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Der Tod ist mein

Der Tod ist mein

Titel: Der Tod ist mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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gab es so viele. Der alte Fußboden war ausgetreten und vernarbt. Doch auch solche Böden hatte sie schon hundertfach gesehen. Mit zitternden Beinen zwang sie sich, das Zimmer zu durchqueren, stellte sich ans Fenster und starrte hinaus.
    Wie oft, fragte sie sich, hatte sie in verdreckten, kleinen Zimmern am Fenster gestanden und sich vorgestellt zu springen, sich einfach fallen zu lassen und zu spüren, wie ihr Körper beim Aufprall auf den Asphalt der Straße in tausend Stücke brach? Was hatte sie zurückgehalten, ein ums andere Mal, was hatte sie dazu bewogen, einen Tag nach dem anderen durchzustehen?
    Wie oft hatte sie gehört, dass die Tür aufgegangen war, und hatte einen Gott, den sie nicht verstanden hatte, inbrünstig angefleht, ihr gegen ihn zu helfen. Ihr das Elend zu ersparen. Sie letztendlich zu retten.
    »Ich weiß nicht, ob es dieses Zimmer war. Es gab so viele Zimmer. Aber genauso hat es ausgesehen. Es ist nicht anders als der letzte Raum in Dallas. Wo ich ihn getötet habe. Aber hier war ich noch jünger. Das ist alles, was ich sicher weiß. Ich habe ein verschwommenes Bild von mir und ihm im Kopf. Von seinen Händen, die um meine Kehle lagen.«
    Geistesabwesend strich sie sich mit einer Hand über den Hals. »Über meinem Mund. Von dem Schock, als er sich in mich hineingeschoben hat. Davon, dass ich nicht wusste, dass ich zuerst nicht wusste, was das heißt. Alles, was ich wusste, war dass es schrecklich wehtat. Da habe ich erkannt, was es bedeutet. Ich habe gewusst, dass ich ihn nicht aufhalten konnte. Und sosehr es wehtut, wenn du von ihm geschlagen wirst, hoffst du, wenn die Tür aufgeht, dass er es dabei belässt. Und manchmal hat er es dabei belassen.«
    Jetzt schloss sie die Augen und lehnte ihre Stirn gegen das geborstene Glas. »Ich dachte, vielleicht würde ich mich hier an etwas vor dem ersten Mal erinnern. An die Zeit, bevor das alles angefangen hat. Irgendwoher muss ich schließlich kommen. Irgendeine Frau muss mich in sich getragen haben so wie Karen ihr gottverdammtes Wunder. Um Himmels willen, wie konnte sie mich diesem Monster überlassen?«
    Er ging behutsam auf sie zu, schlang ihr die Arme um den Leib und zog sie eng an seine Brust. »Vielleicht hatte sie keine andere Wahl.«
    Eve schluckte die Trauer und den Zorn und schließlich auch die Fragen herunter, sagte: »Man hat immer eine Wahl«, trat entschieden einen Schritt zurück, ließ dabei aber ihre Hände auf seinen Schultern liegen und erklärte: »Aber das ist inzwischen egal. Fahren wir nach Hause.«

18
    E s hätte keinen Sinn gehabt, so zu tun, als könnte sie sich auch nur ansatzweise entspannen. Genauso, wie es völlig sinnlos gewesen wäre, quälte sie sich schon jetzt mit den Gedanken an den nächsten Tag. Arbeit war die Lösung. Bevor sie Roarke jedoch davon in Kenntnis setzen konnte, bestellte er schon eine Mahlzeit für sie beide in sein Büro.
    »Wir sollten meinen Computer nehmen«, erklärte er ihr. »Er ist schneller, effizienter und besser vor dem Zugriff durch andere geschützt.« Er zog eine Braue in die Höhe. »Das ist es doch wohl, was du willst, oder?«
    »Ja. Aber vorher will ich noch mit Feeney sprechen«, meinte sie auf dem Weg nach oben. »Ich will ihm sagen, dass ich bei McRae gewesen bin.«
    »Währenddessen kann ich schon mal die Diskette, die er dir gegeben hat, in den Computer schieben und die Informationen mit unseren eigenen vergleichen.«
    »Du bist fast so gut wie Peabody.«
    Vor der Tür des Arbeitszimmers blieb er stehen, packte sie und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss. »Das kriegst du von ihr nicht.«
    »Wenn ich wollte, würde ich es sicher kriegen.« Trotzdem verzog sie, als er die Tür entsicherte, das Gesicht zu einem Grinsen und erklärte: »Aber mit dir schlafe ich lieber.«
    »Da bin ich aber erleichtert. Nimm das Minilink, es ist abgeschirmt und abhörsicher.«
    »Auf eine Gesetzesübertretung mehr oder weniger kommt es wohl nicht mehr an«, murmelte sie.
    »Das sage ich auch immer.« Gut gelaunt setzte er sich hinter die u-förmige Konsole und machte sich ans Werk.
    »Feeney, hier ist Dallas. Ich komme soeben aus Chicago.«
    »Ich wollte mich gerade bei dir melden. Wir haben einen Treffer bei der Anstecknadel gelandet.«
    »Wann?«
    »Die Meldung kam gerade erst herein. Vor weniger als einer Stunde wurde bei Tiffany’s ein goldener Äskulapstab gekauft, und zwar auf Rechnung von Dr. Tia Wo. Ich bin gerade unterwegs, um Peabody für ein paar Überstunden abzuholen. Wir

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