Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)

Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)

Titel: Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stelter
Vom Netzwerk:
mal um, denn wer zuerst aufsteht, den bestraft der Johnny. Wer zuerst wach ist, muss nämlich Brötchen holen.
    Gegen Viertel nach neun war ich endgültig wach. Und ich war nicht der Einzige: Tristan konnte mich nicht täuschen. Ich hörte genau, dass auch er nur so tat, als ob er noch schliefe. Also begann ich, unrhythmisch zu schnarchen, erstens um klarzumachen, dass auch ich tatsächlich noch schlief, und zweitens, um die anderen subtil zu wecken …
    Gegen zehn hatte ich endgültig verloren, denn ich musste aufs Klo. Ich putzte mir ungefähr eine Viertelstunde lang die Zähne. Vielleicht erbarmte sich in dieser Zeit jemand anderer und holte Brötchen.
    Fehlanzeige!
    Also noch mal kurz in den Wohnwagen gebrüllt: »Ihr könnt ja schon mal Kaffee aufsetzen!«, das Schild Gone to the beach ins Fenster gehängt und rauf aufs Fahrrad!
    Dieser Morgen nach unserer denkwürdigen Ankunft auf de Grevelinge war wie jeder andere auch. Alles schlief noch, nur ich dackelte mit geputzten Zähnen und ungewaschenem Haar, in der alten grauen Jogginghose und meinem dunkelroten Lieblingssweatshirt zu Johnnys Supermarkt. In Holland gibt es weiche Brötchen, die ihr armes Leben in einer Plastiktüte fristen, und weil sie gleich zu mehreren in die Tüte und gleich zu mehreren Tüten ins Regal gesteckt werden, nehmen diese weichen Labberbrötchen erstaunliche Formen an. Die Überraschung ist: Ich liebe sie! Ich liebe diese weichen Labberbrötchen, obwohl das einzig Knusprige im Zusammenhang mit ihnen die Kassiererin in Johnnys Supermarkt ist.
    Und auf diesen Brötchen isst Anne mit Vorliebe Hagelslag , Schokoladenstreusel, die man in Deutschland bestenfalls dazu verwendet, um Kuchen zu verzieren. In Holland isst Anne die Streusel auf den weichen Pappbrötchen und hält das Ganze für eine Delikatesse.
    In Holland lieben wir auch Zeekraal und Lamsoren . Das sind Gemüsesorten, die es in Deutschland wahrscheinlich gar nicht gibt. Einmal hatte ich die deutschen Bezeichnungen dafür recherchiert. Zeekraal heißt »Queller«, und Lamsoren sagt man zu »Strandaster«. Also, mir hatte das nicht weitergeholfen. Ich hatte die Verkäuferin gefragt, wie man die Lamsoren zubereitet, und sie hatte geantwortet: »Wie Spinat, mit Zucker!«
    Ich sage es ja immer wieder: Wer Spinat mit Zucker zubereitet, der wird niemals Fußball-Weltmeister. Wir bereiteten die Lamsoren wie Spinat zu, also ohne Zucker, und ich kann nur sagen: wunderbar!
    Bei Johnny kaufte ich eine Tüte weiche Brötchen, dazu vier frische, Halbfettbutter, Schokostreusel, gekochten Schinken, Gouda, Leberwurst im Golddarm, Erdbeermarmelade, Milch, Kakao, also die gesamte Erstausstattung – mit einer Ausnahme: Bild und Express waren ausverkauft. Kein Wunder, es war schon halb elf.
    An der Kasse traf ich Adi, Ganzjahrescamper und Tandemachsenbesitzer wie ich. Wir wohnen zuhause gerade mal zwanzig Kilometer voneinander entfernt, aber man sieht sich so gut wie nie. In Noordkapelle läuft man sich dauernd über den Weg. An diesem Morgen meckerte er, dass in seinem Wohnwagen nie jemand auf die Idee kam, selber Brötchen zu holen! Immer nur er – immer er! Ich erklärte ihm, dass sich Tristan und Edda darum reißen, aber so ein Frühstück, das ist ja auch Verantwortung, Nährstoffe und so. Und ich kaufe schließlich sehr gerne ein!
    Adi hatte auch keine Zeitung mehr abbekommen. Das war heute nicht so schlimm. Die Nachrichten, die uns an diesem Morgen interessierten, hätte man in den deutschen Zeitungen, die immer gegen zehn ausverkauft sind, ohnehin nicht gefunden.
    »Da steht man hier – wie immer – und holt seine Brötchen, und das Leben geht einfach so weiter.« Adi schüttelte den Kopf. »Die Geschichte mit Coen ist wirklich unglaublich! Also, das eine sage ich dir: Irgendeine zufällige Geschichte war das nicht! So was wie Raubmord oder beim Einbruch überrascht. Hast du gehört, was da passiert ist? Der Coen soll kopfüber im Entsorgungsbecken für die Chemieklos gehangen haben. Kopfüber, mit den Füßen an der Decke aufgehängt! Das geht nicht mal eben so schnell, schnell. Das hat jemand von langer Hand geplant. Also, für mich gibt’s da nur zwei Möglichkeiten: Frauen oder Geld!«
    Wir schoben unsere Fahrräder nach Hause. Ich hatte die Einkäufe im Fahrradkorb, Adi hatte seine links und rechts an den Lenker gehängt. So schlenderten wir über den Platz.
    Ein Grünspechtpärchen vollführte Tiefflugkunststücke über dem Weg, bis einer von beiden am Stamm einer Ulme landete und

Weitere Kostenlose Bücher