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Der Tod ist mein Beruf

Der Tod ist mein Beruf

Titel: Der Tod ist mein Beruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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natürlich."
    Sie sah mich eine volle Sekunde lang an, dann warf sie sich mir plötzlich an den Hals und bedeckte mein Gesicht mit Küssen. Ich ließ sie geduldig gewähren, dann faßte ich ihren Kopf, legte ihn an meine Brust und fing an, ihr übers Haar zu streichen. Sie blieb an mich gelehnt, ohne sich zu bewegen, und nach einer Weile wurde ich mir bewußt, daß ich schon nicht mehr an sie dachte. Kurz nach der Geburt meines Sohnes kam ein Reitknecht des Herrn von Jeseritz und benachrichtigte mich, daß sein Herr mich dringend sprechen wolle. Ich sattelte meine Stute und ritt los. Die Stute ging einen guten Trab, und ich legte die zehn Kilometer, die mich vom Rittergut trennten, rasch zurück. Ich klopfte an die Tür des Büros, die Stimme des Herrn von Jeseritz rief: "Herein", und ich trat ins Zimmer . Scharfer Zigarrenrauch kam mir in die Kehle, und ich konnte kaum das halbe Dutzend Herren beim Schreibtisch erkennen, die um einen Mann in SS-Uniform herumsaßen. Ich schloß die Tür, stand stramm und grüßte. "Setz dich dorthin", sagte Jeseritz. Er wies auf einen Stuhl hinter sich. Ich setzte mich, die Unterhaltung nahm ihren Fortgang, und ich gewahrte, daß ich alle Herren, die da waren, kannte. Es waren Großgrundbesitzer aus der Umgebung, alle Mitglieder des Bundes. Den SS-Mann verdeckte mir der Rücken des Herrn von Jeseritz, und ich wagte mich nicht zur Seite zu biegen, um sein Gesicht betrachten zu können. Ich sah nur seine Hände. Es waren kleine, dicke Hände, die er unaufhörlich auf dem Tisch mechanisch zusammenlegte und wieder auseinandernahm. Einer der Grundbesitzer gab einen Bericht über die Fortschritte des Bundes in unserm Bezirk und gab die Zahl der Mitglieder an. Als er geendet hatte, wurden mehrere ziemlich energische Einwände erhoben, dann klopften die kleinen dicken Hände auf den Tisch, es wurde still, und ich merkte, daß es der SS-Mann war, der sprach. Seine Stimme war matt und klanglos, aber er sprach flüssig, ohne Zögern, ohne Stocken, genauso, als läse er aus einem Buche vor. Er gab ein Bild der politischen Lage im Lande, analysierte die Aussichten der Partei für die Machtergreifung, führte auch seinerseits Mitgliederziffern an und forderte die Mitglieder des Bundes auf, örtlichen Partikularismus und personelle Fragen zu vergessen und mehr mit den nationalsozialistischen Führern des Bezirks zusammenzuarbeiten. Danach gab es eine kurze Diskussion, dann hoben die Herren die Sitzung auf, und plötzlich schien es im Zimmer viele Leute und großen Lärm zu geben. Herr von Jeseritz sagte zu mir: "Bleib da. Ich brauche dich."
    Ich suchte mit meinen Blicken den SS-Mann. Er schritt zur Tür, umgeben von einer Gruppe der Großgrundbesitzer. Einmal wandte er den Kopf, und ich sah, daß er einen Kneifer trug Herr von Jeseritz sagte mir, ich sollte ein neues Scheit Holz ins Feuer legen, und ich gehorchte. Die Tür klappte. Schweigen legte sich über den Raum, und als ich wieder den Kopf hob, kam der Mann in SS-Uniform auf uns zu. Ich sah die Eichenblätter auf seinem Kragenspiegel und erkannte seine Züge: Es war Himmler. Ich knallte die Hacken zusammen und hob den rechten Arm. Das Herz klopfte mir. "Das ist Lang", sagte Jeseritz. Himmler erwiderte meinen Gruß. Dann nahm er einen schwarzen Ledermantel von der Lehne eines Stuhls, zog ihn an, knöpfte methodisch alle Knöpfe zu, schnallte den Leibriemen um und zog schwarze Handschuhe an. Als er fertig war, wandte er sich zu mir, bog den Kopf leicht zu mir herüber und sah mich fest an. Sein Gesicht war ohne jeden Ausdruck. "Sie haben an der Hinrichtung Kadows teilgenommen, nicht wahr?"
    "Jawohl, Herr. .."
    Er sagte energisch: "Nennen Sie meinen Titel nicht."
    Dann fuhr er fort: "Sie haben fünf Jahre im Gefängnis Dachau zugebracht?"
    "Ja."
    "Und vorher waren Sie in der Türkei?"
    "Ja."
    "Als Dragonerunteroffizier?"

    "Ja."
    "Sie sind Waise?"
    "Ja."
    "Und Sie haben zwei verheiratete Schwestern?"
    Ich zögerte den Bruchteil einer Sekunde und sagte: "Ich wußte nicht, daß meine Schwestern verheiratet sind."
    "Haha", lachte von Jeseritz, "die Partei ist gut unterrichtet."
    Ohne den Anflug eines Lächelns, ohne den Kopf einen Millimeter zu bewegen, fuhr Himmler fort: "Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, daß Ihre beiden Schwestern verheiratet sind."
    Dann sagte er: "Sie haben in Ihrem Abschnitt eine Schar Milizen des Bundes organisiert?"
    "Jawohl."
    "Das ist. .."
    Ohne ersichtlichen Grund machte er eine Pause. "Das ist ein

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