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Der Tod des Teemeisters

Der Tod des Teemeisters

Titel: Der Tod des Teemeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasoushi Inoue
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nun ebenso verhalten?
    »Eins würde ich gern wissen«, höre ich ihn noch sagen. »Es ist das Wichtigste, aber gerade das weiß ich nicht. Warum hat er nicht um Gnade ersucht?«
    Oder: »Zog er es vor, daß sein Teestil mit ihm starb? Sah er voraus, daß seine Kunst ihn nicht überleben würde? Wollte er sein Leben nicht zu Ende leben? Warum hat er sich nicht begnadigen lassen? Ich möchte verstehen, was er zuletzt empfand.«
    Ich könnte jedes seiner Worte wiederholen und Meister Rikyūs Namen durch Oribe ersetzen. Laut hinausschreienmöchte ich sie: Warum habt Ihr nicht um Gnade ersucht? Was waren Eure letzten Gedanken?
    Doch lassen wir das und wenden uns Oda Uraku zu, der nach Herrn Oribes Tod die Stellung des größten Teemeisters im Lande einnimmt. Natürlich kenne ich ihn nur vom Hörensagen, und inwieweit die Gerüchte über ihn stimmen, weiß ich nicht, aber ich habe kein gutes Gefühl dabei. Ich hatte zwar keine besondere Bindung an Herrn Oribe, aber es ist sicher nicht verwunderlich, wenn ich kein Bedürfnis verspürte, diesen Oda Uraku kennenzulernen.
    Die Einladung des Inhabers vom Daitokuya, die Stätte von Urakus künftiger Klause zu besichtigen, habe ich nur aus einem Grund angenommen.
    »Lernt ihn doch wenigstens einmal kennen«, sagte er. »Oda Uraku hatte Herrn Oribe sehr gern und behauptet sogar, er sei für Meister Rikyū gestorben.«
    Diese Worte trafen mich wie ein heller Blitz, der eine dunkle Umgebung erleuchtet. Unter diesen Umständen wollte ich Herrn Uraku unbedingt sehen. Ich verstand nicht genau, was »für Meister Rikyū gestorben« bedeutete, aber es waren die ersten Worte über Furuta Oribes Tod, die ich hörte, und es ließ sich aus ihnen eine gewisse Gewogenheit von seiten Oda Urakus herauslesen.
    In den Gerüchten über Herrn Oribe tauchte stets und unweigerlich das Wort »Verrat« auf. Es war mir so widerlich, daß es mich schüttelte. Was auch geschehen sein mochte, Herr Oribe war ganz gewiß in keine Verschwörung verwickelt gewesen. Dennoch blieb mir in solchen Fällen nichts anderes übrig, als meinen Zorn im Zaum zu halten und zu schweigen. Ich konnte nicht für Herrn Oribe eintreten. Schließlich hatte man ihm den Freitodbefohlen. Was jedoch hatte Herr Uraku mit seiner Äußerung gemeint, Herr Oribe sei für Meister Rikyū gestorben? Ich konnte es kaum erwarten, ihm diese Frage zu stellen.
    Übrigens war es doch nicht das erste Mal, daß ich ihm begegnete. Als Meister Rikyū noch lebte, hatte ich ihn dreimal von weitem gesehen, zuerst Ende Tenshō achtzehn Anfang neunzehn 36 und jedesmal in der Villa Juraku. Einmal bei einer Teezeremonie um die Mittagszeit, zu der nur er und der Taikō geladen waren, dann bei einer Morgenzeremonie in Begleitung von Kenmotsu Shibayama und zum dritten Mal eines Abends zusammen mit einem anderen Gast. Da ich als Teegehilfe stets im Hintergrund blieb, kannte ich seine hochgewachsene Gestalt nur aus der Entfernung. Schon damals hatte sich Herr Uraku als Teeliebhaber einen Namen gemacht. Überdies war er der jüngere Bruder von Oda Nobunaga sowie Taikō Hideyoshis Vertrauter und somit eine Person, der sich meinesgleichen nicht einfach nähern kann.
    Inzwischen sind über zwanzig Jahre vergangen. Ich weiß nicht, wie Herr Uraku diese Zeit verbracht hat, aber ich habe viele Gerüchte und Klatsch über ihn gehört.
    Nach Oda Nobunagas Tod war er Hideyoshis Gefolgsmann, dann entsagte er der Welt – er wurde Mönch – und nannte sich Uraku Joan. Als Hideyoshi starb, diente er Ieyasu und kämpfte in der Schlacht bei Sekigahara auf der Seite der Tokugawa. Danach war er in Ōsaka und unterstützte diesmal Hideyori bei der Belagerung der Burg im Winter. Im darauffolgenden Sommer verließ er die Burg noch vor der Schlacht und zog sich in dieHauptstadt zurück, von wo er den Fall Ōsakas und das Ende des Hauses Tōyōtomi verfolgte.
    Unterricht in der Teezeremonie hatte er bei Meister Rikyū und hatte sich noch vor Herrn Oribe einen Namen als Kenner erworben. Man nennt ihn einen unabhängigen Geist und einen Mann, der es gelernt hat, in schwierigen Zeiten zu überleben. Vielleicht ist es der Stolz auf seine edle Abkunft, der seine Einstellung zum Leben prägte.
    Auch wenn sich zahlreiche Gerüchte um seine Person ranken, liegt vieles über ihn im dunkeln.
    Ich überquerte die Gojo-Brücke in Richtung des Kennin-Tempels. Ich setze selten einen Fuß in diese Gegend, durch die breit und von Teefeldern gesäumt der Kamogawa fließt. Von der milden Herbstsonne

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