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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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als Männer, wenn sie das gleiche erreichen wollen. Brauchen immer doppelten Krafteinsatz, um das gleiche Resultat zu erzielen.
    Arne ist ein fortschrittlicher Mann. Arne will keine Frauen unterdrücken. Er will es ehrlich nicht. Aber er tut es. Und er wird es bei allem guten Willen immer weiter tun, wenn er sich nicht endlich damit beschäftigt, wie subtil Frauenunterdrückung ablaufen kann. Er hat diese Verhaltensweisen erst mal durch seine Erziehung und Umwelteinflüsse drauf. Er müßte aktiv was dafür tun, diese Sachen in seinem Kopf abzubauen. Aber das tut er nicht. Er meint, wenn er sich passiv hinsetzt und sich sagt: Ich will keine Frauen unterdrük-ken, dann reicht das. Das meint er ganz ehrlich so. Daß es so nicht geht, sieht er nicht.
    Und er ist nicht alleine. Die meisten Männer denken so. Wenn sie erst mal theoretisch den Anspruch richtig finden, Frauen gleichberechtigt behandeln zu wollen, dann denken sie auch, sie tun das ganz automatisch.
    Nun ja. Arne sitzt also in der Badewanne und schmettert sein ganzes revolutionäres Gesangsrepertoire in die Luft. Als er endlich in mein Zimmer kommt, hat er natürlich nasse Haare und will erst mal noch nicht raus. Fönen tut er sie grundsätzlich nicht. Weil die Haare davon kaputtgehen. (Arne, der sich darüber lustig macht, wenn ich mal einen Blick in den Spiegel riskiere.) Wir sitzen also bei mir auf dem Bett, und Arne hat mein Heilpflanzen-Buch in der Hand. Blättert darin herum. Und plötzlich fängt er an, mir was zu erzählen von einer Salbe aus vier Kräutern, die man sich selber machen kann. Die man sich unter die Achseln und in die Schamhaare einreiben muß. Und dann wird man tierisch geil. Tierisch geil.
    Ich kann damit nichts anfangen, wenn Arne etwas «tierisch geil» findet. Irgendwie verbinde ich mit «tierisch geil» eine Sexualität, die ich nicht mehr will. Eine Sexualität, die ich mit Arne auch nie erlebt habe. Ich schließe es nicht aus, daß ich auch noch öfter mal mit jemanndem ins Bett gehen werde, weil ich selber «tierisch geil» bin. Ich schließe das nicht aus. — Aber es ist nicht die Sexualität, die ich eigentlich will. Wahrscheinlich würde ich das nur machen, wenn ich das, was ich eigentlich will, mal wieder über längere Zeit nicht finde und sich dann so ein Bedürfnis aufstaut. Aber das sind alles Spekulationen. Was ich in erster Linie will, ist, mit jemanndem zu schlafen, in den ich verliebt bin, mit dem ich eine «Beziehung» habe. Weil ich eben bei Arne wieder gemerkt habe, daß das viel schöner ist, als dieses beiläufige Miteinanderschlafen, weil mann /frau «sexuelle Bedürfnisse» hat.
    Ich kann nichts damit anfangen, wenn Arne mir was von «tierisch geil» erzählt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Arne mit Aufreiße geht. Genauso, wie ich nichts damit anfangen konnte, wie wir eines Tages bei mir am Küchentisch saßen und über Urlaub gesprochen haben. Und Arne mir plötzlich was von «fressen, saufen und Frauen» erzählt. Da hab ich auch nur betreten gelächelt und gesagt: «Das kann ich wohl nicht ganz ernst nehmen.»
    Mir wird mal wieder klar, daß ich mit Arne nie, fast nie über Sexualität geredet hab, weil ich ihn immer nur so erlebt habe, daß er das gleiche möchte wie ich. Und daß ich deshalb automatisch davon ausgegangen bin, daß er meine Einstellung zur Sexualität in allen Fragen teilt. Und jetzt sitze ich hier und kann nichts damit anfangen, wenn er mir was von «tierisch geil» erzählt. Ich will endlich Offenheit in unserer Beziehung, auch wenn es keine «Beziehung» mehr ist. Ich will endlich mit Arne über alles reden können.
    Als seine Haare endlich trocken sind, schlage ich vor, ins Geelhaus zu gehen. Uschi kommt mit. Ich finde das gut. — Weil ich inzwischen schon wieder so viel Angst vor dem Gespräch mit Arne habe, daß ich noch nicht mit ihm alleine sein will. Dann hab ich wenigstens eine Entschuldigung vor mir selber, das Thema noch nicht anzuschneiden.
    Geelhaus. Bier. Unterhaltung über Gott und die Welt. — Als wir wieder zu Hause sind, einigen wir uns auf Fernsehen. Mir ist alles recht, was mir die Begründung dafür liefert, mich vor dem Gespräch drücken zu können. Daß Arne heute bei mir schläft, ist von Anfang an eine unausgesprochene Selbstverständlichkeit. Es ist schon elf, als der Film anfängt. Daß ich hinterher nichts mehr diskutiere, ist mir selber klar. Aber — ich hab auch gar keine Lust mehr zu diskutieren. Ganz ehrlich. Ich hab keine Lust mehr. Und

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