Der Tod ist mein Beruf
Körper aus dem Wagen. ..und schaffte ihn hierher. .."
Ich hob den Kopf. "Allein?"
Lück reckte seine breiten Schultern. "Allein, Sturmbannführer."
"Fahren Sie fort!"
". ..Ich wandte dann künstliche Beatmung an ..."
"Warum?"
"Es war klar, daß Obersturmführer Setzler einer Vergiftung durch das Auspuffgas erlegen war. .."
Ich tippte einen Satz, stand auf, tat ein paar Schritte durch das Zimmer und betrachtete Setzler. Er lag der Länge lang auf dem Rücken, die Beine ein wenig gespreizt. Ich blickte auf. "
Was halten Sie davon, Lück?"
"Es ist eine Vergiftung, wie ich sagte, Sturm. .."
Ich sagte schroff: "Das meine ich nicht."
Ich sah ihn an, seine hellblauen Augen trübten sich, und er sagte: "Ich weiß nicht, Sturmbannführer."
"Sie haben doch eine Ansicht darüber?"
Es entstand ein Schweigen, dann sagte Lück langsam: "Nun, es gibt zwei Annahmen: Es ist Selbstmord oder ein Unfall."
Noch langsamer fuhr er fort: "Was mich angeht, so glaube ich. .."
Er stockte, und ich sagte: ". ..daß es ein Unfall ist."
Er sagte hastig: "Das glaube ich tatsächlich, Sturmbannführer."
Ich setzte mich wieder, tippte: "Meiner Meinung nach ist es ein Unfall", und sagte: "
Wollen Sie Ihren Bericht unterschreiben?"
Lück kam um den Schreibtisch herum, ich reichte ihm meinen Füllhalter, und er unterzeichnete, ohne sich auch nur die Zeit zu nehmen, den Bericht zu lesen. Ich hob den Hörer ab. "Hier der Kommandant. Sagen Sie meinem Chauffeur, er soll hierherkommen."
Ich hängte ein, und Lück gab mir meinen Füllhalter zurück. "Sie nehmen das Auto und holen Hauptsturmführer Hagemann und den Lagerarzt. Hauptsturmführer Hagemann ist in meiner Wohnung. Sprechen Sie im Auto nicht über die Angelegenheit."
"Jawohl, Sturmbannführer."
Er war schon an der Tür, als ich ihn zurückrief. "Haben Sie die Leiche durchsucht?"
"Das hätte ich mir nicht erlaubt, Sturmbannführer."
Ich winkte, und er ging. Ich stand auf, um die Tür hinter ihm abzuriegeln. Dann bückte ich mich und durchsuchte Setzler. In der linken Tasche seiner Uniformjacke fand ich einen an mich adressierten Umschlag. Ich öffnete ihn. Der Brief war mit der Maschine geschrieben und vorschriftsmäßig abgefaßt.
"SS-Obersturmführer Setzler, KZ Auschwitz an SS-Sturmbannführer Lang, Kommandant des KZ Auschwitz
Ich nehme mir das Leben, weil ich den abscheulichen Geruch verbrannten Fleisches nicht mehr ertragen kann.
R. Setzler, SS-Ostuf."
Ich leerte den Aschenbecher in den Papierkorb, legte den Brief samt Umschlag auf den Aschenbecher und hielt ein Streichholz daran. Als alles verbrannt war, zog ich den Vorhang auf, öffnete das Fenster und verstreute die Asche. Ich setzte mich wieder an den Schreibtisch, es verging eine Weile, da dachte ich an Setzlers Pistole, ich zog sie aus der Tasche und legte sie in eine der Schubladen. Dann durchsuchte ich alle Schubladen eine nach der anderen und fand schließlich, wonach ich suchte: eine Flasche Schnaps. Sie war kaum angebrochen. Ich stand auf und goß zwei Drittel davon in die Waschtoilette, dann besprengte ich die Bluse Setzlers vorn und unterhalb des Halses. Ich ließ etwas Wasser in die Waschtoilette fließen, schloß dann die Flasche wieder und stellte sie auf den Schreibtisch. Sie enthielt noch zwei Fingerbreit Schnaps.
Ich entriegelte die Tür, zündete mir eine Zigarette an, setzte mich an den Schreibtisch und wartete. Von da, wo ich saß, konnte ich die Leiche Setzlers nicht sehen. Mein Blick fiel auf seinen Mantel. Er hing über einem Kleiderbügel und der Bügel am Kleiderhaken rechts von der Tür. Zwischen den Schultern war der Stoff ausgebeult, weil Setzler einen gekrümmten Rücken hatte. Ich hörte Schritte auf dem Korridor. Als erster trat Hagemann ein, mit bleichem, fassungslosem "Gesicht. Ihm folgte der Lagerarzt, Hauptsturmführer Benz. Lück stand hinter ihm, ihn um einen ganzen Kopf überragend. Hagemann stammelte: "Aber wieso? ...Wieso? ...Ich kann nicht begreifen. .."
Benz bückte sich, hob die Augenlider des Toten hoch und schüttelte den Kopf. Dann richtete er sich wieder auf, nahm die Brille ab, wischte sie ab, setzte sie wieder auf, strich mit der Hand über sein glänzendes weißes Haar und setzte sich, ohne ein Wort zu sagen. Ich sagte: "Sie können gehen, Lück. Ich werde Sie rufen, wenn es nötig sein sollte."
Lück ging. Hagemann stand unbeweglich da. Er blickte auf die Leiche. Ich sagte: "Natürlich ist es ein entsetzlicher Unglücksfall."
Ich fuhr fort: "Ich werde Ihnen
Weitere Kostenlose Bücher