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Der Tod ist mein

Der Tod ist mein

Titel: Der Tod ist mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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störrisch. Nun, da ihr Zorn verraucht war, fingen die Grübeleien an.
    »Ich aber.« Deshalb zog er sie vom Bett hinüber in das angrenzende Bad.
    Er ließ sie schmollen, bis sie unten in der Küche saßen. Da er seine Gattin kannte, wusste er, dass ihre explosive Laune in Bezug zu ihrer Arbeit stand. Sie würde es ihm irgendwann erzählen, dachte er und wählte für sie beide einen Teller voller Muscheln aus. Sie war es noch immer nicht gewohnt, andere mit ihren Problemen zu belasten. Früher oder später jedoch würde sie sich ihm sicher anvertrauen.
    Er schenkte ihnen beiden Wein ein und nahm ihr gegenüber in der gemütlichen Essecke unter dem Fenster Platz. »Habt ihr euren Obdachlosen inzwischen identifiziert?«
    »Ja.« Sie strich mit einer Fingerspitze über den Stiel ihres Glases und zuckte mit den Schultern. »Er war einer von dieser Dropouts, von denen es nach den Innerstädtischen Revolten allzu viele gab. Es ist unwahrscheinlich, dass irgendjemand sagen kann, weshalb er ein normales Leben für eine derart elende Existenz aufgegeben hat.«
    »Möglicherweise war bereits sein normales Leben voller Elend.«
    »Ja, mag sein.« Da sie den Gedanken nicht ertrug, tat sie ihn mit einem Schulterzucken ab. »Wenn die Autopsie beendet ist, geben wir die Leiche an seine Tochter frei.«
    »Diese Geschichte macht dich traurig«, murmelte ihr Mann, und sie musterte ihn.
    »Man darf es nicht an sich heranlassen.«
    »Trotzdem macht es dich traurig«, wiederholte er. »Und diese Trauer bewältigst du dadurch, dass du denjenigen findest, von dem er ermordet worden ist.«
    »So ist mein Job.« Sie griff nach ihrer Gabel und pikste lustlos eine der Muscheln damit auf. »Wenn mehr Leute ihre Arbeit machen würden, statt denen Knüppel zwischen die Beine zu werfen, die genau das tun, wären wir alle deutlich besser dran.«
    Ah, dachte Roarke und fragte: »Und wer hat versucht, dir Knüppel zwischen die Beine zu werfen, Lieutenant?«
    Wieder wollte sie gleichmütig mit den Schultern zucken, dann aber platzte es aus ihr heraus: »Jemand von den Leichensammlern. Hat mich aus irgendeinem Grund gleich auf den ersten Blick gehasst.«
    »Was für eine herrliche Berufsbezeichnung. Hat dieser Leichensammler auch einen Namen?«
    »Es ist eine Sie. Diese Ziege Bowers aus Abteilung hundertzweiundsechzig hat eine Beschwerde eingereicht, nachdem sie von mir für ihre schlampige Arbeit gerüffelt worden ist. In meinen zehn Jahren bei der Truppe hat sich noch nie jemand offiziell über mich beschwert. Verdammt.« Sie schnappte sich ihr Weinglas und trank einen großen Schluck.
    Sie wirkte derart unglücklich, dass er ihre Hand nahm und mit ruhiger Stimme fragte: »Ist es etwas Ernstes?«
    »Es ist der totale Schwachsinn«, schnauzte sie. »Aber trotzdem ist diese Beschwerde nun einmal in der Welt.«
    Roarke drehte ihre Hand herum, ergriff sie und drückte sie einmal zärtlich. »Erzähl mir, was passiert ist.«
    Deutlich weniger beherrscht als während ihres förmlichen mündlichen Berichts an ihren Vorgesetzten brach es aus ihr heraus. Unbewusst jedoch fing sie während des Redens zu essen an.
    »Tja«, meinte er, als sie geendet hatte. »Dann hast du also eine Unruhestifterin gemaßregelt, wofür sie sich mit einer jämmerlichen Beschwerde über dein Verhalten gerächt hat – wie sie es offenbar gewohnheitsmäßig tut –, was jedoch nicht weiter schlimm ist, weil dein Vorgesetzter offiziell und auch persönlich voll und ganz auf deiner Seite steht.«
    »Ja, aber…« Sie klappte den Mund zu und dachte über diese Zusammenfassung nach. »So einfach, wie du es darstellst, ist es eben nicht.«
    Das ist es bestimmt nicht, überlegte Roarke, nicht für jemanden wie Eve. »Vielleicht nicht, aber diese Beschwerde lässt diese Person doch wohl noch dämlicher erscheinen, als sie es ohnehin schon ist.«
    Dieser Gedanke munterte sie etwas auf. »Sie hat meine Personalakte befleckt«, fuhr sie dennoch trübsinnig fort. »Und die Blödmänner von der Dienstaufsicht haben eine Vorliebe dafür, sich mit derartigen Flecken zu befassen. Und deshalb musste ich eine Stellungnahme zu ihren absurden Vorwürfen verfassen, statt weiter meiner Arbeit nachzugehen. Ohne diese dämliche Geschichte hätte ich die Liste der Chirurgen, die Cagney mir geschickt hat, längst überprüft. Ihr ist der Fall total egal. Sie wollte sich nur dafür an mir rächen, dass ich ihr eine Strafpredigt gehalten habe und sie mir zusätzlich Kaffee holen musste. Typen wie sie sind

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