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Der Tod ist mein Nachbar

Der Tod ist mein Nachbar

Titel: Der Tod ist mein Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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heute schon hier?«
    »Ja, heute früh. Um zehn, Viertel nach zehn hat er seine Post geholt.«
    »Und Sie wissen auch nicht, wo er sein könnte?«
    Der Pförtner schüttelte den Kopf. »Am Mittwoch kommt er nicht oft, da ist Konferenz.«
    »Können Sie versuchen, ihn zu erreichen? Es ist wichtig.«
    Der Pförtner wählte eine andere Nummer, sprach eine Weile und legte dann auf.
    »Sie haben ihn heute noch nicht gesehen, Sir. Zu der Konferenz um zwei ist er nicht gekommen.«
    »Haben Sie seine Privatnummer?«
    »Die ist geheim, Sir, da kann ich nicht …«
    »Sie wissen wohl nicht, wer ich bin …«
    Der junge Pförtner sah Morse harmlos-offen ins Gesicht.
    »Nein, Sir.«
    »Vergessen Sie’s«, schnauzte Morse.
    Noch einmal ging er zu der roten Tür in der Holywell Street und läutete.
    Nichts und niemand rührte sich im Haus.
     
    Neben dem Jaguar stand eine Politesse mit etwas zu großzügig aufgetragenem Lippenstift.
    »Ist das Ihr Fahrzeug, Sir?«
    »Ja. Ich warte auf den Chief Constable, er ist gleich fertig dort.« Morse deutete unbestimmt in Richtung des Sheldonian. »Jedenfalls will ich das stark hoffen. Wenn nicht, kriegt er die Rechnung, Schätzchen.«
    »Dann entschuldigen Sie bitte.«
    Morse ging zur Buchhandlung Blackwell’s hinüber und stöberte eine Weile in den Regalen. Schließlich kaufte er den ersten Band von Sir Steven Runcimans Geschichte der Kreuzzüge.
    Er wußte selbst nicht recht, warum.
    Dann ging er zum drittenmal zu der roten Tür in der Holywell Street und läutete.
     
    Morse erfuhr es im Präsidium.
    Von Lewis.
    In einer schmalen Straße, die von der New Road abging, war in einer unter dem Namen Dr. Cornford angemieteten Garage in einem Auto eine Leiche gefunden worden.
    Geraume Zeit saß Morse da und schwieg.
    »Ich hab nur das eine Mal mit ihm gesprochen, Lewis«, sagte er schließlich. »Oder eigentlich zweimal. Ein guter Mensch. Er war mir sympathisch.«
    »Aber es ist nicht Dr. Cornford. Es ist seine Frau.«
     

56
     
    Donnerstag, 7. März
     
    Ist’s denn Sünde,
    Zu stürmen ins geheime Haus des Todes,
    Eh Tod zu uns sich wagt?
    (Shakespeare, Antony and Cleopatra )
     
    »So, und jetzt erzählen Sie«, sagte Morse.
    Chief Inspector Peter Warner, der ihm im Polizeirevier St. Aldates gegenübersaß, erstattete seinen Bericht mit bedrückter Stimme und in knappen Worten.
    Mrs. Shelly Cornford war zurückgelehnt auf dem Fahrersitz ihres Wagens gefunden worden. Ein Schlauch ging durchs Fenster, die Garage war von innen verriegelt. Es stand so gut wie fest, daß die Todesursache eine Kohlenmonoxidvergiftung durch Auspuffgase war. Auf dem Beifahrersitz lag ein handgeschriebener Zettel: »Es tut mir so leid, Denis, ich kann mir das, was ich getan habe, nicht verzeihen. Ich habe nie einen anderen als Dich geliebt, mein Liebling. S.« Keine Anzeichen von Gewaltanwendung. 97 mg Alkohol im Blut, was, wie Warner anmerkte, zwei oder drei großzügig bemessenen Glas Gin entsprach. Noch waren einige Fragen offen – wo sie sich an jenem Tag vorher aufgehalten hatte, wo der grüne Schlauch und die Schlauchverbindung gekauft worden waren –, aber Verdacht auf ein Gewaltverbrechen bestand nicht.
    »Wo mag sie den Gin getrunken haben?« fragte Morse.
    »Wenn sie von der Holywell Street zu Fuß gekommen ist, käme das King ’ s Arms in Frage, das White Horse , The Ra n dolph … Aber wem sage ich das!«
    Morse stellte keine weiteren Fragen. Das Quiz kam ihm in den Sinn, das er – eine Ewigkeit schien das schon her zu sein – für die Police Gazette verfaßt hatte: »… wofür würden Sie sich entscheiden, um Ihre letzten Tage möglichst angenehm zu verbringen …« Morse gestand sich ein, daß er Shelly Cornfords Wahl gebilligt hätte. Und was spielte es schließlich für eine Rolle, wo sie die letzten Gläser getrunken hatte – oder vielmehr die letzten »Einheiten«, denn das war das Maß, in das er nach dem Willen seiner Diätassistentin neuerdings die vertrauten Pints umrechnen sollte.
    »Wollen Sie sie sehen?«
    Morse schüttelte den Kopf.
    »Aber Sie wollten wohl mit ihm sprechen …«
    Morse nickte ergeben. »Wie geht’s ihm denn?«
    »Der Arzt war da, aber von Medikamenten will er nichts wissen. Er ist mit einem der Sergeants in der Kantine. Wir brauchen ihn nicht mehr.«
     
    »So, und jetzt erzählen Sie«, verlangte Morse.
    Denis Cornfords Stimme war tonlos und fast mechanisch. »Am Sonntag, kurz vor unserer Begegnung im Pub, hat sie mir gesagt, daß sie am Vormittag mit einem

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