Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
tiefgeschwungenen skandinavischen Sesseln okkupiert hatte wie die USA den Irak, sich aufzurichten, hatte allerdings Schwierigkeiten bei der Formulierung einer befriedigenden Abzugsstrategie.
    »Bitte«, sagte sie, »bleiben Sie ruhig sitzen.«
    »Nein, ich gebe mich nicht geschlagen«, sagte er. »Ha! Geschafft! Schön, Sie wiederzusehen, Miss Heywood. Wie geht es Ihnen?«
    »Gut, Mr. Deal.«
    Er ging über die absichtlich falsche Aussprache seines Namens nonchalant hinweg und sagte: »Nein, Mädel, sparen wir uns die Förmlichkeiten. Ich bin ein alter Freund Ihres Dads. Nennen Sie mich Andy. Onkel Andy, wenn Sie wollen. Und ich nenne Sie Charley, richtig?«
    Onkel Andy!
Großer Gott!
    »Natürlich, Andy«, erwiderte sie schmallippig. »Jeder Freund von meinem Dad ist auch ein Freund von … meinem Vater.«
    Er röhrte vor Lachen. Mary Parker, erfreut zu sehen, dass ihre Gäste so gut miteinander auskamen, sagte: »Wenn Sie mich entschuldigen wollen, ich habe einiges zu tun. Danach rühr ich ein Mittagessen zusammen. Nur was Leichtes. Wollen Sie sich dazugesellen, Mr. Dalziel?«
    »Das ist sehr nett von Ihnen, Missus. Nichts ist mir lieber als ein leichtes Mittagsmahl. Außer vielleicht einem schweren.«
    Mary lächelte höflich über den, wie sie hoffte, Witz und sagte: »Gut. Ich bring es dann nach draußen, oder? Es ist ja so ein schöner Tag.«
    Charley ging zur Terrasse voran. Minnie folgte mit gebührendem Abstand. Sie war Expertin beim Einschätzen von Distanzen. Zu nah, und man erregte Aufmerksamkeit, zu weit entfernt, und man bekam verdammt noch mal nichts mit. Zu Hilfe kam ihr bei ihren Bemühungen um Unauffälligkeit das ferne Geheul einer Sirene.
    »Sind das Ihre Leute, die den Frieden stören?«, fragte Charley.
    Dalziel legte die Hand ans Ohr. »Gehört nicht zu uns. Ein Krankenwagen, würde ich sagen. Kommt von der Stadt. Wahrscheinlich hat sich so ein Knallkopf einen Hitzschlag am Strand geholt.«
    Minnie nutzte diesen Wortwechsel, um sich unterdessen an den Rand der Terrasse zu kauern, keine vier Meter entfernt, wo sie sich so klein wie möglich machte und mucksmäuschenstill dasaß.
    »Also, Andy, worüber wollen Sie mit mir reden?«, fragte Charley, entschlossen, die Kontrolle über das Gespräch an sich zu reißen.
    »Über Mord«, sagte er.
    »Ach. Als Zeugin? Verdächtige? Oder wegen meiner psychologischen Ausbildung? Als operative Fallanalytikerin verfüge ich allerdings über keinerlei Erfahrung.«
    »Nein, aber Sie haben einen wachen Blick, einen wachen Verstand, und Sie sind neugierig.«
    »Das ist Ihre Einschätzung? Nach zwei kurzen Begegnungen? Kein Wunder, dass die Polizei so häufig danebenliegt.«
    »Das passiert. So wie den Seelenklempnern, die Psychopathen wieder auf freien Fuß setzen, damit sie ein paar weitere Unschuldige kaltmachen.«
    »Kann man doch kaum vergleichen.«
    »Nein. Ihr macht das nicht nach zwei kurzen Begegnungen, sondern meist nach jahrelangem Studium der Fallakten. Wie auch immer, ich habe mir kein vorschnelles Urteil über Sie gebildet. Ich hab mich in Ihrem Kopf rumgetrieben; ich hab nämlich Ihre Mails gelesen.«
    »Mein Gott!«, sagte Charley. »Gibt es irgendjemanden in Sandytown, der sie nicht gelesen hat?«
    »Oh aye. Es gibt immer ein paar, die erst auf den Film warten«, sagte Dalziel grinsend. »Aber keine Sorge, Mädel. Ich werde Sie nicht wegen Diffamierung anzeigen. Hören Sie zu, aber jetzt im Ernst, bevor unser leichtes Mahl kommt. Ich denke nämlich, es könnte sehr nützlich sein, wenn wir unsere Ressourcen zusammenwerfen.«
    »Ach ja? So in der Art, dass ich dem Miststück Novello meine Mails zeige, meinen Sie?«
    »Nein, nicht so. Gehen Sie mit der armen Shirley nicht zu hart ins Gericht. Sie ist ein nettes Mädel und eine gute Polizistin, aber sie ist noch ganz unten im Haufen. Sie muss tun, was andere Leute ihr sagen.«
    »Und Sie sind ganz oben, wie ich annehme.«
    »O ja. Der König vom Schloss, das bin ich«, sagte der Dicke selbstzufrieden.
    »Dann war es Ihre Idee, mich und Mr. Godley im Streifenwagen zu belauschen?«
    »Hä?«
    Dieses
Hä!
klang so glaubwürdig, dass es sie – mehr als ein heiliger Schwur oder irgendein anderes Argument – davon überzeugte, dass er von der Handy-Geschichte wirklich nichts wusste. Kurz erklärte sie ihm, was geschehen war. Sie sah keinen Grund, ihm nicht zu erzählen, was Godley ihr anvertraut hatte. Schließlich ließ sich damit das seltsame Verhalten des Heilers erklären, außerdem hatte der

Weitere Kostenlose Bücher