Der Tod ist mein
dem Zeigefinger gegen ihr verwundetes Gesicht. »Dass ich dich wegen Angriffs auf eine Polizeibeamtin nicht nur gründlich filzen, sondern obendrein noch deinen knochigen Arsch mit auf die Wache zerren und dort einen Durchsuchungsbefehl für deine Bude beantragen kann.«
»Hey, Dallas, hey.« Er hob beide Hände in die Höhe. »Das war doch nur ein blöder Unfall.«
»Vielleicht werde ich es dabei belassen, Ledo. Vielleicht – wenn du mich von deiner Kooperationsbereitschaft überzeugst.«
»Kein Problem, Dallas, echt kein Problem. Was woll’n Sie haben? Jazz, Ecstasy, Go Smoke?« Er fing an, seine Taschen zu durchwühlen. »Sie kriegen das Zeug natürlich kostenlos. Und was ich jetzt nicht habe, wird umgehend besorgt.«
Ihre Augen wurden zu zwei schmalen, goldfarbenen Schlitzen. »Wenn du außer deinen schmutzigen Fingern noch irgendetwas anderes aus deinen Taschen holst, bist du noch blöder als ich dachte. Und ich hatte bereits angenommen, dass dein Hirn höchstens die Größe einer Walnuss hat.«
Seine Hände erstarrten, sein schmales Gesicht wurde reglos, und schließlich hob er mit einem, wie er hoffte, männlich-gönnerhaften Lachen die leeren Hände in die Luft. »Wie Sie bereits sagten, Dallas, is’ ’ne ganze Weile her. Ich schätze, ich hatte einfach vergessen, dass Sie nich’ auf diese Sachen stehen. Nehmen Sie mir das nicht übel, ja?«
Schweigend starrte sie ihn an, bis ihm erste Schweißperlen auf die Oberlippe traten. Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit würde sie dafür sorgen, dass er wieder in den Kahn kam, überlegte sie. Im Augenblick jedoch hatte sie deutlich dickere Fische an der Leine.
»Sie – Sie wollen Informationen? Ich bin kein Bullenspitzel. Bin noch nie einer gewesen, aber ich bin bereit, mit allem, was ich weiß, zu handeln.«
»Handeln?«, fragte sie mit kalter Stimme.
»Ihnen alles, was ich weiß, zu sagen.« Selbst in seinem winzigen Hirn schien es endlich zu klicken. »Sie stell’n die Fragen, und wenn ich etwas weiß, werde ich es Ihnen sagen. Wie klingt das?«
»Nicht schlecht. Snooks.«
»Der Alte mit den Blumen?« Ledo zuckte mit seinem bisschen Schulter. »Ich habe gehört, jemand hätte ihn aufgeschlitzt und irgendwelche Innereien mitgenommen. Mit solchen Sachen hatte ich noch nie etwas zu tun.«
»Du hast an ihn verkauft.«
Ledo gab sich die größte Mühe, gerissen auszusehen. »Vielleicht hamm wir ab und zu Geschäfte miteinander gemacht.«
»Wie hat er bezahlt?«
»Entweder hatte er ein paar Münzen erbettelt oder ein paar von seinen Blumen und anderen Kram verkauft. Wenn er was brauchte – was sehr oft der Fall war –, hatte er die Knete schnell zusammen.«
»Hat er dich oder irgendeinen anderen Dealer jemals übers Ohr gehauen?«
»Nein. Die Penner müssen erst bezahlen, bevor sie etwas kriegen. Man kann ihnen nicht trauen. Aber Snooks, der war in Ordnung. Er war harmlos. Hat sich nur um seinen eigenen Kram geschert. Ich habe nie gehört, dass irgendjemand sauer auf ihn war. Er war ein guter Kunde, mit ihm hatte man nie Scherereien.«
»Bist du in der Gegend tätig, in der er seine Bude hatte?«
»Von irgendetwas muss man schließlich leben, Dallas.« Als sie ihn nur wortlos fixierte, wurde ihm klar, dass diese Antwort falsch gewesen war. »Ja, ich verkaufe dort. Das ist meine Gegend. Ab und zu tauchen mal andere dort auf, aber wir kommen uns nicht ins Gehege. Schließlich sind wir alle freie Unternehmer.«
»Hast du in letzter Zeit dort irgendjemanden gesehen, der nicht so aussah, als würde er dort hingehören, irgendjemanden, der sich nach Snooks oder nach anderen wie ihm erkundigt hat?«
»Wie den Anzugträger?«
Eves Herz machte einen Satz, doch sie lehnte sich lässig an die Wand. »Was für ein Anzugträger?«
»Eines Abends kam so ein Typ dort in die Gegend, der total geschniegelt war. Echt coole Klamotten, Mann. Fiel mir sofort auf.« Ledo, der sich inzwischen wieder etwas wohler fühlte, setzte sich auf die schmale Pritsche und legte seine staksigen Beine bequem übereinander. »Wissen Sie, erst hab ich gedacht, er wollte seinen Stoff nich’ in seiner eigenen Gegend kaufen. Also kommt er zu uns in den Slum. Aber er wollte gar nichts haben.«
Eve wartete, während Ledo an der Haut von seinen Fingernägeln zupfte. »Was wollte er dann?«
»Ich schätze, er hat Snooks gesucht. Der Typ hat mir erklärt, wie der Kerl aussieht, den er sucht, aber ich kann nicht behaupten, dass es da sofort bei mir geklingelt hätte. Die
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