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Der Tod fährt Riesenrad - Kneifl, E: Tod fährt Riesenrad

Der Tod fährt Riesenrad - Kneifl, E: Tod fährt Riesenrad

Titel: Der Tod fährt Riesenrad - Kneifl, E: Tod fährt Riesenrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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als sie und wahrlich kein schöner Mann.“
    „Manche Frauen finden kleine Männer durchaus attraktiv. Bestimmt sind sie weniger selbstherrlich als ihr großen Kerle. Vielleicht bemühen sie sich mehr um die Damen, sind höflicher, galanter und rücksichtsvoller.“
    „Das ist völlig absurd.“
    „Wie du meinst. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass eine anspruchsvolle Frau wie Margarete von Leiden, die höchstwahrscheinlich jeden Mann haben könnte, einen Verehrer bevorzugt, der sie anhimmelt und auf Händen trägt, sie niemals betrügen oder anlügen würde, immer für sie da ist …“
    „Hör auf! Du hast keine Ahnung!“
    „Angeblich sind kleine Männer auch viel zärtlicher und verständnisvoller, da sie weniger von sich selbst eingenommen sind und es als weniger selbstverständlich betrachten, geliebt zu werden.“
    „Du hast überhaupt keine Erfahrung mit Männern. Woher stammen deine Weisheiten? Aus deinen Philosophiebüchern?“
    „Wie du glaubst, mein Lieber. Streng dich nur weiter an, ich bin mir ziemlich sicher, dass du gegen den kleinen Freddy keine Chance haben wirst.“ Sie klopfte ihrem Neffen lachend auf die Schulter.
    Verärgert zündete sich Gustav eine Zigarette an. Nach ein paar Zügen dämpfte er sie aus. Sie schmeckte ihm nicht. Außerdem spürte er ein leichtes Kratzen im Hals.
    Seine Tante nahm die Kanne vom Herd, goss den Tee ein und fuhr fort, ihn mit ihrer Theorie über kleine Männer und schöne Frauen zu ärgern.
    Gustav hörte ihr mit halbem Ohr zu. Er träumte von seinem letzten Walzer mit Margarete. Die anderen Paare hatten ihnen Platz gemacht, sich im Kreis aufgestellt und ihnen nachher applaudiert.
    Während er in süßen Erinnerungen schwelgte, hatte seine Tante zu politisieren begonnen.
    „Hast du die Zeitungen gelesen? Im Deutschen Volksblatt wettert der Führer der Alldeutschen, dieser Schönerer, wieder gegen den Sumpf aus Dekadenz und Verderbtheit in unserem Land. Hermann hat dieses Schmierblatt mal wieder demonstrativ am Küchentisch liegen gelassen. Ich konnte es mir nicht verkneifen, einen Blick hineinzuwerfen. Mir ist fast schlecht geworden. Habe Josefa angeschafft, die Zeitung zu verbrennen.“
    „Schade, ich hätte so ein intelligentes Blatt gern mal gelesen.“
    „Hör auf zu spotten. Diese Bagage ist echt gefährlich. Obwohl im Grunde die feudal-aristokratischen Strukturen in unserem Land daran Schuld tragen, dass die kleinen Leute in Scharen zu den Deutschnationalen überlaufen. Die Sozialdemokraten sind zu schwach und zu revolutionär. Wien ist nach wie vor vom Hof, vom Adel und vom Militär geprägt. Der bürgerliche Liberalismus hat bei uns keine Tradition. Deshalb verzögert sich ja auch die Entwicklung einer modernen Gesellschaftsordnung. In England sind sie viel weiter.“
    „In Frankreich ebenfalls. Wir hatten eben keine richtige Revolution.“
    „Seit der Regentschaft Seiner Majestät geht bei uns alles schief. Zuerst die Niederlage in der Schlacht von Solferino, sieben Jahre später die verlorene Schlacht bei Königgrätz und dann der große Bankenkrach wegen dieser riesigen finanziellen Transaktionen und Bauspekulationen bei der Vorbereitung der Weltausstellung …“
    „Beim Zusammenbruch der Börse war ich zwar noch ein Kind, aber ich erinnere mich an die Weltausstellung. Großpapa war öfters mit mir dort. Ich war schwer beeindruckt. Heute weiß ich natürlich, dass dieses größenwahnsinnige Ereignis ein voller Reinfall war. Die Zuschauerzahlen haben sich in Grenzen gehalten.“
    „Der alte Kaiser hat nichts daraus gelernt. Ist es nicht ewig schade um Kronprinz Rudolf? Bestimmt hätte er es geschafft, das Ruder herumzureißen. Er war neuen, auch liberalen Ideen gegenüber aufgeschlos-sen.“
    „Und er war ein erklärter Gegner vom Schönerer, ich weiß“, versuchte Gustav ihren Vortrag, den er schon zigmal zu hören bekommen hatte, zu beenden.
    Doch wenn Tante Vera einmal in Fahrt kam, war sie schwer zu bremsen.
    „Der Kronprinz hat 1888 seinen Einfluss geltend gemacht, damit dieser gefährliche Mensch zu vier Monaten schweren Kerkers wegen öffentlicher Gewalttätigkeit verurteilt wurde. Der Schönerer verlor daraufhin auch seinen Adelstitel und die politischen Rechte, aber kaum kam er aus dem Gefängnis, wetterte er wieder gegen die Judenpresse. Du warst bei deiner Garnison in Galizien und wirst nichts davon mitbekommen haben. Stell dir vor, er ist gemeinsam mit seinen Kumpanen gewaltsam in die Redaktion des Neuen Wiener

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