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Der Tod ist mein Beruf

Der Tod ist mein Beruf

Titel: Der Tod ist mein Beruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Dutzend SS-Männer auf dem Hof. Schmolde sagte: "Wollen Sie einen Blick hineinwerfen?"
    "Gewiß."
    Wir gingen zur Tür hin, und ich blickte durch das Guckfenster . Die Häftlinge lagen in Trauben auf dem Zement. Ihre Gesichter waren friedlich, und abgesehen davon, daß die Augen weit geöffnet waren, schienen sie nur zu schlafen. Ich sah auf die Uhr, es war drei Uhr zehn. Ich drehte mich zu Schmolde um. "Wann öffnen Sie die Türen?"
    "Das ist sehr verschieden. Alles hängt von der Temperatur ab. Wenn trockenes Wetter ist wie heute, geht es ziemlich schnell."
    Schmolde blickte seinerseits durch das Guckfenster . "Es ist vorüber."
    "Woran sehen Sie das?"
    "An der Färbung der Haut. Sie ist blaß mit einem Anflug von Rot auf den Backenknochen."
    "Haben Sie sich schon einmal geirrt?"
    "Am Anfang ja. Die Leute wurden wieder lebendig, als die Fenster geöffnet wurden. Wir mußten von neuem anfangen."
    "Warum öffnen Sie die Fenster?"

    "Um zu lüften und um es dem Sonderkommando zu ermöglichen, den Raum zu betreten."
    Ich brannte mir eine Zigarette an und sagte: "
    Was geschieht dann?"
    "Das Sonderkommando schafft die Leichen hinaus hinter das Gebäude. Eine Gruppe lädt sie auf den LKW. Der fährt sie zum Graben und kippt sie dort aus. Eine andere Gruppe ordnet die Leichen auf dem Grunde des Grabens. Man muß sie sehr sorgfältig schichten, damit sie sowenig Platz wie möglich wegnehmen."
    Mit müder Stimme setzte er hinzu: "Ich werde bald keinen Platz mehr haben."
    Er wandte sich an Setzler. "Wollen Sie hineinsehen?"
    Setzler zögerte, sein Blick glitt schnell zu mir herüber, und er sagte mit schwacher Stimme: "Gewiß."
    Er warf einen Blick durch das Guckfenster und rief aus: "Sie sind ja nackt!"
    Schmolde sagte in seinem gleichgültigen Ton: "Wir haben Befehl, ihnen die Kleidungsstücke abzunehmen."
    Er setzte hinzu: "Es würde viel Zeit beanspruchen, sie auszuziehen, wenn man sie in Kleidern tötete."
    Setzler blickte durch das Guckfenster. Er beschattete seine Augen mit der Hand, um besser sehen zu können. "Außerdem", sagte Schmolde, "wenn die Chauffeure sehr stark auf den Gashebel treten, sterben sie durch Ersticken, sie leiden sehr und lassen Kot fahren. Die Kleider würden beschmutzt werden."
    "Sie haben so friedliche Gesichter", sagte Setzler, die Stirn an das Guckfenster gedrückt. Schmolde wandte sich zu mir . "Wollen Sie die Fortsetzung sehen?"
    "Das ist überflüssig. Sie haben es ja beschrieben."
    Ich machte kehrt, und Schmolde schloß sich mir an. Nach ein paar Metern drehte ich mich um und sagte: "Kommen Sie, Setzler!"
    Setzler riß sich vom Guckfenster los und folgte uns. Schmolde sah auf die Uhr . Ihr Zug geht in einer Stunde. Vielleicht haben wir noch Zeit für eine Erfrischung."
    Ich nickte, und wir legten den Rest des Weges schweigend zurück. In dem kleinen Zimmer der Kantine erwarteten uns eine Flasche Rheinwein und trockener Kuchen. Ich hatte keinen Hunger, aber der Wein war sehr willkommen. Nach einer Weile sagte ich: Warum erschießt man sie nicht?"
    Das ist zu kostspielig", sagte Schmolde, und braucht Zeit und viele Leute."
    Er setzte hinzu: "Doch wir machen es, wenn unsere LKWs eine Panne haben."
    "Kommt das vor?"

    "Oft. Es sind alte, den Russen abgenommene Lastwagen. Sie sind stark mitgenommen, und wir haben keine Ersatzteile. Und mitunter fehlt es an Sprit. Oder der Sprit ist schlecht und das Gas nicht giftig genug."
    Ich drehte mein Glas in den Händen und sagte: "Nach Ihrer Meinung ist das Verfahren also nicht sicher?"
    Nein", sagte Schmolde, "es ist nicht sicher."
    Ein Schweigen entstand, bis Setzler sagte: "Auf jeden Fall ist es human. Die Leute schlafen ein, das ist alles. Sie gleiten sacht in den Tod. Sie haben doch bemerkt, daß sie friedlich aussehen."
    Schmolde zuckte die Achseln. "Wenn ich dabei bin."
    Setzler sah ihn neugierig an, und Schmolde fuhr fort: "Wenn ich dabei bin, tritt der Chauffeur den Gashebel nicht durch."
    Ich sagte: "Könnte man zum Vergasen nicht zwei LKWs ansetzen statt einem? Die Sache würde schneller gehen."
    Nein", sagte Schmolde, ich habe zehn Gaskammern zu zweihundert Personen, aber habe nie mehr als vier Wagen fahrbereit. Wenn ich einen Wagen an einer Kammer ansetze, vergase ich achthundert Personen in einer halben Stunde. Wenn ich zwei Wagen ansetze, würde ich vielleicht -vielleicht! -vierhundert Personen in einer Viertelstundevergasen. Abertatsächlich würde ich keine Zeit gewinnen, denn nachher blieben mir immer noch vierhundert zu

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