Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
vielen modernen Bauten, an denen wir auf dem Weg den Hügel hinab vorbeikamen. Die meisten davon scheinen zum Entwicklungsplan zu gehören; exquisite Anlagen, durchsetzt – so versicherte mir Tom – mit bezahlbaren Ferienhäusern für Urlauber aus der Umgebung. Nicht schwer zu erraten, welcher der Geschäftspartner hinter was stand!
Wir trafen auf eine Menge Leute – Wagen hielten an, die Fahrer plauderten mit Tom – & ich wurde vorgestellt, als wäre ich die jüngste & tollste Neuerwerbung des Entwicklungsprojekts. Schließlich – unten am Hügel, wo das alte Dorf anfängt – blieb er vor einem seltsamen alten Haus stehen – sehr pittoresk – erbaut aus rohen Sandsteinbrocken, die in der Morgensonne schimmerten – dazu hatte es einen kleinen, altmodischen Cottage-Garten – & der erste Stock war breiter als das Erdgeschoss, weil es in den Hang hineingebaut war.
Erinnerte mich an das Hexenhäuschen im Märchen – es überraschte mich daher nicht im Geringsten, als Tom sagte – Es wird das Hexen-Cottage genannt, weil – laut der Überlieferung – hier die letzte Hexe von Sandytown gelebt hat. Jetzt wohnt Miss Lee – unsere Akupunkteurin – hier. Sie werden sicherlich ihre Bekanntschaft machen wollen – Charlotte – Ihrer Studien wegen –
Schon hob er den Messingklopfer an & verpasste der Tür einen kräftigen Schlag, als ein alter Jeep vom Dorf heraufgeächzt kam. Er sah aus, als hätte er gerade einen Treck durch die Kalahari hinter sich – schlammverkrustet & viele Beulen & Kratzer – & die vordere Stoßstange wies Anzeichen einer noch nicht lange zurückliegenden gewaltsamen Begegnung mit einem Baum auf!
– Ah, schauen Sie – da ist Lady D. – sagte Tom – kommen Sie, ich stelle Sie vor –
Wir gingen den schmalen Pfad hinunter – & zwei Frauen stiegen aus. Wer Lady D. war, wusste ich sofort. Gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen – rustikal – stämmig – Kopf nach vorn geneigt, als forderte sie ihren Gegner heraus – wäre ich ein Matador gewesen, hätte ich mich hinter die Barreras verzogen – zu ihrer Zeit wahrscheinlich gutaussehend – so in der Art von Fergie – von gesunder Gesichtsfarbe – verwittert – natürlicher Look – auch wenn ich einen Hauch von Lidschatten & verschmierten Lippenstift entdeckte – also nicht frei von Eitelkeit – (musste daran denken, was M. gesagt hatte, dass sie Dr. Feldenhammer nachstellt) – liebt es, wenn alle nach ihrer Pfeife tanzen – gerissen – aber vielleicht nicht so gerissen, wie sie gern sein würde.
& Minnie hatte recht, was ihren Arsch betrifft!
Das alles nach einem einzigen Blick! Bist du beeindruckt?
Die andere Frau war jung – mein Alter – vielleicht einen Zacken älter? – hübsche schlanke Figur – mein Gott – selbst in meiner Anorexie-Phase hatte ich nie so eine Figur! – wir Heywoods sind eben grobknochig – die Familiengene; nur das diese andere – sie heißt Clara Brereton – sich als eine Verwandte von Lady D. herausstellte – warum sieht sie dann nicht aus wie ein marktreifes Hereford? Sie sieht nämlich einfach phantastisch aus – falls man auf modisch
dürre
Frauen steht – was bei den meisten Männern der Fall zu sein scheint – daher stand für mich fest – um ein weiteres Mal meine psychologische Objektivität walten zu lassen – dass ich sie nicht leiden konnte!
Tom & Lady D. begrüßten sich herzlich – was allem Anschein nach von beiden Seiten ehrlich gemeint war – trotzdem fiel mir auf, das sie ihn Tom nennt, während seine Vertraulichkeit nur so weit geht, um sie als Lady D. anzusprechen – anders als Mary, die von ihr – missbilligend – als Daphne Brereton spricht!
Aber man musste es ihr lassen – die Alte erkundigte sich nach Toms verstauchtem Knöchel. Er erzählte ihr, wie es dazu gekommen war – brachte die Geschichte sehr witzig rüber – & sie wieherte vor Lachen.
Während dieses Geplänkels sah ich mir den Jeep näher an & bemerkte, dass jemand dem allgemeinen Anschein der Vernachlässigung mit einigen Graffiti-Schmierereien noch nachgeholfen hatte – es war zwar weggewischt worden, aber so flüchtig, dass ich noch die Buchstaben V E R P S T R & M Ö D R erkennen konnte – die – wie ich anhand der Lücken vermutete – VERPESTER & MÖRDER ergeben hatten. Ich musste an das Schild vor der Schweinezucht denken. Es gab wohl noch andere außer Mary, die Lady D. nicht viel abgewinnen
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