Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod ist kein Gourmet

Der Tod ist kein Gourmet

Titel: Der Tod ist kein Gourmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
Vom Netzwerk:
kleinen Hund. Das Schöne daran, eine Terrierdame zu Besuch zu haben, waren die Spaziergänge durch den Park und die frische Luft und die Bewegung, die sie sich immer schon verordnet hatte. Der Nachteil war, dass man mit Plastiktüte und Schäufelchen unterwegs war.
    Sobald sie draußen vor dem Green River standen, blickten sich Frau und Hund in die Augen.
    Honey stand mit in die Hüften gestützten Händen da. Bobo schaute mit heftigem Schwanzwedeln zu ihr auf.
    »Kannst du meine Gedanken lesen?«, fragte Honey.
    Bobo kläffte einmal kurz.
    »Genau. Runter mit der Hose.«
    Ein zufällig vorübergehender älterer Herr mit Schottenkappe und Golfhosen fühlte sich angesprochen, und ihm fiel die Kinnlade auf die Brust.
    »Wie bitte?«
    »Verzeihung. Sie habe ich nicht gemeint«, erklärte Honey eilig, ließ die Einwegwindel in einem Pflanzkübel verschwinden und machte sich schleunigst aus dem Staub.
    Mit neuem Schwung trottete Bobo neben ihr her. Die Pampers, kleinste Größe, würden erst wieder angelegt, wenn sie zurückkamen.
    Der Henrietta Park war eine schöne grüne Oase mitten in der Stadt mit großen Bäumen, weiten Rasenflächen, ordentlichen Wegen und Bänken. Mittags zog es die Leute aus den Büros hierher, wo sie in dem schattigen kleinen Park, der erstaunlich ruhig war, ihr Mittagessen verzehrten.
    In den Parks der Stadt mussten unter Androhung von Geldstrafen Hunde an der Leine geführt werden. Mehr Auslauf für Hunde gab es eher in den Außenbezirken der Stadt. Da gab es weite Felder beim Treidelpfad, der neben dem Fluss und dem Kanal entlanglief, oder Wege, die von der Hauptstraße nach Bristol abzweigten. Außerdem musste man in den Innenstadtparks immer mit Plastiktüte und Schäufelchen hantieren.
    Machen Sie hinter Ihrem Hund sauber!
    Ganz recht, dachte Honey. Die Schilder standen überall. Städte waren eigentlich nicht der richtige Ort für Hunde, und weder Touristen noch Einheimische traten gern in ihre unangenehmen Hinterlassenschaften. Honey überlegte sich, was wohl bei Doras Testamentseröffnung alles verkündetwerden würde. Bobo verdiente es, ein wenig Auslauf zu bekommen. Auf keinen Fall konnte sie bei Gloria wohnen, und natürlich auch nicht bei Honey. Der Hund würde sicherlich nicht bei jemandem in der Stadt bleiben wollen. Ganz egal, was Dora Crampton verfügt hatte, Bobo brauchte ein Zuhause auf dem Land. Das überlegte Honey, während sie durch den Park spazierte und abwechselnd über den Mord, über Hunde mit Blasenproblemen und die täglichen Sorgen einer Hotelbesitzerin nachdachte.
    Tief in Gedanken versunken, bemerkte sie zunächst nicht, dass jemand sie ansprach.
    »Verzeihung!«
    Die Worte drangen einfach nicht bis zu ihr vor. Wahrscheinlich war ohnehin jemand anders gemeint.
    »Verzeihung!«
    Honey verlangsamte ihre Schritte und schaute über die Schulter.
    Ein sehr großer Mann mit eindeutig blond gefärbtem schulterlangem Haar kam hinter ihr hergerannt. Die in Handschuhen steckenden Fäuste schienen ihn wie einen Dampfzug anzutreiben, und beim Laufen warf er die langen dünnen Beine nach hinten.
    Rennen – das kam ihr in den Kopf. Wegrennen, so schnell wie möglich von diesem Kerl wegrennen. Er sah seltsam aus. Sehr seltsam.
    Sie legte den Kopf schief und überlegte, ob sie weglaufen oder ihm entgegentreten sollte. Kindern schärfte man doch immer ein, sie sollten nicht mit Fremden reden. Ob sie diesen Rat selbst auch beherzigte? In Bath liefen ein paar ziemlich schräge Vögel herum, und dieser Kerl wirkte besonders bizarr.
    Sie musterte ihn vom Scheitel bis zur Sohle und versuchte, Punkte zwischen eins und zehn für Schrägheit zuvergeben. Er war ziemlich nah bei zehn, jedenfalls nicht unter acht auf der Schrägheitsskala.
    Außer dem überlangen Haar, das so spinnwebenfein war, dass die Sonne hindurchschien, war er sehr braun, hatte dürre Arme und Beine und hätte jeden Wettbewerb für knubbelige Knie gewonnen.
    Honey zwinkerte, als sie die weißen Shorts sah, die er trug. Knapp war wohl die beste Beschreibung, aber »zu eng« und »beinahe unanständig klein« wäre auch nicht verkehrt gewesen. Das dazu passende Leibchen war reine Formsache. Weiße Socken, Laufschuhe, fingerlose Handschuhe und ein Schweißband komplettierten dieses wenig attraktive Ensemble. Honey überlegte, dass im Sportgeschäft wahrscheinlich gerade keine Ausrüstung in seiner Größe vorrätig war, als er mit dem Joggen angefangen hatte.
    Honey schaute sich rasch um. Möglicherweise hatte sie sich

Weitere Kostenlose Bücher