Der Tod des Staatsanwalts (German Edition)
beide einen heißen Kaffee ein, um sodann ihrer Vorgesetzten einen kurzen Lagebericht zu erstatten.
„ Tarek Baberg wurde von einem Unbekannten mit einem stumpfen Gegenstand zunächst am Kopf schwer verletzt. Dieser Schlag war zwar nicht tödlich, führte aber zu länger anhaltender Bewusstlosigkeit. Im Anschluss daran wurde ihm zu einem späteren Zeitpunkt mit brachialer Gewalt das Genick gebrochen. Der Täter wollte auf Nummer sicher gehen.“ Norman Nessel verzog angewidert das Gesicht. „Kein schöner Anblick am frühen Morgen.“
Ergänzend fügte Lasse Beerens hinzu:
„ Der Täter oder ein Mittäter hat sein Opfer nach dessen Tod eiskalt auf den Beifahrersitz verfrachtet und ist mit ihm in seinem Fahrzeug zu dem Grillplatz Kirschberg gefahren. Es konnten keine verwertbaren Spuren in Bezug auf seinen Peiniger gesichert werden. Der mutmaßliche Mörder hat entweder Handschuhe getragen, oder aber alles fein säuberlich gereinigt. Der Fahrzeugschlüssel steckte im Zündschloss und wenn wir der Spusi Glauben schenken dürfen, wurde der Wagen gestern Abend letztmalig bewegt. Laut Aussagen des Gerichtsmediziners trat der Tod ebenfalls am gestrigen Abend zwischen neunzehn und zweiundzwanzig Uhr ein. Vermutlich war der Straftäter von stattlicher Statur, da der Fahrersitz ganz weit nach hinten geschoben vorgefunden wurde. Ebenso befand sich das Lenkrad in seiner höchsten Position. Der Delinquent hat sich nicht die Mühe gemacht, alles wieder in seine Ursprungsposition zu bringen. Für Tarek Baberg waren die Einstellungen jedenfalls nicht geeignet. Im Aschenbecher fanden wir mehrere Zigarettenkippen, die offensichtlich dem Getöteten zuzuordnen sind. Genaueres wird der Erkennungsdienst uns noch mitteilen. An der Kopfstütze wurden unterschiedliche Haare gefunden. Diverse helle, die vermutlich Baberg selber gehören und ein paar dunkle, die vom Täter stammen könnten.“ Er holte tief Luft und sah Daja Cornelius fragend an. „Reicht dir diese Berichterstattung fürs erste, oder willst du noch etwas Konkretes wissen?“ Schlürfend trank er seinen Kaffee.
„ Das war ein perfekter Vortrag eurerseits. Ihr habt meinen allergrößten Respekt verdient.“ Den Daumen aufgerichtet, begab sie sich zu Normans Schreibtisch. „Kommt doch bitte beide einmal her zu mir.“ Mit der Hand vollführte die Oberkommissarin eine winkende Bewegung, der die beiden jungen Männer wissbegierig Folge leisteten. Entschlossen griff Daja nach der Akte mit dem Bankräuber und öffnete sie. Ihr ausgestreckter Zeigefinger wies auf das Lichtbild des Täters. „Habt ihr den Kerl schon irgendwann einmal gesehen, oder kommt er einem von euch bekannt vor?“
Den einen Kollege rechts neben sich stehend und den anderen links, blickten sie ihr über die Schulter.
„ Hm, das ist doch der Typ, den ich bereits aussortiert hatte, weil er aufgrund seiner vorzeitigen Haftentlassung als Kandidat nicht in Frage kommt.“ Grübelnd kratzte Norman sich unter dem Kinn.
„ Das ist soweit richtig, aber eventuell auch ein bisschen voreilig gehandelt. … Lasse, was sagst du zum Gesicht? Sieh es dir bitte in Ruhe an.“ Nachdenklich zog der die Stirn in Falten und zuckte mit den Schultern.
„ Der sagt mir absolut nichts. Was soll mit ihm sein?“
„ Auf den ersten Blick nichts besonderes, aber auf den zweiten vielleicht doch. … Vorweg sei gesagt, die beiden anderen Akten kannst du vorerst zugeschlagen lassen, denn deren Protagonisten dürften meines Erachtens nicht dem Täterkreis angehören. Auch wenn wir noch immer nicht wissen, ob es sich bei dem Unfallverursacher um einen Mann oder eine Frau, oder gar mehrere Personen handelt. Schauen wir uns einmal die Akte dieses Mannes etwas intensiver an. Er ist ein Bankräuber, ein Einzeltäter und ein Einzelgänger. Bis zum damaligen Tatzeitpunkt war er wegen verschiedener Delikte polizeilich zwar bereits mehrfach in Erscheinung getreten. Aber es handelte sich stets um Kleinigkeiten, die ihm in der Vergangenheit noch keine Freiheitsstrafe eingebracht hatte. Ein Kleinkrimineller eben. Sein bester Kumpel hieß Georg Dragottich und verbüßt derzeit eine Haftstrafe. Erst durch den Bankraub mit Geiselnahme zählte Räusperich zum Kreis der Schwerverbrecher. Sein Pflichtverteidiger plädierte auf Unschuldig, obwohl er doch auf frischer Tat ertappt wurde. Der zur Tatzeit achtundfünfzigjährige Thomas Räusperich selber hat die Absicht des Bankraubes immer abgestritten und behauptet, man habe ihm eine Falle
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