwort», antworte ich schnell, aber ruhig, meine Sicherheit wiedergewinnend. Kann noch einmal für ein paar Minuten mich entspannen und seine körperliche Nähe genießen.
«Ich wär nicht so dabei, daß es schön werden würde, und dann möcht ich’s lieber nicht.»
(Oh, Arne. Das ist es ja gerade, weshalb ich dich so liebe. Daß du nicht diese oberflächliche Männersexualität drauf hast wie andere Typen. Aber andererseits hätte ich mir doch in diesem Moment gewünscht, daß du einfach mit mir geschlafen hättest. Auch wenn es für dich weniger bedeutet hätte als für mich. Das hätte ich in Kauf genommen, um noch einmal so ganz mit dir zusammen zu sein, dich in mir zu spüren.
Aber das wäre ja gar nicht gegangen. Das ist ja Selbstbetrug. Wie kann ich ganz mit dir Zusammensein, wenn du diese Nähe gar nicht willst. Das hätte ich ja gemerkt, wenn wir trotzdem zusammen geschlafen hätten.
Aber dann wär’s mir vielleicht leichtergefallen, endlich einen Schlußstrich zu ziehen, wenn ich in der Realität gemerkt hätte: Die körperliche Nähe zwischen uns ist nicht mehr möglich. Dann würden heute nicht nur so wahnsinnig schöne Erinnerungen an die Sexualität mit dir in meinem Kopf rumspuken, die mich immer noch danach dürsten lassen, wenigstens noch einmal mit dir zu schlafen, Ich will das in meinem Kopf nicht wahrhaben, daß das nicht mehr möglich sein soll zwischen uns.)
Aber ich kann mich mit seiner Antwort nicht zufriedengeben Bohre nach. Ob das für immer so ist, oder ob er vielleicht doch irgendwann mal wieder mit mir schlafen könnte. Er schließt es nicht ganz aus. Ein Hoffnungsschimmer bleibt... «Und schmusen?» frage ich.
Es ist für ihn kein Unterschied. Er möchte aus denselben Gründen nicht mit mir schmusen. Ihm fehlt die Nähe zu mir.
Ich sehe das ja alles so verdammt noch mal ein. Er hat ja recht. Ich find es toll, daß er ’n Typ ist, der nicht mal einfach so mit ’ner Frau ins Bett gehen kann, zu der er keine Nähe empfindet. Aber was ich nicht einsehe, ist, daß er sie ausgerechnet bei mir nicht empfindet! Aber trotzdem fühle ich mich besser, ruhiger als vorher. Habe das Gefühl, jetzt schlafen zu können. Er umarmt mich beim Einschlafen plötzlich wieder. Viel näher als sonst. Sonst hat er immer nur meine Hand genommen.
Er bleibt so nahe bei mir liegen, daß ich seine weichen Haare in meinem Gesicht spüre. Ich atme ihn ein. Sauge seine Nähe in mich ein. Sein Gesicht ganz nahe bei mir. Und doch unerreichbar. Ich liebe ihn.
Am Morgen stehen wir zusammen auf, als wenn «nichts gewesen ist». Wenn ich daran denke, daß es erst ein paar Jahre her ist, daß mir so was total «peinlich» war. Mich einem Mann «angeboten» zu haben und «verschmäht» worden zu sein. Mit Gerd zum Beispiel. Wenn ich dem nachts zu verstehen gegeben hatte, daß ich mit ihm schlafen wollte, und er mich dann «verschmäht» hatte, war morgens immer eine total verklemmte Stimmung. Ich hatte immer das Gefühl, ich muß es irgendwie «wiedergutmachen», daß ich als Frau es gewagt hatte, sexuelle Bedürfnisse zu äußern. Damit er nicht denkt, ich sei «so eine». Wenn ich schon anfange, den Typen zu streicheln, dann nur an ganz unverfänglichen Körperstellen. Daß es so aussieht, als wenn ich nicht mit ihm schlafen will. Und wenn ich dann merke, daß er Lust kriegt, dann trau ich mich auch weiterzugehen. Immer noch abwartend, daß er mir zuerst in die Unterhose geht und nicht umgekehrt. Und wenn ich dann wirklich mal den Mut hatte, deutlich zu werden und er nicht wollte, schäme ich mich hinterher. Peinliches Schweigen am Frühstückstisch. Keine Kommunikation darüber möglich.
Heute nacht war ich auch deutlich. Ich habe Arne gesagt, daß ich mit ihm schlafen möchte. Bin unter seine Bettdecke gekrabbelt. Und er wollte nicht. Keine Peinlichkeit am Frühstückstisch. Keine Kommunikation darüber nötig. Ich schäme mich nicht mehr.
Arne versucht meine «Stereo-Anlage», die aus einem Plattenspieler und einer blechern tönenden
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