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Der Tod ist mein Beruf

Der Tod ist mein Beruf

Titel: Der Tod ist mein Beruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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durch das Dienstmädchen sagen, er solle in die Küche kommen und sich wärmen. Elsie führte die Damen in ihr Zimmer, und die Herren legten ihre Mäntel in meinem Arbeitszimmer ab. Dann führte ich sie in den Salon, und während wir auf die Damen warteten, tranken wir einen Schluck. Man sprach von den Ereignissen in Rußland, und Hagemann sagte: "Ist es nicht merkwürdig? ...In Rußland hat der Winter sehr früh begonnen. ..und hier überhaupt nicht. .."
    Daraufhin sprachen wir etwas über den russischen Winter und die Kriegsvorgänge und kamen übereinstimmend zu der Meinung, daß man im nächsten Frühjahr fertig sein würde. "Wenn Sie gestatten", sagte Hagemann, "ich sehe die Dinge so. .. für Polen ein Frühjahr. ..Für Frankreich ein Frühjahr. ..Und für Rußland, da es größer ist, zwei. .."

    Dann sprachen alle durcheinander. "Richtig!"
    sagte Schmidt mir seiner scharfen Stimme. "Die Ausdehnung ist es! Der wirkliche Gegner ist die Ausdehnung!"
    Pick sagte: "Der Russe ist sehr primitiv."
    Bethmann drückte den Zwicker auf seiner mageren Nase zurecht. "Darum unterliegt der Ausgang des Kampfes keinem Zweifel. Rassisch gesehen, ist ein Deutscher zehn Russen wert ...Von der Kultur gar nicht zu reden."
    "Sicherlich", keuchte Hagemann, "indessen. ..wenn ich mir eine Bemerkung erlauben darf ...", er lächelte, hob seine fetten Hände und wartete, bis das Dienstmädchen hinausgegangen war, ". ..man hat mir gesagt, daß in den besetzten Gebieten unsere Soldaten. ..die größten Schwierigkeiten haben. ..mit den russischen Frauen in geschlechtlichen Verkehr zu treten. Sie wollen absolut nichts davon wissen. ..Begreifen Sie das ? ...Oder aber es gehört eine lange Freundschaft dazu. ..Aber. ..", er machte eine Handbewegung und sagte leise: "
    ..eine flüchtige Liebschaft. ..Sie verstehen? ...Nichts zu machen. .."
    "Das ist stark", sagte Bethmann mit einem kehligen Lachen, "sie sollten sich geehrt fühlen."
    Die Damen traten ein, wir erhoben uns, und alle nahmen Platz, Hagemann neben Frau Setzler . "
    Wenn Sie gestatten. ..ich will es ausnutzen, daß Sie heute abend Strohwitwe sind. ..und Ihnen ein bißchen den Hof machen. .. sozusagen. .."
    "Es ist die Schuld des Kommandanten, wenn ich Strohwitwe bin", sagte Frau Setzler . Und sie drohte mir neckisch mit dem Finger. Ich sagte: "Aber durchaus nicht, gnädige Frau, ich bin daran unschuldig. Er ist nur mit dem Dienst an der Reihe."
    "Er wird sicherlich vor Mitternacht da sein", sagte Hagemann. Elsie und Frau Müller reichten die belegten Brote und Erfrischungen herum, dann, als die Unterhaltung zu erlahmen begann, setzte sich Frau Hagemann ans Klavier, die Herren holten ihre Instrumente, die sie in der Diele gelassen hatten, und fingen an zu musizieren. Nach einer Stunde wurde eine Pause gemacht, der Kuchen wurde aufgetragen, man sprach über Musik, und Hagemann erzählte Anekdoten von großen Musikern. Um halb zwölf ließ ich Frau Müller die Kinder wecken, und gleich darauf sah man sie durch die große Glastür, die den Salon vom Eßzimmer trennte. Sie saßen um den Tisch herum. Sie sahen feierlich und verschlafen aus. Wir beobachteten sie eine Zeitlang durch die Türbespannung, und Frau Setzler, die keine Kinder hatte, sagte mit bewegter Stimme: "Ach, wie niedlich sie sind!"

    Zehn Minuten vor zwölf holte ich sie herein. Sie machten im Salon die Runde und begrüßten die Gäste sehr korrekt. Dann erschienen das Mädchen und Frau Müller mit einem großen Tablett, Gläsern und zwei Flaschen Sekt. Ich sagte: "Den Sekt verdanken wir Hagemann", es gab ein lustiges Durcheinander der Stimmen, und Hagemann lächelte allen zu. Als wir die Gläser in der Hand hatten, erhoben wir uns, Elsie löschte den Kronleuchter aus, steckte den Weihnachtsbaum an, und wir stellten uns im Halbkreis um ihn auf, um die Mitternacht zu erwarten. Stille trat ein, alle Augen waren auf die kleinen Sterne des Baumes gerichtet, als ich fühlte, wie eine kleine Hand sich in meine linke stahl. Es war Franz. Ich beugte mich zu ihm hinunter und sagte ihm, es würde viel Lärm geben, weil alle zu gleicher Zeit zu singen anfangen würden. Jemand berührte mich leicht am Arm. Ich drehte mich um. Es war Frau Müller. Sie sagte ganz leise: "Man verlangt Sie am Telefon, Herr Kommandant."
    Ich sagte Franz, er solle wieder zu seiner Mutter gehen, und zog mich aus der Gruppe zurück Frau Müller öffnete mir die Salontür und verschwand in der Küche. Ich schloß mich in meinem Arbeitszimmer ein, stellte mein

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