Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod des Zauberers

Der Tod des Zauberers

Titel: Der Tod des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
Vom Netzwerk:
er es aufgenommen?«
    »Sehr gefaßt und ohne Erregung. Er weiß, daß sich der Irrtum bald herausstellen wird.«
    Ich schaltete die Zündung ein, löste die Handbremse und trat auf den Anlasser. Der Motor sprang überraschend schnell an. Hansi kauerte neben mir und starrte in ihren Schoß.
    »Du nimmst es mir übel, nicht wahr, daß ich von dem Augenblick an, als ich von Manuelis Tod hörte, immer in der Furcht lebte, Vimmy könnte ihn erschossen haben?«
    »Nein, ich nehme es dir nicht übel. Ich begreife es jedoch nicht, wie du auf diesen Gedanken kommen konntest — selbst wenn du wußtest, daß deine Mutter am späten Abend noch nach Achenreuth gefahren ist, um mit Manueli zu sprechen.«
    Sie erschauerte bei der Erinnerung an jene Nacht.
    »Ich will es dir sagen, Paul: ihr graues Kostüm und ihre Handschuhe waren voller Blut! Und ich will dir noch etwas sagen: ich hätte es verstanden, wenn sie ihn erschossen hätte! Denn ich selber habe an jenem Tag nach der Unterredung, die er mit Vimmy hatte, nichts anderes gewünscht, als ihn zu töten. — Ich hätte ihn aus meinem Fenster heraus erschossen, wenn ich einen Revolver besessen hätte. Wahrhaftig, ich hätte es getan, Vimmys wegen und Alexanders wegen. Ich hasse diesen Menschen noch immer, und ich bin dem, der ihn umgebracht hat, dankbar!«
    »Setz dich gescheit hin!« knurrte ich sie an, »wenn ich scharf bremsen muß, fliegst du mit dem Kopf durch die Windschutzscheibe. Und überhaupt solltest du nicht solch dummes Zeug daherreden! Wo würde das enden, wenn wir jeden Menschen niederknallen wollten, der uns betrogen oder enttäuscht hat? Sicherlich war er ein niederträchtiger Charakter. Aber trotzdem...«
    Sie stemmte die Füße auf und lehnte sich im Sitz zurück. »Ach, du weißt nicht, wie gemein er war und wie er Vimmy gequält hat!«
    »Entsinnst du dich der Unterredung genau?« »Ich wünschte, ich könnte sie vergessen!«
    »Es wäre mir sehr lieb, wenn du sie so, wie du sie im Gedächtnis hast, aufzeichnen würdest.«
    »Niederschreiben? Wozu denn das?«
    »Vielleicht zur Entlastung des Menschen, der Manueli getötet hat.«
    Sie warf den Kopf herum und starrte mich aus ihren großen, dunklen Augen an. »Du weißt, wer Manueli erschossen hat?«
    »Wie kommst du darauf? Ich habe keine Ahnung, wer es getan hat. Wenn ich es wüßte, dann hätte man Vicky nicht verhaftet.«
    »Weshalb soll ich es dann aufschreiben?«
    »Für alle Fälle«, murmelte ich und ließ den Wagen ausrollen, denn wir waren vor meinem Haus angekommen.
    »Du mußt unten rechts bei Justizrat Arndt klingeln«, sagte Han-si, als ich den Wagen abschloß.
    »Warum bei Arndt?«
    »Weil ich bei Arndt meinen Koffer abgegeben habe. Ich war doch schon einmal hier, als ich von der Bahn kam. Oder hätte ich den Koffer etwa zur Klinik mitschleppen sollen?«
    »Daß du gleich mit einem Koffer gekommen bist... Was hast du denn da drin, und für wie lange hast du dich eingerichtet, in der Stadt zu bleiben?«
    »Mein Besuch scheint dich ja richtig zu freuen! Aber beruhige dich, es ist nur ein Köfferchen. Und darin habe ich ein Kleid und mein Nachtzeug. Oder wolltest du mir eines von deinen Nachthemden leihen?«
    »Erstens trage ich keine Nachthemden, und zweitens möchte ich dich fragen, wie du dir das vorgestellt hast? Du kannst doch nicht bei mir übernachten!«
    »Und warum eigentlich nicht?« fragte sie arglos wie ein Kind.
    »Aus verschiedenen Gründen nicht! Ich hoffe, daß ich sie dir nicht lange auseinanderzusetzen brauche.«
    »Bist du um deinen guten Ruf besorgt, Paulchen?«
    »Ich verbitte mir deine Frechheiten, und ich verbitte mir auch ganz energisch, daß du mich Paulchen nennst! Hast du mich verstanden?«
    »Ja, Paul, ich habe dich genau verstanden.«
    »Ich muß dich dringend bitten, daß du mich auch weiterhin, wie du es immer getan hast, >Onkel Pauk nennst. Ich meine, das entspricht auch unserem Altersunterschied!«
    Hansi maß mich von der Seite mit einem schrägen Blick.
    »Und wie wirst du mich bestrafen, wenn ich es vorziehe, dich einfach Paul zu nennen? Wirst du mich verhauen, oder was wirst du sonst tun? Ich finde, Onkel Paul klingt einfach albern. Und so alt, daß ich vor dir in Respekt versinken müßte, bist du auch nicht. Oder fühlst du dich so alt? Na also! Dann bleiben wir bei Paul, gelt?«
    Sie sprang die Treppen hinauf, während ich mit einer leichten Verwirrung fertigzuwerden versuchte, ehe ich parterre rechts klingelte und Frau Justizrat Arndt, die mir selber

Weitere Kostenlose Bücher