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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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Widersprüche in dem, was er macht, sagt und tut aufgezeigt. Wirklich einen nach dem anderen. Und alles, was er nicht wahrhaben will, hab ich ihm noch mal vor Augen gehalten. Tausend kleine Einzelpunkte noch mal aufgerollt. In Zusammenhänge gestellt. Ihm gezeigt, daß er sich wirklich vorne und hinten am laufenden Band widerspricht und Blödsinn labert. Und der sitzt nur da und sagt: «Ja, ja» dazu. Der ist durch nichts zu erschüttern.
    Oder er zerpflückt mir die logischten Gedankenketten einfach in der Luft. Der läßt das einfach nicht an sich heran. Und ich stehe unter Beweiszwang. Bevor ich mit ihm rede, ist mir immer alles klar. Und dann macht er mich mit seinem Gerede immer total konfus.
    Und dann komme ich noch mal auf seinen üblen Spruch: «Da gehören immer zwei zu.» Und was noch übler war; meine Kritik daran noch nicht einmal ernst zu nehmen. Daß er mich richtig veralbert hat, als ich mit ihm darüber reden wollte.
    Arne liegt neben mir und grinst. Ich werde sauer. Ich kritisiere an ihm, daß er damals eine Kritik von mir veralbert hat, und der liegt wieder da und grinst. Frech, dieser Hund. Ich sage ihm, er solle aufhören zu grinsen. Arne grinst weiter. «Hörst du jetzt mal auf!» fahre ich ihn an und im selben Moment hat er eine sitzen. Gut getroffen. Und richtig schön geklatscht hat es. Ich habe ihm eine Ohrfeige verpaßt. Was nun wohl kommt?
    Arne faßt mich ganz freundschaftlich am Arm. «Was wirst du denn jetzt so wütend?»
    Aber ich bin gar nicht wirklich wütend. Ich wollte ihm nur mal zeigen, daß ich das kann: ihm eine scheuern. Ich hatte das schon lange mal vor. Hab nur noch auf eine passende Gelegenheit gewartet. Die Ohrfeige war gar nicht so spontan wie sie aussah. Die war schon lange fällig. Daß er endlich mal merkt, daß er nicht alles mit mir machen kann. Daß ich mir nicht alles bieten lasse!

    Arne erklärt, daß er gegrinst hat, weil er sein Verhalten damals auch bescheuert findet. Daß er über sich selber lachen mußte.
    Na ja. Ist trotzdem egal. Auch wenn die Ohrfeige in dieser Situation «zu Unrecht» war. Mir tut sie nicht leid. Er hat wenigstens mal gesehen, daß ich auch mal zulangen kann, wenn mir einer zu frech wird. Darauf kam es mir an.

    Und dann liegt er irgendwann ganz dicht bei mir, so daß ich ihn umarmen kann. Ich hab ihm grade noch mal gesagt, daß er ’n Chauvi ist. Da guckt er mich ganz frech aus den Augenwinkeln an und meint: «Aber ’n ganz lieber Chauvi, nicht?» und wir kuscheln uns aneinander.

    Als er sagt, er müßte jetzt mal nach Hause, überrede ich ihn, bei mir zu schlafen. Das heißt, eigentlich brauche ich ihn gar nicht zu überreden. Ich frage ihn nur: «Willst du nicht hier schlafen?»
    Er überlegt dann ganz lange. Sagt, daß er morgen früh noch was ausarbeiten muß. Ob er denn hier in einem der Zimmer arbeiten könne. Blöde Frage! Eins von fünf Zimmern wird sicher frei sein. Und er kann auch morgen früh nach Hause fahren. Wenn er Lust hat, hier zu schlafen, kann er das auch unabhängig davon, ob hier morgen irgendein Schreibtisch frei ist.
    Er bleibt. Und dann fragt er mich: «Wie siehst du eigentlich dein Verhältnis zu mir?»
    Ich sage ihm, daß ich ihn erstens nicht mehr ernst nehme, komme aber sofort ins Schleudern, als ich ihm erklären will, wie ich das meine. Daß er zweitens ’n totaler Chauvi und Mackertyp ist und daß ich drittens manchmal ganz gerne mit ihm zusammen bin. Eigentlich ist das ja doch wieder eine Liebeserklärung.
    Und dann frage ich ihn, wie er denn sein Verhältnis zu mir sieht-«Ich bin heute abend gekommen, um zu diskutieren», sagt Arne. Kalt, hart und unerschrocken. Ich werde wütend. Ich sage ihm, daß ich gerne mit ihm zusammen bin. Und er ist gekommen, um zu diskutieren.
    «Ich hab die Frage ’n bißchen umfassender gemeint. Ich habe sie dir ja auch nicht nur für heute abend beantwortet.»
    «Aber ich beantworte sie nun mal so. Ich brauch ja nicht immer dasselbe zu tun, was du machst.»
    Wir gehen ins Bett. Als wir das Licht ausgemacht haben, nimmt Arne wieder meine Hand. Wie immer. Aber nein. Nicht wie immer. Er nimmt sie nicht nur. Er fängt an, meine Hand zu streicheln. Ganz lieb... und ganz lange... wie kann mann so viel Zärtlichkeit in das Streicheln einer Hand legen? Warum tut er das? Wieso streichelt er mich so lieb? Ich will... ich will mehr! In meiner Hand staut sich die Elektrizität, die von seiner Berührung ausgeht... fließt allmählich in meinen ganzen Körper... er ist mir so nah

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