Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod ist mein

Der Tod ist mein

Titel: Der Tod ist mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
Vom Netzwerk:
Platz.
    Es gab kein Fenster, doch hatte jemand sich bemüht, mit ein paar Kunstpostern und einer schlaffen Grünpflanze in einem angeschlagenen Topf dem Raum ein wenig Leben einzuhauchen. Auf einem Wandregal, zwischen einem Stapel medizinischer Disketten und einem Modell des menschlichen Körpers war als Blickfang ein kleiner Strauß aus Papierblumen drapiert.
    »Snooks«, murmelte Eve. »Er muss mal hier gewesen sein.«
    »Madam?«
    »Seine Blumen.« Eve nahm den Strauß aus dem Regal. »Er mochte irgendjemanden hier in der Klinik gern genug, um ihm den Blumenstrauß zu schenken. Und irgendjemandem ist er wichtig genug gewesen, dass der Strauß nicht fortgeworfen worden ist. Peabody, wir haben die Verbindung zwischen den beiden Fällen gefunden.«
    Immer noch hielt sie die Blumen in der Hand, als die Tür von außen aufgerissen wurde und eine junge, schmale Frau, die unter ihrem weißen Kittel abgewetzte Jeans und einen schlabberigen Pullover trug, hereingeschossen kam. Ihre kurz geschnittenen Haare waren noch zerzauster als die Frisur von Eve, doch die honigfarbenen Strähnen rahmten ein hübsches, rosiges Gesicht.
    Ihre Augen blitzten, und ihre Stimme klang regelrecht bedrohlich, als sie sagte: »Sie haben drei Minuten. Dort draußen warten Patienten, und ein Dienstausweis der Polizei macht auf uns nicht den geringsten Eindruck.«
    Eve zog eine Braue in die Höhe. Eigentlich hätte diese Gesprächseröffnung sie verärgern müssen, doch sah sie die dicken schwarzen Ringe unter den müden grauen Augen und erkannte, dass die starre Haltung ihres Gegenübers dem Bemühen zuzuschreiben war, sich nicht von der Erschöpfung übermannen zu lassen, solange die Arbeit nicht beendet war.
    Sie hatte selbst schon oft genug bis zum Umfallen geschuftet, um die Zeichen zu erkennen und voll des Mitgefühls zu sein.
    »Wir sind zurzeit echt sehr beliebt, Peabody. Ich bin Lieutenant Eve Dallas«, stellte sie sich der Ärztin vor. »Ich brauche Informationen über zwei Ihrer Patienten.«
    »Ich bin Dr. Louise Dimatto, und ich gebe ganz bestimmt keine Informationen über Patienten raus. Weder an die Bullen noch an jemand anderen. Wenn das also alles ist…«
    »Tote Patienten«, sagte Eve, als Louise sich schon wieder zum Gehen wenden wollte. »Ermordete Patienten. Ich bin von der Mordkommission.«
    Louise wandte sich ihr wieder zu und betrachtete sie genauer. Sie sah einen schlanken Körper, ein hartes Gesicht und müde Augen. »Sie ermitteln in einem Mordfall?«
    »Nicht in einem, sondern gleich in zwei.« Sie hielt Louise die Papierblumen entgegen. »Gehören die Ihnen?«
    »Ja. Also…« Ihre Stimme brach ab und plötzlich drückte ihr Gesicht ernste Besorgnis aus. »Oh, nicht Snooks! Wer könnte Snooks ermorden? Er war ein völlig harmloser alter Mann.«
    »Er war Ihr Patient?«
    »Eigentlich war er niemandes Patient.« Sie trat an einen alten AutoChef und programmierte ihn auf Kaffee. »Wir fahren einmal in der Woche mit einem Wagen los und behandeln die Leute auf der Straße.« Die Maschine zischte, fluchend riss Louise die Klappe auf und fand dahinter eine Pfütze, die aussah wie eine widerliche Körperflüssigkeit. »Schon wieder ist der Kaffee alle«, murmelte sie und ließ die Klappe offen stehen. »Ständig kürzen sie uns das Budget.«
    »Da geht es uns nicht anders«, kam Eves trockener Kommentar.
    Mit einem halben Lachen fuhr sich Louise mit den Händen erst durch das Gesicht und dann weiter durch die Haare. »Ich habe Snooks nur dann gesehen, wenn ich Dienst auf der Straße hatte. Vor etwa einem Monat habe ich ihn bestochen, damit er sich von mir untersuchen lässt. Es hat mich einen Zehner gekostet rauszufinden, dass er ohne Behandlung in zirka einem halben Jahr an Krebs gestorben wäre. Ich habe versucht, ihm das begreiflich zu machen, aber es war ihm egal. Er hat mir den Blumenstrauß geschenkt und mir erklärt, ich wäre ein wirklich nettes Mädchen.«
    Sie stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. »Ich glaube nicht, dass etwas mit seinem Hirn nicht in Ordnung war – obwohl er sich nicht zu einer psychologischen Begutachtung überreden lassen hat. Es hat ihn schlichtweg nicht interessiert.«
    »Sie haben die Aufzeichnungen von der Untersuchung?«
    »Ich kann sie Ihnen raussuchen, aber was soll Ihnen das nützen? Wenn er ermordet worden ist, kann es wohl kaum der Krebs gewesen sein.«
    »Ich hätte sie gern für meine Akte«, antwortete Eve. »Und dazu noch sämtliche Aufzeichnungen, die Sie von Erin Spindler

Weitere Kostenlose Bücher