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Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Mädel, neben der ich gesessen habe, als ich aus dem Avalon ausgebüxt bin. Ich geselle mich zu ihnen. »Hallo, Mädel. Wie geht’s Ihrem Dad?«
    Sie wirkt einen Augenblick lang verwirrt, dann sagt sie: »Ach, Sie sind es, Mr. Deal, nicht wahr? Hab Sie nicht gleich erkannt, jetzt, wo Sie bekleidet sind. Alan Hollis vom Hope and Anchor dürften Sie ja bereits kennen.«
    »Aye«, sage ich und lache. Ich mag geistreiche Mädels. »Schön, Sie wiederzusehen, Mr. Hollis.«
    »Geht mir ebenso, Mr. Dalziel«, sagt der Wirt. »Sie haben sich seitdem gar nicht mehr blicken lassen.«
    »Anweisung des Arztes«, sage ich. »Aber er lässt mich heute von der Leine, ich werde also bald wieder unten sein, darauf können Sie wetten.«
    Pet kommt mit einem Schampusglas, das ich auf der Stelle wegkippe.
    »Am besten bringen Sie mir gleich noch eines, Liebes«, sage ich. »Halt, warum nicht gleich eine ganze Flasche, dann kommen Sie wenigstens nicht ins Schwitzen, wenn Sie ständig zwischen mir und der Bar hin- und herwetzen müssen.«
    Sie sieht mich finster an, marschiert aber brav los.
    Zu Hollis sage ich: »Dann kümmert sich heute Ihre Missus um das Pub?«
    »Ich bin nicht verheiratet, Mr. Dalziel«, sagt er. »Aber ich habe gutes Personal. Beim Grillfest am Sonntag wird es genauso sein.«
    Typisch – Provinzler reden immer so, als wäre das, was in ihrem Dorf passiert, so wichtig, dass Fremde davon wissen müssten!
    »Was meinen Sie?«, frage ich.
    »Wissen Sie es denn nicht?«, sagt er überrascht. »Lady Denhams großes Fest in der Sandytown Hall. Alle werden da sein, das heißt, alle, die wichtig sind. Eine Art Dankeschön des Konsortiums an alle, die mitgeholfen haben, die Stadt über die Gemeinde hinaus bekannt zu machen. Ich werde mich um die Getränke kümmern, das Pub wird also auf sich selbst aufpassen müssen.«
    Wenn die Büffelfrau schnaubt, springt jeder, denke ich mir.
    Pet kommt mit der Flasche zurück. Ich nehme sie entgegen und fülle alle Gläser auf. Das meine natürlich am vollsten, ich muss ja aufholen.
    »Lady Denham scheint ja wirklich wichtig zu sein«, sage ich. »Ist sie auch anwesend?«
    Pet und Hollis sehen sich an, dann antwortet Hollis: »Nein, ich glaube nicht.«
    Ich sage, um dem ein wenig auf den Zahn zu fühlen: »Oh? Sie kommt mir vor wie jemand, den man nicht so leicht abwimmeln kann, schließlich sind sie und Dr. Feldenhammer doch ganz dicke miteinander.«
    Pet schnaubt, Hollis richtet den Blick auf den Boden, sogar die junge Heywood grinst. Aber bevor ich noch ein wenig nachstochern kann, geht die Tür auf, und die Leute aus dem Meeting strömen herein.
    Ich sehe Franny Roote in seinem Rollstuhl. Er winkt mir zu, ich starre finster zurück. Dann entdecke ich Parker, weshalb ich mich entschuldige und zu ihm gehe, um meine Schulden zu begleichen.
    Er unterhält sich mit einem Vollbarttypen in ausgebeulter Hose und einer von diesen flauschigen Jacken, wie Wanderer sie tragen. Entweder ein vom Weg abgekommener Landstreicher oder ein exzentrischer Millionär, der hier mal Patient war, schlussfolgere ich.
    »Hallo, Mr. Parker«, begrüße ich ihn. »Hier ist der Zwanziger, den Sie so freundlich waren mir zu leihen. Vielen Dank.«
    Er erkennt mich sofort. Vielleicht hat Katzenjammer ihn aber auch nur vorgewarnt.
    »War mir eine Freude, Ihnen aushelfen zu können, Mr. Dalziel«, sagt er und strahlt mich an. »Und wie schön, Sie wiederzusehen.«
    Es klingt glatt, als meint er es ernst – und nicht nur wegen des Geldes.
    »Darf ich Sie Gordon Godley vorstellen?«, sagt er. »Gordon, das ist Mr. Dalziel, der im Avalon zur Reha weilt. Mr. Godley ist ein Heiler, den ich überzeugen konnte, sein Tätigkeitsfeld nach Sandytown zu verlegen.«
    Doppelt falschgelegen. Weder Landstreicher noch Patient, sondern einer von den seltsamen Kauzen, von denen Roote gesprochen hat.
    Ich strecke ihm die Hand hin. Godley scheint darüber nicht in Begeisterung auszubrechen, und als er sie ergreift, berührt er sie kaum und lässt sie schnell wieder los. Vielleicht hat er Angst, ich erhole mich von was Ansteckendem.
    »Heiler, was?«, sage ich. »Worum geht’s da? Warzen im Mondlicht auf dem Friedhof wegzaubern oder Leprakranken wieder die Nasen anstecken?«
    Ich wollte nur freundlich sein, aber mir wäre lieber, ich hätte es nicht gesagt. Denn er schaut mich mit seinen großen grauen Augen an wie ein Spaniel, dem man gesagt hat, dass man mit ihm heute nicht Gassi gehen würde. Ich will gerade noch mehr Öl

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